Die Geschichte unseres Erdstalls

Erdställe in Gaweinstal

Entdeckung unseres Erdstalls
Oktober 2007

Plan unseres Erdstalls

Entdeckung Gang F
 März 2008

Erdstallvermessung Nov. 2008

Entdeckung Fragment im Köpf Keller Nov. 2008

Die Fundstelle befindet sich in der Marktgemeinde Gaweinstal, früher Gaunersdorf im Weinviertel Niederösterreich ca. 30km nördlich von Wien. Der Erdstall wurde in einem relativ stark ansteigendem Hanggelände, welches vorwiegend aus Löss besteht, gegraben. Dieser Hang oder Berg war auch namensgebend für die Straßen und Wege: Obere, Untere Berggasse und Kellergasse. Das Gelände bot sich aufgrund seiner Lage und Beschaffenheit für den Erdstallbau an. Dies erkannten auch ca. 800 Jahre später die Kellerbauer, um ihre Weinkeller in den Berg zu treiben. Leider nutzten sie dazu allzu oft vorhandene Erdställe, um sich etwas Arbeit und Mühe zu ersparen. 

Wie man auf dem nebenstehenden Stich sieht, befand sich in unmittelbarer Nähe auch eine mittelalterliche Befestigung. Nach Meinung einiger Erdstallforscher befinden sich unter oder neben solchen Anlagen (Burgställe, Hausberge und Wehrkirchen) häufig Erdställe.

Über Erdställe in Gaweinstal liegt eine ganze Anzahl von Berichten vor, wovon die wichtigsten wohl die im Jahr 1790 (1860) zusammengestellte Chronik von GR Martin Merkh und zahlreiche Artikel von Architekt Karl A Romstorfer sind. Auch P. Lambert Karner befasste sich mit den Erdställen in Gaunersdorf. Ing. F. Kießling führt den Bericht der Chronik über die Ausräucherung von Erdställen durch die Feinde als Beweis für die Ungeeignetheit der Erdställe als Verstecke an.

(siehe  Historische Berichte)

Frau Edith Bednarik schreibt im Jahresheft des Arbeitskreises für Erdstallforschung Nr. 29 im Jahr 2003:
Im Jahr 1891 finden wir eine Nachricht von Karl Romstorfer, wieder in den Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft, Band 21.
Romstorfer berichtet darin über die Auffindung von „etwa 20 Hauslöchern“ in Gaunersdorf, wovon er leider nur zwei mehr oder weniger genau beschreibt. Der Ort heißt heute Gaweinstal. Von den Erdställen gibt es heute keinen einzigen mehr - sie sind alle dem Bau von Häusern zum Opfer gefallen.-

Natürlich konnte Frau Bednarik 2003 nicht ahnen, das 2007 eines dieser von Herrn Karl Romstorfer erwähnten Hauslöcher zum zweiten mal entdeckt wird.

Die Kirche war einstmals Befestigung, dann Körnerkasten, danach protestantische Kirche und dann wieder katholische Kirche. Eine alte Sage erzählt von Erdställen, die von der Kirche bis zum Friedhof führten. Der Friedhof lag am Hügel nördlich der Bischof Schneider Straße gegenüber der Kirche, also zwischen Bischof Schneider Straße und den Berggassen. Es kann angenommen werden, daß sich im Bereich zwischen der Bischof Schneider Straße und der Oberen - Unteren Berggasse gegenüber der Kirche ein größeres Erdstallsystem befand.

 >>> Lageplan der vermuteten Erdställe <<<

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden in den Berggassen viele große Kelleranlagen gebaut. Dabei stieß man immer wieder auf Erdställe und benützte diese zum Ausbau.

