Die folgenden Kurzgeschichten sind mir vom 1000PS steveman zur Verfügung gestellt worden. Sollten euch die Geschichten gefallen schickt ihm eine E-Mail. Er freut sich, und wir werden weiterhin mit Geschichten versorgt! Bitte beachtet, daß die Geschichten sein geistiges Eigentum sind!  

die 70er - days of thunder - part one (copyright steveman)
die 70er - days of thunder - part two (copyright steveman)
die 70er - days of thunder - part three (copyright steveman)
die 70er - days of thunder - part four (copyright steveman)
die 70er - days of thunder - part five (copyright steveman)
die 70er - days of thunder - part six (copyright steveman)
die 70er - days of thunder - part seven (copyright steveman)
die 70er - days of thunder - part eight (copyright steveman)
die 70er - days of thunder - part nine (copyright steveman)
die 70er - days of thunder - part ten (copyright steveman)
die 70er - days of thunder - part eleven (copyright steveman)
Kurzgeschichten aus der früheren Mopedszene - Days of Glory - part one  (copyright steveman)
Kurzgeschichten aus der früheren Mopedszene - Days of Glory - part two  (copyright steveman)

Kurzgeschichten aus der früheren Mopedszene - Days of Glory - part three  (copyright steveman)

Kurzgeschichten aus der früheren Mopedszene - Days of Glory - part four  (copyright steveman)

 

 

 

die 70er - days of thunder - part one (copyright steveman)

ich rauchte mir grad eine der von meinen freunden so verhassten gauloises an. eine aus der blauen packung, eine richtige. ncht die kindertschik die heute bei den kids mode sind. da hörte ich es. dieses brüllen in der ferne. Infernalisch musste es sein aber man konnte es nur ahnen, da es wirklich weit weg war. Ich wusste das kann nur der lederne sein der grad vom pagani in mödling heim reitet. gut, dachte ich mir, da kommt er ja hier vorbei, bei der busstation wo ich auf den unseeligen schnauzerbus wartete um in die hacke zu fahren. der lederne ist sicher fett dachte ich mir, wenn er die ganze nacht die gretl an der bar angebraten hat. hehe.

irgendwie blöd, das just als der lederne - vermutlich zwischen aral und shell, die so luftlinie 2 km von der busstation entfernt sind – die drosselklappen auf ‚klar zum gefecht’ stellte und die marving schrie wie wennst einem löwen von hinten auf die eier steigst, von gegenüber ein weißer vw käfer langsam auf die hauptstrasse bog.

das war nicht gut weil der lederne inzwischen sozusagen die gerade durch die südstadt erreicht hatte und die z1000 im ausgedrehten 4er daherkam.

um besser sehen zu können, rannte ich über den parkplatz vor der station direkt an die start-zielgerade die beim newag-niogas-gebäude vorbeiführte. der bulle im käfer erkannte sofort die situation und stellte den käfer quer auf die fahrbahn. der hat sicher zuviel ferngesehen dachte ich so bei mir. der lederne der offensichtlich aufgrund der kalten morgenluft auf den letzten beiden kilometern wieder halbwegs nüchtern wurde, rauschte heran wie eine kanonenkugel, die marving plärrte die bewohner der angrenzenden siedlung an die fensterbretteln, da sah man wie sich der ledernde irgendwie aufrichtete. der ton der marving wurde ein nuancerl anders, so wie wenn man zögerlich den gasgriff einen oder zwei millimeter zumacht, um dann wieder auf volle lautstärke anzuschwellen.
der kieberer, so ein pasubäckiger kleiner blader war inzwischen halbert aus dem auto heraussen. die halb geöffnete fahrertüre macht dem ledernen die linienwahl nicht gerade einfacher.

irgendwie im letzten moment erkannte er, das sich das wahrscheinlich net ausgehen wird und stauchte die z1000 zusammen was es nur ging, schlagartig hörte das marvinggebrüll auf und wich einem heulen aus der vorderbremse und vom blockierten hinterpneu stieg rauch auf.
na ja, dachte ich bei mir, das wird trotzdem eng.
ich hatte recht. die z1000 kleschte mit einer restgeschwindigkeit von ca. 20 km/h an die türe des käfers. immer noch stark genug das es den pausbäckigen, seine backen waren so lieb rot, in den käfer zurück wixte, sein kappel streifte er an der dachkante ab und es flog in weitem bogen davon.

war irgendwie nett anzusehen und ich musst laut lachen. der lederne sah seine chance und trat wie von sinnen auf den schalthebel ein um endlich wieder einen niederen gang zwecks vortrieb reinzubekommen. nur 2 sekunden später brüllte die marving wieder ihr lied und wurde nur langsam leiser.
der pausbäckige war kasweis im gesicht und schrie während er aus dem hitlerbuckel kroch: „ na woart nur du hund du…. du öländiga“. hehehe… das war schon cool. so was gab’s zu meiner zeit so gut wie täglich. das ist der einzige vorteil in den 70ern gewesen, dass alles a bissel einfacher war… speziell was schnellfahren und anzeigen betraf.

