Dechant Georg PFEIFER

Geboren 1867 in Joslowitz, Südmähren (heute Republik Tschechien)
Gestorben 1946 in Hollabrunn, Niederösterreich. Georg PFEIFER hatte seit seiner Versetzung ins Weinviertel die Gelegenheit, mit der Mundart des Volkes nördlich der Donau vertraut zu werden, aber auch dessen Denk- und Lebensweise genau kennen zu lernen, was in seinen Gedichten dann seinen Niederschlag fand.
Zu Dechant Georg Pfeifers Schaffen gehört daher die Wein- und Kellerpoesie , in der ihm manch nettes Gedicht gelungen ist. Wenn man bedenkt, daß er Zeit seines Lebens in Orten mit Weinbau gelebt hat, dann versteht man seine glänzende Beherrschung dieses Stoffes. Mit Weinbau und Kellerwirtschaft hat er sich ja bis in seine letzte Lebenstage beschäftigt. Zum Andenken an Georg Pfeifer wurde nach seinem Tod jene Straße in Hollabrunn , die er zu seinen Lebzeiten so oft beschritten hatte, als er auf dem Weg zu seinem Keller war, nach ihm als Dechant Pfeiferstraße benannt.
Hier einige Kostproben vom dichterischen Können Dechant Georg Pfeifers:
Im Gedicht "Der Erdstall" beschreibt Georg Pfeifer seine Liebe zum Keller . Der Erdstall ist dabei ein System von unterirdischen Gängen, die zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges im Weinviertel als Zufluchtsort für die Menschen vor den Auswirkungen von Kriegsereignissen dienten.
Auch die "Kellerpoesie" beschreibt Georg Pfeifer in autobiographischer Weise seinen Keller.
Zu Georg Pfeifers besten Werken zählt das Gedicht "Die Kellerjause", in der er in treffender Weise aufzeigt, wie die Leute reagieren, wenn sie zuviel des guten Weines konsumiert haben .

 

Der Erdstall Die Kellerjause Kellerpoesie

 


Der Erdstall


"So(g) ma's, Monn, wonnst ma's nu g'stehst, wos d' so gern in Kölla gehst?
Möcht schon wissen, wos d' draust tuist, obs d' denn ollweil aussimuisst.
Olli To(g) und olli To(g)! Gwöhnst dars wirkli nimma o(b)?
Wonn si oans i d' Erd vagrobt - host denn nia no(ch) Zeitlang ghobt?""
Glaub ma's Wei, dö Köllastunden - dös hot manicher empfunden -
san so kurz, vergengan gschwind, gor wonn si a G'sellschaft find't.
Und af oans darfst nit vagessen: Unsa Volk hot flüchten messen,
wonn da Feind in's Lond is kemma, muisst in Kölla Zuiflucht nehma.
Hob'n in Erdstall hausen messen; so wos konn ma nit vagessen;
san gor häufti obigrennt und iatzt san s' in Kölla gwöhnt.
Weil's an olte Gwohnat is, glaub ma's Alte, dös is gwiss,
wegn den schloif(n) ma heut no gern in die unterst Kölla-Röhrn.
Monigs is in Lebn zwider. D' Steuern drucken di oft nieder,
Sorgen, Kummer gibt's oft gnui. Drausst in Kölla is a Rui(h).
Und af oans derfst nit vagessen. Sterben werdn ma oanmol miassen.
Leichter gschiacht an do am End, wonn ma d' Erd bei Zeiten gwöhnt.
Weiberl, gelt, du host koa(n) Neid?
Loss mar a a bisserl Freud!
Wonn i tui dös Glaserl heb'n, loss i di a jedsmoi leb'n!"