 


alter vorhandener Keller

Im Sommer 2005 kauften wir uns (Frau und ich) in Gaweinstal ein altes Weinbauernhaus zur Renovierung, da uns die Weinviertler Kellergassen mit ihren Presshäusern und Kellern sehr gut gefallen. Bei uns im Rheinland haben die Winzer das nicht in dieser Form. Im speziellen hat uns dieses Haus zugesagt, da es direkt über einer Kellergasse liegt und sich der eigene Keller unter dem Haus befindet. Das ist hier eher selten, hat aber den Vorteil das man problemlos Strom und Wasser im Keller zu Verfügung hat. Zudem besteht die Möglichkeit die stabile Lufttemperatur von 12° C für die Wärmepumpe zu nutzen. Als Nebeneffekt wird der Keller noch entfeuchtet (ca. 3L Kondensat pro Tag).
Im Sommer 2007 stand der Nachbarkeller unmittelbar neben unserer Kellerröhre zum Verkauf. Da man ja nicht vorhersehen kann wie die Preise für fossile Brennstoffe noch steigen können, war die Entscheidung für mehr kostenlose Erdwärme schnell gefällt.  


dazugekaufter Nachbarkeller


gebaut 1884 von Senatsrat Köpf

Der Keller ist neuer wie unserer, besitzt ein Kellervorhaus (Kappel) sowie eine gemauerte Stiege aus Ziegel. Die Stiege im alten Keller besteht noch aus alten Eichenbalken, die teilweise stark verfault sind. Ich habe mir ausgerechnet, daß die Verbindung der Keller mit einem Durchgang von 2m Höhe und 1m Breite etwa 5 m3 Aushub ergibt und das ja eine überschaubare Menge ist. Da der nächste Winter vor der Tür steht und eine Verdopplung des Luftvolumens* im Keller nicht schaden kann, begann ich die Verbindung zwischen den Kellern zu graben. Ich dachte, daß die ganze Aktion wohl in einigen Tagen abgeschlossen ist. 

Ich grub mich also durch den Löss, welcher für diese Zwecke ein wunderbares Material ist. Löss lässt sich sehr leicht stechen, abschaben und formen, bleibt dabei doch formstabil und man kann schöne Gewölbebögen oder beliebige andere Formen ausarbeiten. Plötzlich kam von meiner gestochenen Gewölbedecke eine große Menge Material herab gestürzt. Ich dachte es handelt sich um eine Sandader oder ähnliches, hatte jedoch keine Ahnung, ob es so etwas im Löss überhaupt gibt. Nachdem ich das Material weggeräumt hatte, schaute ich mir das entstandene Loch in meinem Gewölbe genauer an. Es handelte sich um einen Gang oder Kanal, der quer zu meinem geplanten Gang verlief.

*beide Kelleröhren zusammen 60m lang, ergeben bei 3m x 2,5m etwa 450 m3 12° warme Luft, die durch eine  Wärmetauscherfläche (Wände u. Boden) von 630 m2  mit Erdwärme beheizt wird.

Dies war eigentlich die Entdeckung des Erdstalls, nur ich selbst ahnte noch nichts von diesem und noch viel weniger wusste ich was ein Erdstall ist. Da ich ja nicht wusste, in welchem Ausmaß dieser lose Sand vorhanden ist (ich ging ja noch immer von einer Sandader aus), untersuchte ich den Hohlraum mit viel Licht genauer. Ich sah Hauspuren und ein in den festen Löss eingekratztes Kreuz. Mir wurde klar das dies nicht von der Natur hergestellt wurde. Hier an dieser Stelle 4m unter der Erde muss schon einmal jemand gewesen sein. Die Erbauer der Keller waren es sicher nicht, da ich mich ja bis hierher durch festen Löss gearbeitet hatte. Ich bemerkte auch das die Farbe des Materials an den Stellen wo der querende Gang auf die Seitenwände meines Ganges stieß viel dunkler wie der umgebende Löss ist. Das Material war sehr locker und ließ sich ganz einfach vom natürlich gewachsenem Löss abkratzen. Ich legte noch am gleichen Tag meine erste Erstallkammer frei und es war zugegeben ein sehr seltsames Gefühl nicht zu wissen was es ist und was mich nach der nächsten Schaufel Sand erwartet. Ich glaube, dies war der Moment in dem mich der Erdstallvirus befiel.