die 70er - days of thunder - part two (copyright steveman)

 ja der lederne war ein harter hund. er hatte auch eine kawasaki 750 dreizylinder. ein zweitakter. er selbts nannte sie nur die ‚sau’.
er sagte immer: "die sau ist schnölla auf an kilo ois a jede tausender. des is sicher. nur die strossenlog is a schas." und er hat das auch mehrmals in duellen gegen den pfandler (der hiess ehrlich so) bewiesen.

der pfandler war immer gehandicapt, weil er ziemlich blad war. also genau genommen war er eine irrsinnig fette gestalt. aber, für so einen bladen war er auch mörder schnell am gasrad. das war bekannt.

der pfandler und der lederne trafen sich meist am frühen nachmittag bei der würschtelhütten in mödling. der pfandlerblade hatte eine kawasaki Z900. die legende mit den 4 auspuffröhrln.

die auspuffröhrln die jetzt irgendwo im keller vom pfandler vor sich hinrosteten. stattdessen hatte der blade allen unkenrufen der freunde zum trotz keine marving montiert. zu der zeit war es verpflichtend kawasaki mit marving zu fahren, wennst bei den hasen was reissen wolltest. bei der reiterschaft war – wie im grossen krieg das eiserne kreuz – die marving sozusagen absolutes statussymbol.

der pfandler aber war net nur blad sondern auch ein tüftler. er wusste ja, dass er aufgrund seines hohen gewichtes und noch vielmehr des enormen, ja geradezu votivkirchen-ähnlichen luftwiederstandsbeiwertes schwer im nachteil war und daher immer deutlich mehr leistung brauchte als die anderen.

deswegen hatte er zum beispiel eine devil auspuffanlage. aus frankreich. ein sogenanntes 4 in nichts modell.

die hatte, wenn man dem dicken glauben konnte, eine homogenere leistungsentfaltung und passte ideal zu den von egli in der schweiz gelieferten speziell präparierten keihin vergasern, den egli nocken und den geheimnisumwobenen kolben. in der tat war die z900 mitsamt dem übergewichtigen pfandler drauf nicht viel langsamer als der lederne mit der 1000er, die ja auch nicht ganz original war.

den bladen machte es aber total fertig, dass er beim roll-on heat von der würschtelhütten in richtung zur feuerwehr selten einen meter machte. seine tüfteleien führten zu teils abenteuerlichen tuningmassnahmen. eines abends beschloss der blade nach dem studium einer hot-rod zeitung aus amerika seiner kawa einen lesitungsfördernden kraftstoff nach einem geheimen rezept zu mixen. wir wissen bis zum heutigen tage nicht was da drinnen war. die ingridenzien waren quasi top secret, ein geheimnis das nur von us -tuner an us -tuner weitergegeben wurde. ähnlich wie bei den druiden in asterix die formel für den zaubertrank.

eines schönen tages tauchte der blade von weitem hörbar auf der hauptstrasse in mödling auf und bog zur würschtelhütte ein. der lederne nahm einen hacker vom bier und sagte: "er mechts scho wieda wissen der koffer. aba gegen mei baby hat er in schlauch da gfüllte. wirst scho sehn"

"ist mir blunzn" sagte ich "hauptsache a bissel a action".

der blade schwang sich vom gerät raunzte sein "d’ehre griass eich" zu uns und sah verdächtig locker aus.

nachdem der dicke die ersten beiden biere in geradezu atemberaubender geschwindigleit vernichtet hatte schaute er zum ledernen, nickte zu seinem bike und sagte: "na eidirrta, traust di antreten gegen mei geschoss? oba i sog das glei seit neichasten hamma a bissi an rennsprit, den soittest net eiotmen wennst in mein auspuff schnüffest heheheheheeee" der blade haute sich voll ab. das war halt so seine art.

der lederne zückte sein zippo rauchte sich genüsslich eine an und sagte ruhig: "jederzeit oida, du hast bisher kan stich gmacht wirst jetzta a kan mochn. loss mi no ausrauchen, dann peitsch ma die her mei zet-ans und i"

der dicke griff ins innentaschl seiner lederjacke und zog mit leuchtenden augen eine glasflasche hervor in der eine gelbblaue flüssigkeit war und schaute uns verheissungsvoll an. "so leitln, ihr scheissa, schauts des genau an, des is sozusagen da flüssige teife (=teufel) und bringt mindestens 30 pferdln. hehe. geheime mixtscha wie da ami sagt. pures gift vom dragstrip. minnesota hell. hehehehehe"

er füllte das zeug in den tank der 9er ein und irgendwie erinnerte mich der geruch an ein gemisch aus schwarzpulverdampf vom schiessplatz und dem hochgiftigen zeugs das mein modellflugzeug brauchte. war von der firma cox und es stand drauf das es giftig, tödlich und was weis ich was alles ist. "keep out of the reach of children" stand da und drei totenschädeln waren auch drauf.

genauso roch es jetzt aus dem tank vom bladen, der seine kawa hin und her beutelte um benzin und kampfstoff zu vermischen.

na ja der langen präambel kurzer sinn, die herrschaften stellten sich mitten auf die hauptstrasse zum heat und ich gab unauffällig und schnell das startsignal und huschte davon bevor mich der nächste pkw plattwalzen konnte.

marving und devil bollerten den absoluten rock’n roll in die luft und man konnte erkennen das der blade einen zarten aber sichtbaren schwarzen strich auf den asphalt zeichnete. er hatte sozusagen idealen schlupf und beste traktion. die luft roch irgendwie nach benzin und einem abgas so ähnlich wie das was sie in schwechat bei der raffinerie in der nacht abfackelten. trotzdem war zu erkennen das der blade eindeutig ein zwei meter auf den ledernen machte… mit infernalischem gebrüll verschwanden die beiden am horizont in richtung B17.

nach ca. 5 minuten hörte man die beiden anrollen. der blade, auf seiner stirn pickte ein zermantschtes insekt, hatte tränen in den augen und grinste übers ganze gesicht. der lederne, der wegen der hohen geschwindigkeit auch tränen in den augen hatte (sturzhelmpflicht gabs noch nicht! anmerk. des autors), war irgendwie grau und versteinert.