Dechant Georg Pfeifer  Hollabrunn 1930

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Die Kellerjause

Gut ist ein geselchtes Schwein, wenn man sagen kann, s'ist mein.
Wenn der Mann, der so ein Schwein hat, außerdem noch einen Wein hat
und den Keller freundlich auftut,  so ist es natürlich auch gut,
weil er denkt - von Gottes Gaben sollen andre auch was haben.
Und es gibt stets edle Seelen mit gut ausgepichten Kehlen,
die vor keinem Keller zittern, wenn sie ein Geselchtes wittern.
Sonntag, nachmittags, um vier, steht man vor der Kellertür -
und wie üblich hierzulande kommt gleich eine ganze Bande.
Wie der Hausherr da erschrickt, als er diese Schar erblickt -
denkt bei sich, daß Gott erbarm' ... heute saufen die mich arm.
Doch als gastfreundlicher Geber ist er da schon mit dem Heber,
ladet ein, den Wein zu kosten, daß die Kehlen ja nicht rosten.
Sprich - fragt einer ganz diskret "Na gezuckert is er net."
Doch sein Lächeln scheint zu sagen: "Wie kann einer so dumm fragen!"
Und man trinkt, Fachkenntnis heuchelnd,  lobt den Wein,
dem Hausherrn schmeichelnd, wenn man auch,
wie's halt meist geht - eigentlich gar nichts versteht.
Dabei schielt man nach dem Tische, wo in einer Kellernische
schon ein Trumm Geselchtes schimmert,
was den Weindurst noch verschlimmert.
Spricht der Hausherr dann "greift's zu", fällt man drüber her im Nu.
Manche halten sich wohl mäßig, andre sind schon mehr gefräßig,
hauen ein als wie die Hunnen, die dem Nächsten nichts vergunnen.
Das geselchte Schweinerne verschwindet bis aufs Beinerne.
Und ein riesen Laibl Brot ist sehr bald dreiviertel tot.
Herrlich schmeckt der kühle Trunk nach der guten Fütterung,
denn der Wein ist ganz famos und der Durst unheimlich groß.
Einen Heber nach dem andern läßt man durch die Gurgel wandern.
In des Kellers dunklem Düster legt der Mensch ab den Philister,
denn hier gilt nur der als Mann, der etwas vertragen kann.
Wie die Stunden schnell verrinnen in dem Keller da herinnen.
Man wird lustig, liederlich, Alt und Jung verbrüdert sich,
und das Gläschen fünf bis sechs trinkt man nacheinander ex.
Ist's um diese Zeit, dann schliafen Affen aus des Kellers Tiafen
setzen sich mit einem Ruckel jedem Zecher auf den Buckel.
Mancher Affe ist noch klan, mancher schon ein Pavian.
Und ein Zecher - halbwegs nüchtern,
mahnt zum Aufbruch jetzt ganz schüchtern.
Doch er wird zusamm'gebissen, von den andern fast zerrissen.
Grade jene Raubersknaben, die den größten Fetzen haben,
gehen absolut nicht fort, da ist schad' um jedes Wort.
Und nun läßt im Großen Ganzen jeder seinen Affen tanzen.
Einer möcht politisieren, niemand will drauf reagieren,
dieses wurmt den Mann so sehr darum säuft er umso mehr.
Einer redet unaufhörlich, wird bereits gemeingefährlich,
bis ein Schnackerl ihn doch bändigt, seinen Redefluß beendigt.
Einer schaut darum ganz dumm und ein andrer lacht sich krumm,
weil er diesen Mann betrachtet, den schon Alkohol umnachtet.
Doch er sollte lieber weinen, denn er hat schon selber einen.
Einer jubelt, daß er frei ist, seine Alte nicht dabei ist,
denn die Gattin - lieb und teuer - keppelt manchmal ungeheuer,
weil sie nicht begreifen kann, daß man sich besaufen kann.
Graues Elend hat erfasst einen andern Kellergast
Dieser klagt "Ich bin ein Sünder hab' zu Hause Frau und Kinder,
ich verprasse hier den Wein ..."Unter Tränen schläft er ein.
Einer zeigt sich streitbeflissen, der wird sanft hinausgeschmissen,
und man riegelt zu von innen -draußen kann er weiterspinnen.
Manche möchten gerne singen, können nichts zusammenbringen -
na, so singen's endlich halt "Wer hat dich du schöner Wald ..."
Auf den Hausherrn mit der Alten möcht einer eine Rede halten,
doch sein Zungenschlag ist groß und sein Zustand hoffnungslos.
Drum springt ein andrer ein für ihn, aber der ist noch mehr hin.
Hat nur eine Bank erklommen - weiter ist er nicht gekommen.
Nun ist's höchste Zeit zum Geh'n, soll nichts ärgeres gescheh'n.
Drei bis vier sind schwer beschädigt, einer beinah ganz erledigt,
und nun muß man diesen Teppen mühesam nach Hause schleppen.
Man empfiehlt sich schwankend, wankend,
und dem Hausherrn vielmals dankend.
Dieser spricht voll Freundlichkeit "Is scho' guat, war mir a Freud."
Ja, er freut sich wie ein Kind, nämlich, daß sie draußen sind.
Und von einem Wiederkommen hat kein Mensch etwas vernommen.