Hauspuren und ein in den festen Löss eingekratztes Kreuz


Kellerverbindung

Am gleichen Abend googelte ich noch durchs Internet und fand einige Seiten mit ähnlich aussehenden Gängen und Kammern. Das nannte sich Erdställe. Dann war die Suche nach Personen, die sich mit Erdställen beschäftigen, einfach. Ich fand sodann auch gleich die richtigen Fachleute, Herrn Gerhard Holischka aus Wien und Frau Edith Bednarik, Höhlenforscherin und federführend in der derzeit stattfindenden Erdstallforschung (vorwiegend Niederösterreich). Nachdem Herr Holischka die Fotos von der ersten Kammer gesehen hatte, bestätigte er mir schon vorab, dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Erdstall handelt. Kurze Zeit später nahm er meinen Keller persönlich in Augenschein und ich wusste nun, dass es sich tatsächlich um einen Erdstall oder Fragmente davon handelt. Nun war mein Zeitplan von einigen Tagen für die Kellerverbindung dahin. Es stellte sich heraus, dass die Kellerbauer des Senatsrats Köpf den Erdstall komplett mit Abraum aus der Kellerröhre verfüllt hatten. Damit war auch meine Schätzung mit 5 m3 Aushub nur noch ein frommer Wunsch. Es sind inzwischen etwa 15 m3 und mit jeder neuen Erdstallkammer die wir finden wird es mehr.
Inzwischen ist es November und der Erdstall ist noch immer nicht komplett freigelegt. Im Prinzip ist die Sache mit dem graben ganz einfach, man kratzt alles loses Material weg und übrig bleibt ein Erdstall. Es ist und bleibt spannend immer  weiter zu graben und man wird wieder aufs neue überrascht, was die Menschen vor ca. 1000 Jahren mit viel Mühe erbauten. An dieser Stelle ein großes Danke an Herrn Holischka, der mich beim graben unterstützte und durch Inspiration oder vielleicht Glück eine Stelle bearbeitete, die uns nach nur 1 Std. eine neue Kammer bescherte. Dies erleichtert auch die Namensgebung der Kammern, seither heißt die Kammer Holischkakammer. 
Wie und wo es weiter geht kann ich nicht sagen, Erdställe sind ein großes Rätsel, und es gibt keinen standardisierten Grundriss eines Erdstalls. 

Ich werde mich weiterhin von unserem Erdstall überraschen lassen und bedauere schon jetzt den Tag, an dem alles ausgegraben und es nichts mehr zu entdecken gibt.

Dies einfache Erdloch überdauerte 1000 Jahre um uns hochtechnisierten, im Minutentakt lebenden Menschen die vermutliche Bedeutungslosigkeit unserer schnellen Zeit aufzuzeigen. Es fordert auf, den Hinterlassenschaften unserer Altforderen vielleicht ein wenig mehr Respekt entgegenzubringen und die Vergangenheit nicht dem Fertigbeton zu überlassen. Es ist  zu befürchten, dass die Hinterlassenschaften unserer schnellen Zeit die nächsten 100 Jahre nicht überdauern.
1. Nov. 2007 L.B.


Aushub der Kellerverbindung im neuen Keller

7. Nov. 2007 
Heute hat Frau Edith Bednarik unseren Erdstall vermessen. Da Frau Bednarik die Vermessungen der Erdställe sehr (cm) genau vornimmt, hat  die Vermessung fast einen ganzen Tag in Anspruch genommen.



ausmauern des Gewölbes mit alten Ziegeln

Nov.- Dez. 2007
Der neue Verbindungsgang der zwei Keller muss rasch ausgemauert und gewölbt werden, da zwischen gegrabenem Gang und einer Erdstallkammer nur noch eine 10 cm dünne Lösswand steht. Wenn die Wand den Druck des darüberliegenden Erdreichs nicht mehr aushält, würde die Erdstallkammer und der Verbindungsgang verschüttet. Den Verbindungsgang kann man ja wieder freigraben,  aber die schön geglättete  Decke der Kammer wäre für immer zerstört.


Erdstall Hauptgang vorher

3. Advent 2007
Das Gewölbe des Verbindungsganges ist fertig und die Erdstalleingänge luftdicht mit Holztüren verschlossen, jetzt kann die trockene Luft der Wärmepumpe dem Erdstall nicht mehr schaden.