"na lederna" ätzte der dicke "hamma a bissi a brustschwäche, hehehehe…".

"leck mi am orsch" kam die antwort "trittst gegen die sau (so hiess die 2 takt 750er kawa vom ledernen) ah an oder strahst du nudel. söbst mit dein flüssiggift siechst gegen den legendären zwa-takta ka licht du muatterl, außadem hab i an schlechten start ghabt und die kupplung gheat a gmocht"

" soll ma recht sein oida" höhnte der dicke " mir sehng se morgen um die gleiche zeit. d’ehre leitln" sprachs und rollte von dannen.

"des gibt’s do net" sagte der lederne, "dass ma die blade sau zwamoi meta ohnimmt. bein zruckfoahrn auffe zua hab is eh guat derwischt, aber da gfüllte war scho im zwara a hoibe läng furn."

ich schaute möglichst betroffen drein und meinte "i wunder mi ja was der dicke da einfüllt. fürn murl kann des do net guat sein."

und ich wusste nicht wie recht ich damit haben sollte…

die 70er - days of thunder - part three (copyright steveman)

also das geräusch zu beschreiben ist schwierig. und es ist zu beeindruckend um es in verständliche worte fassen zu können. so eine 750er kawa hatte zwar drei zylinder aber eben nur zwei takte. der sound war irr. bei weitem anders als die 9er mit der devil oder die tausender mit der marving. einfach anders. dieses motorrad hatte dermassen vibrationen das bereits beim startvorgang die schrauben und beilagscheiben nur so durch die gegend flogen. sie entledigte sich den verschiedensten teilen die alte 2-takterin.

der lederne rollte zweitaktend vor meine garage. "d’ehre steve, foahrst mit zum franz auf a wirschtl? da blade kommt ah und wird ausbirnt von da zwatakt-sau".

keine frage das ich mit von der partie war. die sau, wie sie kurz genannt wurde, war eine fast totgeschwiegene legende. während heerscharen von motorradfahrern und auch motorradfeinde diskutierten und probierten ob die legendäre Z1000 tatsächlich als eines der allerersten motorräder unter 4 sekunden von 0 – 100 brauchte, fegte die zweitakt kawa in legendären 3,6 sekunden auf hundert und war bis 150 auch von reinrassigen superbikes nicht zu überwinden.

selbst auf kerzengeraden strassenstücken hat sich die 750er verwunden wie ein gummiwürschtel. net wirklich angenehm. sie wurde eigentlich völlig totgeschwiegen und war auch damals selten zu sehen.

na ja jedenfalls auf der würschtelhütten angekommen fiel mir auf das der lederne irgenwie ganz ernst dreinschaute. so was wie zweifelfalten in die stirn gebrannt. es dauerte nicht lange und man hörte das dumpfe und zugleich blecherne grollen vom bladen pfandler seiner 9hunderter… sekunden später bog er um die ecke, schlenzte lässig den seitenständer raus und kippte die fuhre zum parken ab.

"sers leit" rief der dicke während er seinen mattschwarz lackierten helm runternahm, die ledernen fliegerbrillen waren total mit insekten verpickt… "an vollvisierhelm foahrn nur oaschkinda, hehehehe" war ein typischer spruch mit dem der blade andersdenkenden auf den sack ging.

überhaupt war es ein zeichen das er ernstes vor hatte, weil er selten mit helm fuhr und grundsätzlich das aufsetzen des helms quasi eine ritualartige bedeutung hatte. so in etwa wie wenn john wayne mit kurzem handgriff und prüfendem blick feststellte das alle kammern des peacemakers mit patronen cal. 45 long colt gefüllt waren.

"schaut’s eich mein devil an buam" rief der dicke und wachelte mit seiner hand das wir kommen sollten. mir fiel auf das der devil-endtopf verdammt kurz war.