Dechant Georg PFEIFER  Feber 1926

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Kellerpoesie

A niada Pforra hot an Kölla und a Kölla, der muiß sein,
wonn a schon nit sölba trinkat, ´s is jo wegn an Opferwein!
Um a sechse, holba siebmi, wonn die Sunn schon obigeht,
glängt a um an Weichselstecka, der hinten in oan Winkl steht;
nimmt in großn Köllaschlüssl und vagißt di Pfeifa nit.
Wonnst iatz Durscht host, muißt di tummln und gehst mit´n Pforra mit.
Wonnst dahoam bleibst - ´s muiß nix mocha, er geht a sein We alloan,
jo i glaub, es is eahm liaba, wonn die G´sellschoft is recht kloan.
Hot jo eh dö Freunderln draußt´n, dö durt lingan in da Reih,
lauta schöne runde Fassln, und dö Johrgong kennt a glei.
Und er plaudert mit dö Fassln unsa Pforra i da Still´,
lobt den oan und schilt den ondern, wia´s die Qualität holt will.
Kost´t bold den und kost´t in ondern, g´freut si oft in voraus schon
on da Forb, am Glonz, am Grücharl und am reina, echtn Ton.
Raukt dabei dos liabe Pfeiferl, ißt wohl a an Bissn Brot,
liegt a Bröckl Fleisch danebn, na, wird´s a nit leicht verspott´t.
Ißt und trinkt und raukt gonz gmüatli - olle guitn Ding san drei,
denkt auf olte guite Zeitn, dö für ollweil san vorbei!
Denkt af moning Freund, der ehnda Freud und Load mit eahm hot teilt,
denkt af moning Gost, der früha in den Kölla hoa vaweilt.
Sö san furt, sö kemman nimma, dos is, wos´n bitta kränkt,
san iatzt in an gonz kloan Kölla,  und koa Wein wird durtn g´schenkt!
Is a oamol recht guit aufglegt, nocha wird da Pforra jung,
denkt af dö Studentnjahrln und oft kimmt a glei in Schwung.
Nocha fongt a on zu singa vo da glücklign Jugendzeit,
vo da Liab und Treu und Freundschoft, vo da Burschenherrlichkeit!
Singt si d´Sorign weg von Herzn und schwoabt obi Gift und Goll
und is mit´n Schicksol z´friedn, a bisserl wos gibt´s überoll.
Denkt des öftern a am Herrgott und er woaß schon a wegn wos:
Er gibt uns dö guitn Tröpferln, eahm bringt er dös erste Glos!
Schimpfan d´Leut a über´n Kölla, ´s konn a Wollfohrt öfta sein,
´s kimmt drauf on, wia s du di afführst, d´Hauptsoch is: du teilst da ´s ein!
Muißt nit heut unbändi tringa, moring is jo a a Tog!
Moß und Ziel, nit üba d´Schnur haun, nocha hobn dö Leut koan Klog!
Leb und loß dö onan lebn! So is´s Brauch in Österreich!
Nur koan Neid, koan Stolz, koa Folschheit! Oamol wern ma olle gleich!

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