Erdstall Hauptgang nachher


Eingang Kammer Nord vorher


Eingang Kammer Nord nachher


Mein erster Erdstallplan

Nun hat es doch bis Februar 08 gedauert bis ich meinen Plan fertig hatte, aber der Hausbau fordert auch beim Erdstall Opfer. Der nächste Plan geht auch sicher schneller. Es ist halt so eine Sache beim ersten mal Erdstall vermessen. Geradeaus ist einfach, aber die vielen Winkelgrade und die große Verwirrung, wenn der Kreis sich nicht schließt. Ich hoffe es stimmt so einigermaßen.

Gesamtübersicht: Die Lage der Keller, Haus und Erdstall

Ausschnitt Erdstall

 

Die Vermessung - oder die unendliche Geschichte -

Aus aktuellem Anlass vielleicht noch einige Selbsterfahrungen eines absoluten Laien in der Vermessungstechnik. Vielleicht kann sich der nächste "Do it your self Erdstallvermesser " durch meine Fehler einiges an Zeit sparen. 
Ich durchstöberte die angesagte Fachliteratur "Der Erdstall" 30 Hefte auf CD in der Annahme, dass dort sicher einmal eine Fachfrau oder -mann einen Artikel über professionelle Vermessungen verfasst hat. Leider habe ich dort nichts gefunden, die Vermessung scheint für die Fachleute so einfach und alltäglich zu sein, dass man nicht darüber spricht. Nach einigen hoffnungslosen Versuchen die Winkel der Wände zueinander über Längenmaße zu ermitteln, fiel mir meine Schulzeit wieder ein, das nannte sich damals bei uns Raumlehre und ich habe bei diesem Thema gerade mal nicht gefehlt. Das was ich nun benötigte war auf meiner Baustelle vorhanden. Zwei gerade Ziegellatten am Ende durchbohrt, mit einem Bolzen verbunden ergibt einen großen Zirkel. Daran eine aus Sperrholz ausgesägte Winkelmesserscala befestigt ergibt ein sehr futuristisch anmutendes Messwerkzeug. Auf Fotos möchte ich hier verzichten, damit Ihnen nicht die Tränen in Ihr Rechnerkeyboard laufen. Dieser Winkelmesser machte bei den relativ geraden Kellerwänden eine ganz gute Figur, aber bei den buckligen Erdstallwänden kann man das Wort messen durch schätzen ersetzen. Zudem wurde mir bei der Arbeit mit dem Gerät bewusst, dass sich jeder Messfehler beim nächsten Winkel dazuaddiert. Mit viel Glück ergibt sich bei 20 aufeinanderfolgenden Winkeln 10 zu eng gemessen, 10 zu weit gemessen ein guter Schnitt. 
Gerät und Idee wieder verworfen.
Im Hinterkopf hatte ich natürlich das Gerät welches Frau Bednarik im November bei der Vermessung benutzt hat. Ich habe das Internet nach solch einem optischen Messgerät durchsucht aber nichts gefunden, da ich noch nicht mal wusste wie es heißt. Es ist eine Optik mit der man ein Ziel (Messpunkt) anvisiert und gleichzeitig einen darin eingebauten Kompass ablesen kann. Solch ein Präzisionsgerät im Miniformat, etwa so groß wie eine Zigarettenschachtel, wird auch ziemlich teuer sein.
Durch Zufall entdeckte ich bei Conrad Elektronik einen Billignachbaukompass, ich glaube eines Militärkompass für 4,90 €. Das Teil hat einen schwimmend gelagerten Kompass, eine Zieloptik und eine angebaute Lupe um die Gradscala abzulesen, einfach unglaublich wie man so etwas bauen kann für das Geld.
Mit diesem Kompass zog ich nun guter Dinge in meinen beleuchteten Erdstall und sah nichts. Um die Gradscala und den Messpunkt zu sehen benötigt man zwei helle Lichtquellen. Die Gradscala kann man mit der freien Hand selbst beleuchten, beim Messpunkt wird es dann schwierig. Ich ersetzte die Zieloptik durch eine Halterung mit angeschraubtem Laserpointer für 3 € und jetzt funktionierte mein Messgerät endlich. Durch den Laserpointer lassen sich Messpunkte in 30m Entfernung genau anvisieren und man kann in aller Ruhe den Kompass ablesen.
Schnell war dann die erste Skizze der Keller und des Grundstücks angefertigt und der nächste Frust folgte dann zu Hause beim Vergleich mit dem Grundstücksplan aus dem Kataster. Die dreieckige Grundstücksform stimmte mit allen Winkeln überein, jedoch war mein gezeichnetes Grundstück  um mindestens 20 Grad insgesamt Richtung Osten verdreht. Ich verglich dann den Kompass mit einem Garmin GPS und musste feststellen, dass dieser Rambo-Kompass eine Abweichung von 24 Grad hat. Das erklärt auch warum China glaubt Tibet gehöre zum Reich der Mitte, wer sonst kann einen Kompass für 4,90 € bauen. Mein Zweck war trotzdem erfüllt, da die 24 Grad Abweichung als feste Größe mit eingerechnet werden.
Somit kam meine erste Vermessung dann doch noch zu einem guten Ende.