"hob eahm ohgschnitten den teifespuffer, gemäß ansage meiner französischen freunde, haha, des bringt noamoi a bisserl a leistung und a wengerl a phon, hahahaha". (anmerk. d. autors: dezibel gab’s nicht, aber halt ‚phon’ als maß f. d. lautstärke)

"i was net warumst di du immer über ollas so opeckst blader, aber ans was i sicha, des schaut orsch aus" meinte der lederne.

der dicke warf die strin in falten und meinte: "schlauchaug hearst, des schaut total racingmässig aus" fischte eine marlboro heraus heizte sie an und sinnierte: "des is ka normale z-900, des is a bestie. wenn i net so schwa warad tät i eh ollas vernichten wos radeln hot. oba des leistungsgwicht stimmt hoit net. i bin afoch z’ schwa".

der lederne bot mir eine hobby an, gab mir feuer und rauchte sich auch eine an. er zog ein paar mal bedächtig blies den rauch aus, schaute den pfandler an und sagte: "wos jammerst denn, du frisst wie a viech, do isses eh kloar das’d blad bist. schau dir do amoi zua wenn mia zum zach oder hasenöhrl foahrn. des is ja a wahnsinn du frisst ja imma fia zwa. i hob no nia erlebt das du net mindestens zwa portionen frisst. oba umadum raunzen. und abgesehen davon du waßt goar net wos a bestie is. mei 7-fuffzga, des is a bestie. wenn ma ausgraucht ham zag i da wos guat geht und wos net".

der pfandler fand das alles net so witzig, verkniff sich aber irgendwas zu sagen, griff in die speckige lederjacke holte einen flachmann hervor und nahm einen schluck. dann kramte er eine glasflasche aus seinem alten bergsteiger-rucksackel und schüttette den inhalt wortlos in den tank der z-900. aus einer kleinen dose streute er noch ein graues pulver in den tank, verschloss diesen und schüttelte das motorrad hin und her um das zeug zu mischen.

mir schwante böses, aber der dicke meinte nur: "i hab eh mehr vorzündung, jetzt wird er schauen der lederstrumpf, hehehe, weil die 9er ist die macht. wirst sehn steve, des reisst an dos’d di auscheisst".

die 9er gab in der tat recht eigenartige geräusche von sich beim anstarten, der blade zupfte am gasgriff und zusätzlich zum wirklich unpackbaren sound roch es sehr eigenartig aus dem auspuff. mich erinnerte der geruch an diesen bestigen, beissenden gestank der nach der explosion der piratkracher entstand….

der dicke zog die fliegerbrillen über die augen checkte den sitz seiner speckigen lederjacke auf die er so stolz war, weil die in der 6. SS-panzerdivision unterm sepp (anmerk. des autors: Josef Dietrich genannt Sepp, Divisionskommandeur und Ritterkreuz mit Eichenlaub und Brillianten – Träger) schon gedient hatte.

der lederne trat die 750er an und der komische klang, den ich und der dicke so hassten trieb ein breites grinsen in sein gesicht. er gab ein paar mal ordentlich gas und jedes mal entwichen riesige blaue wolken aus den auspuffrohren.

meinen verächtlichen blick quittierte er mit einem "trottel hearst des gheat so, hahahaha" und gab noch a paar mal gas.

ich schwang mich beim pfandler hinten drauf und wir rollten in richtung südstadt. der devil klang infernalisch und übertönte einfach alles. der lederne fuhr hinten nach mit siegesicherem blick hockte er auf der ‚sau’.

wir fuhren am stadion in der südstadt vorbei und parkten uns vorm sportzentrum ein, denn die ampel dort würde sozusagen den heat starten… zurück in richtung mödling, gabs nur ein paar querstarssen. die aus der südstadt herausmündende strasse hatte zu dieser zeit keine ampel, erst vorne bei der shell-ecke gabs eine ampel, also gute 1,5 bis 2km vollstoff… nicht schwach…

ich bat den dicken mich bis zur einmündung der strasse die zum südstadt-eislaufplatz führte zu führen damit ich sehe wer dort vorne ist.

der dicke setzte mich nach rund 900 metern wie gewünscht ab und fuhr zurück. es dauerte eine weile, weil er sicher wieder pinkeln musste, bis ich hörte das da zwei motorräder im stand ihre motoren aufheulen liessen… ich konnte beide sehen obwohl die strasse ein haucherl bombiert war und es wenige grade bergauf ging…

die ampel konnte ich nicht sehen…

das heulen wurde stärker und ich konnte die schaltpausen der Z900 hören, der dicke war – das sah ich deutlich – ungefähr eine motorradlänge hinter dem ledernen. der lederne saß wie immer leicht vorgeneigt und mit nach links verdrehtem kopf am bock. das war eine typische haltung um den rauschenden fahrtwind nicht direkt auf die augen auftreffen zu lassen… so saß zu dieser zeit praktisch jeder oben der keinen helm trug. und helme sah man so gut wie nicht.

der pfandler hockte gebückt und richtig vorgeneigt auf der 900er, man konnte sehen dass er wirklich vor wollte…

na ja, die beiden rauschten an mir vorbei und ich konnte hören wie der dicke den 3er auswand, welchen gang der lederne drinnen hatte weiß ich nicht , war nicht zu hören.

ich sah dann nur ein auto aus der von rechts kommenden gasse (bei der busstation in der südstadt). damals war das ja keine einbahn, aber kurz nach den ereignissen sollte die behörde dann reagieren. wie ich dann erfuhr handelte es sich um einen weißen triumph herald. ein superseltenes und nobles auto. sozusagen in den spätsiebzigern schon ein oldtimer. in dem wagen saß die frau von irgendeinem aphoteker. die dame, sie war scho älter wollte nach links auf die hauptstraße abbiegen. besser gesagt sie wollte nicht, sondern sie tat es. von ihrer linken fahrertür maximal noch 100m entfernt kamen der blade und der lederne daher. na ja der dicke hat den 4 gang gerade einlegen wollen und 100m mit den damaligen bremsen zu derpacken war nicht möglich.