Dann doch noch ein Foto zum lächeln:
Hochwertiges Messgerät mit Laser Zieleinrichtung zur Vermessung von Erdställen.
Kompass 4,90 €
Laserpointer 3,00 €

März 2008
Es gibt noch 3 Fragezeichen auf dem Plan, Fragezeichen Nr.1 kann die Verlängerung des Erdstallganges sein, den ich durch den Bau der  Kellerverbindung angeschnitten habe. (auf dem Plan gestrichelt dargestellt).
Fragezeichen Nr. 2 befindet sich im Senatrat Köpf Keller in der Hälfte des Kellers unter der oberen Berggasse. Diese Stelle habe ich als grabungswürdig erachtet, da sich dort eine Ausmauerung in der Kellerwand befindet, die nicht zu den anderen Ziegeln passt. 
Nun hatte ich mir einen Nachmittag Auszeit von meiner Baustelle genommen, weil ich einmal etwas anderes sehen wollte wie wochenlang nur Rigips im Dachausbau. Zudem ist Erdstall suchen viel spannender. Ich fing also an bei Fragezeichen 2 die Wand aufzustemmen. Nachdem ich ein 50 X 50cm großes Loch in die 30er Ziegelwand des kellergewölbtes gestemmt hatte, gab es dahinter kein Erdreich sondern noch eine Ziegelwand. Dies gab der Aktion schon wieder etwas Spannung. Warum eine zweite Ziegelwand ? Am nächsten Tag stemmte ich dann die zweite Ziegelwand, die etwa 60 cm dick war durch. Das Erdreich dahinter war ganz locker, keinesfalls gewachsener Lös und die Spannung wuchs. Ich machte den Test mit einer 2m langen Eisenstange, ich konnte die Stange fast ohne Widerstand komplett in die Wand schieben. 
Wie viel Glück kann man den haben, beim ersten Grabungsversuch schon wieder ein Erdstall ?

Ich fing natürlich gleich an zu graben, es ging wieder so leicht wie beim ersten Erdstall, es ist ein ganz lockeres, im Vergleich zu gewachsenem Lös sogar leichtes Material. Es lässt sich mit bloßen Händen wegschieben. Nach nur einer halben Stunde tat sich ein spitzbogiger Gang auf, der in Richtung Osten führt also genau Richtung dem alten Koller Keller. Ich schaffte in drei Stunden etwa 4m Länge von diesem Gang freizulegen. An den Hauspuren im Spitzbogen ist zu erkennen das die Erbauer in gleicher Richtung gruben.


Eingang Gang F im Keller Senatsrat Köpf
entdeckt März 2008


Gang F spitzbogig im Keller Senatsrat Köpf
entdeckt März 2008
im Vordergrund das lockere Verfüllmaterial


Dieser neue Erdstallgang, ich bezeichne ihn für den Plan vorerst mal mit dem Buchstaben F, wirft viele neue Fragen auf:

Gehört dieser Gang zu meinem Erdstall den ich im Oktober 2007 fand ?
Die Gänge unterscheiden sich sehr stark, der erste Erdstall hat niedrige Gänge mit einer Maximalhöhe von 0,8m die Decken der Gänge sind flach im Originalzustand. Die Hauspuren sind an den nicht verstürzten Stellen zu sehen. Der jetzt gefundene Gang ist spitzbogig und etwa 1,5m hoch, er ist ziemlich glatt gearbeitet und es sind nur wenige Hauspuren zu sehen. Beide Erdställe sind etwa 16m Luftlinie voneinander entfernt. Sollte es ein zusammenhängendes System gewesen sein, wäre es für einen durchschnittlichen Erdstall ziemlich groß gewesen. Auch beträgt der Abstand zum möglichen Eingang am Südhang etwa 20m, was mir auch etwas weit erscheint. In andere Richtungen kann sich kein Eingang befunden haben, da das Gelände Richtung Norden stark ansteigt, an der Stelle des neuen Ganges dürften  es bis zur oberen Berggasse etwa 6 -7 m Höhe sein.

Wer hat die Gänge so peinlich genau verfüllt, und warum ?
Beide Erdställe sind mit dem gleichen Material bis wenige cm unter die Decke komplett verfüllt. Bei dem ersten Erdstallfund dachte ich die Erbauer der Keller hätten die Verfüllung eingebracht, da der Weg nach draußen weiter ist.  Aber jetzt nachdem ich schon einige Meter Erdstall selbst ausgegraben habe, glaube ich der Weg nach draußen ist viel einfacher als mit einem Kübel voller Löß einen zig Meter langen Erdstallgang Entlangzukriechen um den Kübel auszuleeren. Auch dürfte der Abraum vom Kellerbau nicht so locker sein, da sich beim abstechen von festem Löß große Schollen bilden, die auch sehr schwer sind. Demzufolge müssten die Erdställe also vor dem Bau der Keller verfüllt worden sein. Aber wer tut sich eine solche Arbeit an, es genügte ja den Eingang 2 -3m zu verfüllen. Diese Menschen sind aber offensichtlich mit Kübeln voll Füllmaterial bis in den letzten Erdstallwinkel gekrochen um eine nach meinem jetzigen Wissensstand völlig unverständliche Arbeit zu verrichten. Es war sicher nicht viel weniger Aufwand, als den Erdstall vormals zu erstellen. 
Wieso wurde der Eingang des Ganges mit einer fast 1m dicken Ziegelmauer verschlossen ?
Was mochte den Menschen vor 130 Jahren an einem Erdstall so gefährlich erscheinen, das der Eingang des Ganges mit einer 90cm ! dicken Ziegelwand verschlossen wird. Statische Gründe dürften kaum eine Rolle spielen, da der Gang eh schon verfüllt war, um das Füllmaterial am ausfließen zu hindern hätte eine Ziegelreihe genügt. Zudem beträgt die Überdeckung des Ganges zur Erdoberfläche mindestens 6m, bei damaligen Verkehrsmitteln auf der oberen Berggasse war ein einstürzen sicher nicht zu befürchten. Es bleibt eigentlich nur die Möglichkeit irgendeines Aberglaubens, oder religiöse Gründe für solch überzogene Sicherungsmaßnahmen.


Erdstall Vermauerung 90 cm !

Warum wurde das Wissen über das Vorhandensein eines Erdstalls über 3 Generationen nicht weitergeben ?
Die Ziegel mit denen der Erdstall vermauert wurde habe das sogenannte Alt - Österreichische Format, 28X10X6 cm mit der Prägung JR. Diese Prägung ist in Gaweinstal häufig anzutreffen, da diese Ziegel von einem Gaweinstaler Baumeister zwischen 1860 und 1890 verwendet und vertrieben wurden. In der damaligen Zeit war es durchaus üblich das sich Baumeister Ziegel mit Ihren persönlichen Initialen brennen ließen. Da an der Kellertür das Jahr 1884 vermerkt ist, kann man davon ausgehen das in dieser Zeit auch der Erdstallgang vermauert wurde. Im Jahre 1900 wurde schon der Vater des Mannes geboren, der uns das Haus mit Keller verkauft hat. (also 20 Jahre nach der frühestmöglichen Vermauerung). Sein Vater hat Jahrzehnte lang in diesem Keller seinen Wein erzeugt und wusste offensichtlich nichts von dem Erdstall. Ich finde es seltsam das der Opa seinem Sohn nie etwas von dem Erdstall erzählt hat, bzw. wenn er es erzählt hat, hat dieser Sohn seinem Sohn nichts davon erzählt. Ich muss daraus schließen das der Erdstall als eine Art Geheimnis gehütet wurde, oder so ein Erdstall war absolut bedeutungslos und nicht der Rede wert. Aber wer macht sich die Mühe etwas bedeutungsloses mit 90cm Ziegelwänden zu verschließen. 
Ich weiß viele Geschichten von meinem Opa, auch bedeutungslose, obwohl ich ihn nie kennen lernte.