im bruchteil einer sekunde hatte ich einen metallischen geschmack im mund und ich wusste jetzt geht’s aber sowas von schief. des derbremsen die nie. die geräuschkulisse änderte sich schlagartig, fast gleichzeitig drehten die beiden den hahn zu. der lederne, der rechts versetzt vorm pfandler fuhr stauchte die 750er zusammen und lenkte gleichzeitig nach links um vor dem, inzwischen stehen gebliebenen, triumph herald auf die gegenspur auszuweichen. leider war der blade aber genau links vom ledernen und das vorderradel der Z900 war auf höhe des hinterrades der 750er. beim ausscheren berührte also der lederne das vorderradel vom dicken. bei dem tempo nicht lustig obwohl der dicke eh voll auf der bremse hing. kurz gesagt, der lederne kam um millimeter am auto vorbei und fuhr praktisch genau in der mitte der gegenfahrbahn. der entgegenkommende opel commodore blinkte wie verrückt mit den scheinwerfern als der lederne wenige meter vor ihm wieder den weg auf die eigen seite fand. pfooo, das war knapp. bist du gelähmt!

der dicke der durch den deuter aufs vorderradel mörderisch nach links abging war genau auf kollisonskurs mit dem commodore, zusätzlich war er so weit links auf der gegenfahrbahn das er bereits von der dort gepflanzten hecke hätte die blätter abzupfen können. „scheisse dachte ich, vielleicht foahrt die commoden umme“. hätte der commodorefahrer nach links verissen wär es sich vielleicht ausgegangen das der blade praktisch alleräußerst links an ihm vorbeigekommen wär. weil links für den commodore wär rechts für den bladen gewesen.

aus den radkästen des opels sah ich rauch aufsteigen und wusste, jetzt krachts. der blade erkannte die ausweglosigkeit der situation und verschwand durch die ca. 80 cm hohe hecke. witziger weise völlig geräuschlos. ich konnte noch sehen wie der helm verschwand als er zu boden ging und dann war eigentlich nur ein leichtes raspeln zu hören.

ich rannte los, sprang über die hecke und sah wie die kawa eine tiefe furche in die wiese ziehend gerade den bladen, der in bauchlage rutschte überholte. die kawa kam aus der wiese auf den asphaltierten vorplatz der newag niogas und schlug funkensprühend in den mit rosenstöcken bepflanzten vorgarten ein. ich sah etwas graues davonspringen. später stellte sich heraus es war der gärtner der vor der einschlagenden 9hunderter flüchtete.

keine 15 sekunden später war der dicke auf den beinen und schrie: "sads deppat es orschhund, i bring eich um . wo is die sau?" er hüpfte voll verzweifelt herum und von seinem kinn tropfte ein blutstropferl auf die weltkriegsjacke die aussah als hätte er grade einen grabenkampf hinter sich. alles voller dreck und gras.

der lederne, der quasi in gegenrichtung und zu fuss laufenden schrittes heraneilte schrie völlig verzweifelt (aber glücklich das der blade ziemlich okay war): "i kann nix dafiar, scheisse rudel tuat ma lad, die oide schachtel hau i ind goschen". flitzte an uns vorbei und stürmte auf die inzwischen ausgestiegene älter dame zu und plärrte: "du oide kropftaum bist deppat wurn du viech!!!!" die dame verschwand flugs wieder im triumph und sperrte sich ein. der lederne trommelte auf das autodach und rüttelte an der türschnalle.

ich war ein bisserl verzweifelt und rauchte mir umgehend eine an. neben dem dicken der voll trauer auf die im blumenbeet versenkte kawa gaffte tauchte ein spindeldürrer herr mit brille auf und sprach völlig ruhig: "also junger mann ich glaube sie sind ein bisserl wahnsinnig geworden. sie wären ja fast in mein auto gefahren. sind sie noch bei trost?" der blade schaut ihn an. ein paar sekunden, völlig wortlos. drehte sich zu mir um und sagte "kumm mir stön die kawa auf, dem hau später ane in de pappn".

während wir die kawa aufrichteten verschwand der drürre mitsamt commodore und war nie wieder gesehen. auch der lederne liess von der triumphkarre ab und gesellte sich zu uns.

wir standen um die kawa und ich muss sagen, die sah nimmer recht schön aus, aber: es war nicht fatal denn sie ist ja nur gerutscht und wäre sie nicht über den asphalt gerodeltt und in der wiese geblieben hätte man von geringem schaden sprechen können.

der newag-gärtner der inzwischen aus einer deckung kam schnauzte den bladen an: "ich glaub sie wissen nicht was ihnen des kosten wird. sie sind ja a flurschädiger. schauns sich nur die wiesen an und des rosenbeet die ganze erd liegt auf da strassn"

der blade zündete sich eine zigarette an, wischte über’s blutige kinn und sagte nur: "kräu wieder unter dein stan du orschloch sonst betonier i da a poar. i scheiss auf dei wiesen. mei bestie ist auf fetzen hie. i wia deppat. steve hearts was soi i mochn?"

"ich was net, aber am besten wir schleichen uns bevor die kibara kommen".

der lederne sagte: "mia tuats lad blader oba wo hätt i hie solln? i hob ja kane augn hint und spiageln ah net. de blede sau is afoch aussegfoahrn. i hob fost 180 sochn drauf ghobt, do host ka zeit mehr zum denken".

"is eh guat" sagte der blade "schau da tank is hinig, scheisse sogar die tommaselli hebelei is im oasch, i wia deppat. na oida, imma i, des feut mi scho an".

"burschen, wir miassn weg wenn die heh kummt wird’s orsch" warf ich ein. doch es war ein zarter versuch, den die kawa war nicht fahrfähig und genau 3 minuten später waren die herren zu gegen.

"oida" stöhnte der pfandler, "der bradorsch, der gschissenste kieberer von überall. der hat ma no gföht".

der bradorsch war einer der gefürchtetsten kieberer von mödling und umgebung. völlig gnadenlos und ein todfeind der zweirädrigen brunft. er war oft so hart das die eigene dienststelle einschreiten musste. das nur am rande.

"grüß gott die herren" tönte s unter dem kappel hervor "hamma a problem ?"

"na i hob kans" sagte der blade "außer das mei motorradel hinich is".

"also wir sind gerufen worden weil sie, verehrter pfandler, angeblich eine person bedroht haben".

der dicke rollte mit den augen: "herr inspekta mi kennans scho so lang i tät nie wem bedrohen, aber wenn der lumpi mi deppat anredt wenn ma grad’s bluat aus da pappn rinnt da kann ma scho amoi die nerven weglegen, ah so a gras wachst ja nach, aber tomaselli-hebeln wachsen net nach die kosten a mördergerschtl".

"schauns pfandler mir kennen ihnen. sie san a unverbesserlicher. und sie herr reiter san ah aner der scho sehr amtsbekannt ist" meinte der inspektor an den ledernen gewandt.

"na und wos hot des jetztn mit dem unfoi ztuan herr inspekta. weu mir kennen do nämli nix dafiar. uns is direkt ane aussgefoahrn so a oide schochtl" raunzte der lederne.

"mäßigen sie sich ihnen herr reiter. hams a kennzeichen von den auto? hams an zeugen?" sagte der zweite kieberer, den ich nicht kannte, unwirsch.

"na sicha hab i zeugen, den pfandler und eahm do, a kennzeichen was i kans".

"no herr reiter des is aba a bissi wenig und ihre sogenannten zeugen sand wertlos weu den do (anmerk. d. autors:der hat mich gemeint der arsch) kenn ma eh ah sehr guat. außerdem sad’s es so glaubwürdig wie die mafia-paten".

na ja der langen rede kurzer sinn. rausgekommen ist nichts. der flurschaden wurde von der versicherung berappt die den pfandler daraufhin zur rückzahlung verdonnern wollte. die haben sich aber geeinigt, wie weiss ich nicht.

die kawa kam umgehend in den keller zum wiederaufbau und war nur 14 tage später wieder einsatzbereit. der blade konnte zwar net damit fahren, weil er beim autoausbahnler in gutramsdorf sonderschichten hackelte um die kohle für die tomaselli-teile und den tank reinzubekommen, die ihm ein befreundeter händler unter gewissen auflagen vorgestreckt hatte.

doch ein monat später war alles wieder gut und man traf sich wieder zur illustren runde.

dazu später mehr...

die 70er - days of thunder - part four (copyright steveman)

zur runde gehörten außer dem pfandler und dem ledernen noch der kuttl und der fonso. der kuttl war irgendwie ein abtrünninger, weil der fuhr eine sehr schön hergerichtete 750er honda. der fonso hatte ebenfalls, so wie der lederne eine Z-1000, britisch-racing-grün lackiert mit zwei dünnen gelben streifen. sah mörder aus. marving fand sich bei beiden, kuttl und fonso. war ja ein muß damals.

der blade hasste den kuttl für die honda. andrerseits aber mochte er ihn wirklich sehr, weil auch der kuttel den windschatten bot den man sich wünschte. zwar nicht so viel wie der pfandler aber immer noch vergleichbar mit einer bauhütte. der fonso war eher der haberer vom ledernen, beide Z-1000 fahrer eh logisch. aber der fonso hasste den zweitakter vom ledernen. seiner meinung nach war das ein frevel. weil etwas das so rauchte war eben verabscheuungswürdig. den spitznamen fonso hatte er weil er zur alten lederjacke immer spitze stiefletten anhatte. der absatz war ziemlich hoch (war aber zu der zeit in) und war praktisch schwarz, beige aus schichten aufgebaut wie ein ildefonso. wir sind ja immer in die judengasse zum csuka gefahren die schuhe kaufen. mein vater meinte damals: "die ziehst aber nicht an, weil proleten sind wir keine. willst a paar ohrfeigen?" und meine mutter meinte: "also nein stefan, das bitte nicht. nicht das. nein." na ja eh klar hab ich die auch getragen. ja der fonso war insofern leiwand denn wenn er lachte präsentierte sich einem eine reihe zu klein geratene zähne die auch ildefonsomäßig waren, nämlich braun weiß. grauslich hat das ausgeschaut, wie die kauleiste von einer riesenschildkröte. und fonso hat immer gesagt: " oida i fiacht mir fua nix, netamaoi wennst an fisch eisteckn host. owa zahnarzt? na i net, net in den leben." er hatte auch eine lebensverachtende fahrweise und war darob gefürchtet. was uns beeindruckte war die tatsache das er oft mörder hasen mithatte obwohl er selbst mit seiner kauleiste eher unwürdig aussah. Naja vielleicht hatten die ja alle mitleid mit ihm.