Unser Erdstall verschafft mir immer neue Arbeit und wirft ständig neue Fragen auf, aber Spaß macht es doch.

Mittwoch 12.03.2008,  Besuch von Gerhard Holischka

Herr Holischka hatte mir seinen Besuch angekündigt, um sich über den Stand der Erdställe zu informieren. Natürlich hatte er wieder sein Arbeitsgewand und die Gummistiefel im Gepäck. Nach einer kurzen Besichtigung meinem jetzt schon alten Erdstall und einem Gedankenaustausch über den neuen Gang fingen wir sogleich an zu graben. Zu zweit geht das natürlich erheblich besser. Herr Holischka ließ es sich nicht nehmen im Erdstall die Erde nach vorne zum Eingang zu schaffen, von dort fuhr ich das Material mit der Schubkarre, hier als Schepptruhe bekannt, zu dem unendlich großen Haufen, der im Köpf Keller auf seinen  Abtransport wartet.


Herr Holischka in Aktion

Wir schafften es an diesem Abend den Gang soweit freizulegen, das man zumindest schliefend das Ende  des Ganges am Ziegelgewölbe des Koller Keller erreicht. Jetzt ist es möglich genauere Angaben über den Verlauf und die Form des Ganges zu machen. 


seltsame Deckenform des Ganges


die innere zweite Ausmauerung des Ganges hinter dem Kellergewölbe ist hier gut zu erkennen.

Meine erste Annahme der Gang sei spitzbogig trifft nicht ganz zu, die Decke des Ganges sieht aus wie eine römisches Schiff mit dem Kiel nach oben. 


Eingang de Ganges im Senatsrat Köpf Keller

Der Gang beginnt im Senatsrat Köpf Keller und verläuft etwa 5m in Süd - Ost Richtung geradeaus, dann folgt ein leichter Bogen in südlicher Richtung mit 3m Länge, nach insgesamt 8,5m endet der Gang dann am Kellergewölbe Koller. 


Das Ende des Ganges aus dem Koller Keller betrachtet, neben der Lampe das kleine Rechteck, siehe Foto rechts. Der große Lehmfleck an der Wand ist etwa die Mitte des Ganges, es ist der einzige Lehmfleck im ganzen Keller. Mit großen Buchstaben hat Herr Leopold Koller geb. 1900 seinen Namen in den Lehm geritzt. Das ist ganz sicher kein Zufall, der gute Mann wusste von dem Gang hinter der Mauer und hat keinem Menschen etwas davon erzählt. 


Ende des Ganges am Kellergewölbe Koller, eine seltene Möglichkeit ein Kellergewölbe von der äußeren, also der Erdseite zu betrachten. Durch das kleine helle Rechteck strahlt das Licht aus dem Koller Keller.

Wir haben jetzt den oberen Deckenbereich des Ganges auf ganzer Länge freigelegt, nach Ostern geht es dann gemeinsam mit Herrn Holischka weiter. Ob sich event. Kammern oder Abzeigungen in dem Gang befinden, wird man erst sehen wenn der Gang vollständig bis zur Sohle freigelegt ist. Bei meinem anderen Erdstall kamen die Eingänge der Kammern auch erst nach 2/3 der Deckenhöhe zum Vorschein.

Erdstallvermessung am 2.11.08

Am 2.11.08 besuchte uns Edith Bednarik  mit Freundin Ingrid um die Gänge die seit der letzten Vermessung hinzukamen in Ihrem Plan zu ergänzen. 


An diesem Vermessungstag ergab sich eine lustige Kellerrunde. 
(Edith Bednarik und Ihre Freundin Ingrid, Fritzi und Karl Lukan, Gerhard Holischka mit Elisabeth und Herrn Stummer mit Sohn.) 