eines tage traf sich die crew auf der blauteich-geraden, einem parallelstück zur B17 an dem ein schöner mittelgroßer teich war. heute ist dort eine ansammlung an musterhäusern und dieses legendäre stück unseres einstigen drag-strips dient als zubringer für die idioten die sich jeden samstag freiwillig in die scs begeben um sinnlos einzukaufen.

naja, damals fürhte diese strasse mehr oder weniger in das was der grundstock zur scs war. dort wurden von uns sozusagen die nächtlichen und täglichen heats veranstaltet. einer legende zur folge sollten in dem teich übrigens hunderte von versicherungstechnischen notwendigkeiten mit zwei rädern am grund ihrer ungewissen zukunft entgegen sehen. wie üblich wurden die heats in beide richtungen geritten und es war gerade der kuttl dran. der kuttl kramt einen gelben helm aus dem rucksack, stülpte ihn über und setzte dazu noch alte schibrillen mit einer unmöglich aussehenden orangenen tönung auf. die 750er brabbelte am stand, der kuttl zupfte ein paar mal am gas und griff mit der hand auf das motorgehäuse um die temperatur zu messen, dann schwang er sich in den sattel und rauschte in richtung badner bahn station südstadt (dorthin führte unser dragstrip) davon. ziel der aktion war es mit möglichst viel speed und noch mehr wirbel möglichst knapp an uns vorbei zu rauschen und sich anschliessend im lob für klang und speed zu sonnen und angaben über erreichte drehzahl und geschwindigkeit zu machen. ja so deppert waren wir. heute kann ich es selber nicht fassen, aber mit solchen einlagen verbrachten wir einen grossen teil unserer freizeit. das lustige daran war aber, dass wir ganz und gar keine einsame truppe waren, denn an guten tagen tummelten sich gut und gerne 30 leute am dragstrip.

egal, jeden falls man konnte den kuttel hören wie er aus der linkskurve den zweier auswand und schon sahen wir ihn herannahen, tief gebückt über den dog-bone-lenker flog er heran. den gelben helm konnte man gut sehen. die augen hinter der orangenen carrera-schibrille sahen ungewöhnlich gross aus. tja und so nahm das ungewöhnliche schicksal seinen lauf......

elstern sagt man übrigens nach intelligente vögel zu sein, aber dazu später.

der kuttel schoss an uns vorbei und genau in diesem moment entschloss sich eine wohl links im gestrüpp neben dem dragstrip sitzende elster einen kleinen spazierflug zum blauteich zu machen und vielleicht den einen oder anderen regenwurm zu dinieren oder nach glitzernden dingen zur nestverschönerung ausschau zu halten. vielleicht aber auch wohnte die elster dort und der wirbel ging ihr auf den geist. oder sie war suizid-gefährdet und hatte beschlossen nicht mehr weiter zu leben. wir wissen es bis heute nicht.

leider plante sie ihren take off zwar korrekt, aber der climb bis zur gewünschten flughöhe schnitt sich exakt mit der (gott sei dank) behlemten birne vom kuttel die mit 150 sachen die elster-flugbahn kreuzte. man hörte ein klatschendes geräusch.

das auspuffgebrüll erstarb plötzlich und zwar gleichzeitig mit der scheinbaren explosion vom kuttel seiner birne, aus der tausende und abertausende von federn und daunen zu fliegen schienen. der kuttel fur noch so ca. 10m weiter und machte dann sowas wie eine rückwärtssalto mit halber schraube vom bock. sah echt mächtig aus.

die 750er schlenkerte einmal nach rechts und einmal nach links und schlitterte dann auf der linken seite liegend nach rechts von der strasse. der kuttel rollte auch noch ein paar mal übern asphalt und verschwand im graben.

wir rannten alle sofort los und es waren millionen von federn auf der strasse, "wie im winter" dachte ich mir. oarg. beim kuttel angekommen ein bild des grauens, ein fetter blutfleck am helm, a paar elstern gedärme im gesicht sah er schrecklich aus aber, und das war sehr gut, er hatte die augen offen und wimmerte: "scheisse no amoi, au mir tut ois weh, wo isn mei radel, i muss mei radel holen.." typische reaktion. wir konnten ihn aber mit vereinten kräften festhalten und zum liegenbleiben überreden. der fonso fuhr einstweilen um die rettung. der kuttel wurde von uns auf die seite gezerrt und die 750er aufgestellt. die war gar nicht arg hin muss ich sagen. aber der kuttel dem gings net so gut. gott sei dank hatte er einen monsterschock und er hatte noch gar nicht bemerkt das er sich einen arm, zwei rippen und den linken unterschenkel gebrochen hatte, denn ein alles übertönender schmerz aus der birne (schwere gehirnerschütterung mit vorübergehender taubheit auf einem ohr) war megapresent. wenige minuten später packte die rettung den kuttel ein und verschwand im nu. wir anderen machten betroffene gesichter. der pfandler sagte: "oida hearst, bist du gelähmt da fliagt der popagei dem kuttel direkt ins gfries. i hab scho vü bledsinn gseng oba des is ka schas, ehrlich. hobt’s gesehng wie’s eahm beidelt hot?" ich gestehe, ich musste laut lachen. einfach weil der dicke so deppert war.