Edith und Ingrid im Erdstallgewand.

Edith Bednarik mit Kompass

Immer wieder neue Rätsel.
 

Entdeckung eines Erdstallfragments am 6.11.08 im Senatsrat Köpf Keller


Dampfloch am Ende des Senatrats Köpf Kellers soweit vergrößert, das man in den Hohlraum blicken kann.
Am  6.11.08 gab ich mir einen halben Tag frei um mich ein wenig um unseren Erdstall zu kümmern. Gegenüber unserem Haus gibt es das sogenannte Eschbergerhaus. Nach Berichten von Augenzeugen sackte an diesem Haus in den 30er Jahren die nach Westen gerichtete Giebelwand ab, und gab die Schlafstube um 4.00 Uhr in der Früh für die Blicke der Nachbarschaft frei. Das Haus wurde dann mehrfach verkauft, und dem jetzigen Besitzer ist von den damaligen Vorgängen nichts bekannt. Also suchte ich den Sohn der damaligen Familie Eschberger auf, der heute in Bad Pirawarth einen Heurigen betreibt. Nachdem ich ihm mein Anliegen erklärte, konnte er mir sofort bestätigen, das sein Vater ihm einmal von Erdställen unter seinem Elternhaus berichtete. Er selbst hat die Erdställe jedoch nie gesehen, da der Eingang damals schon verfüllt war. Jetzt war es für mich einfach die Stelle zu finden, da sich das Ende meines Kellers direkt unter dieser Giebelwand befindet. Das Dampfloch am Ende des Kellers ist mir schon seit langem eine Erklärung schuldig, da es an seinem oberen Ende nach 8m mit Ziegeln verschlossen ist und diese Ziegel mit mindestens einem Meter Erde überdeckt sind. Trotzdem ist im Keller am unteren Ende der Röhre ein deutlicher Luftzug zu spüren. Ein Versuch mit Rauch um einen event. zweiten Ausgang des Lochs zu orten brachte keinen Erfolg. 

Das Ende des Köpf Kellers, 30m vom Eingang und den möglichen Erdstalleingängen entfernt, 8m Überdeckung nach oben.
Ich vergrößerte das Dampfloch von unten soweit das ich mit dem Kopf in den Hohlraum blicken konnte der von der Dampfröhre geschnitten wird. Der Raum sieht aus wie ein Erdstallgang, aber es ist sicher nicht der, wodurch die Mauer einstürzte. Es befinden sich noch immer 7m Löß zwischen dem Hohlraum und dem Eschberger Haus. Für einen Erdstall finde ich eine Tiefe von 7m unter dem Haus auch ziemlich viel. Andererseits kann der Gang auch nicht zu meinem Erdstall gehören, da ein möglicher Eingang am Hang 30 m entfernt ist, was für einen Erdstall auch wieder ziemlich lang wäre.

Der Gang liegt ca. 60cm über dem Kellergewölbe und wird von einer Dampfröhre geschnitten. Die Maurer des Kellergewölbes haben die Decke des Ganges sogar mit Ziegeln gegen das Kellergewölbe abgestützt.

Vermutlich sind die Eschbergers damals durch den Einsturz eines Erdstalls der die Last der schweren Giebelwand nicht mehr tragen konnte geweckt worden. Also war oder ist zwischen meinem neu entdecktem Gang und der Erdoberfläche noch ein Erdstall. Ein System mit mehreren Etagen schließe ich nach den bisher hier gemachten Erfahrungen aus. Für mich stellt sich jetzt die Frage, wie komme ich dorthin ohne in mein Kellergewölbe größere Löcher zu stemmen. Ob es mir einmal gelingt das Puzzle dieser jetzt doch schon vielen Fragmente zusammen zu setzten ?
Offensichtlich sind die alten Berichte über zahlreiche Erdstallanlagen in den Berggassen wahrheitsgemäß, da das Eschbergerhaus, in den Gestetten über uns, eine durch Augenzeugen belegten Erdstall besaß. Auf dem Grundstück unter unserem Haus ist in den 50er Jahren bei Umbauarbeiten auch ein Erdstall entdeckt worden, der dann aber sogleich verfüllt wurde.

 

 

 

 

 

 

 

 

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