der lederne war leicht genervt und meinte: "du koffer hearst mir san eh daneben gstanden. oiso hamma’s eh a gsehng. is ma a rätsel wos in den viech vor sich gegangen is." "vielleicht woar eahm fad, hehehe..." meinte fonso und grinste mit seinen braunen kacheln. ich gestehe erneut, nicht wegen dem kuttel aber die wuchteln brachten mich echt zum lachen....

ruck zuck war die meute im mödlinger spital eingetroffen und versammelte sich vor der notaufnahme. es dauerte wenige augenblicke als eine gestreng dreinblickende krankenschwester fragte wer von uns mit dem kuttel verwandt wäre. das war natürlich keiner.

"mir san nur seine freunde, owa vawondt samma net mit eahm" meinte fonso und die schwester reichte im umgehend einen bogen und sagte im befehlston: "dann fülln’s des aus für ihnan freind!"

"na pfoo, hearns i was doch net wann der geboren ist und so weiter, i füll des net aus. ausserdem ist da lerdene zu eahm ham gfoahrn und wird’s eh denan eltern scho mitgeteilt haben, die wern glei do sein" motzte er.

in der tat war mama-kuttel bereits auf dem weg und kam aufgeregtest hereingestürmt. von weitem rief sie schon: "wo is da hansi, was is mim hansi, bitte wo is da hansi i werd wahnsinnig, was hat er denn der bub?"

"an vogel hot a..." sagte der dicke und hansi’s mama fiel ihm ins wort: "na du hast’s nötig du prolet. mei hansi hat doch kann vogel. du fallott!" sie war sehr empört.

"na hearns gnädigste oiso ehrlich lossn’s mi do ausredn. an vogel hot a ohgschossen mit seiner birn. der vogel ist dem hansl genau am sturzhelm geflogen und dadurch musste der hans seinen bock... ähm ...oiso hot a den lenker von sein motorrad asulassen und ist auf den scheisser gefallen verstehns mi?"

hansi’s mama schaute fassungslos in die runde und sprach dann zur schwester: "schwester hearns, was is denn mim hansi? wird a durchkommen?"

"kommen’s gnädigste gengans mit mit mir, sooo schlimm isses net" sagte die schwester und die beiden verschwanden hinter der glastüre.

der pfandler war ur-nervös und heizte sich a marlboro an, blies den rauch aus und sinnierte: " owa im prinzip, hot as eh guat dawischt da kutti, weu stö da vur er warad da vogel gwesn, da brauchert a ka spitoi mehr, hahahaha...."

"du bist ah so a trottel des is wirklich net zum glaum. dir hams ja ins hirn gschissn!" pfauchte der lederne und der fonso sagte nur: "hahahaha.....blader du bist und bleibst da olla ärgste von die oargen."

"es sads a poar trotteln, i geh amoi schaun wie’s in kutti geht" meinte er und verschwand hinter der glastüre. sekunden später hörte man schon das gekäppel einer frau die den bladen mit erregter stimme aus dem korriodr jagte. "können’s net lesen sie kaschperl? hier steht ‚bitte läuten, gilt auch für die rettung!’ also läutens wenns was brauchen, aber nur wenns verletzt sind. hams mich? und machens den tschigg aus sie rindviech sie san in einen spital da is rauchen unteragt!"

"gurken hearst, i bin jo net die rettung, de kennan jo leitn wans woin, i leit net. wie geht’s in kuttel?" motze der dicke und um ehrlich zu sein ich musste schon wieder laut lachen. und auch die andern beiden lachten mit. ein bild für götter, weil der blade war total frustriert weil man ihn verjagte...

"ihrem kutt.... also ihrem freund geht’s ganz gut und jetzt seid so lieb und verschwindets, morgen könnt’s ihn eh besuchen. alsdann wiederschaun!" sagte die schwester bestimmt und wir wagten keine einwände mehr.

das ganze war gott sei dank nicht so dramatisch, keine offenen brüche und dergleichen. 3 wochen später hockte der kuttel mit gehgips und eingegipstem rechten unterarm bereits wieder am sozius. vom dragstrip hatte er vorläufig genug und seine CB 750 wurde derweil er sich erholte repariert. mama zahlte alles, man hatte ja genug knödel geerbt vom kutti seinen papa, gott hab ihn seelig den herrn doktor.

"dann is ja so ein unfall eh net so schlimm" dachte ich naiv und wusste nicht wie sehr ich mich damit irren sollte......

die 70er - days of thunder - part five (copyright steveman)

Wirklich schreckhaft bin ich ja nie gewesen, und heute bin ich ein wesentlich schlechterer Beifahrer als damals. Auf einem Big Bike hinten mitzufahren ist einfach nur die pure Angst.

Damals war ich 16 oder 17 wovor hätte ich mich fürchten sollen? Außerdem hatte mir der Lederne aus Dankbarkeit, dass ich seine nicht anspringen wollende Z-1000 zu neuem Leben erweckt hatte eine Lederjacke geschenkt, die der vom bladen Pfandler (ihr wisst schon, der mit der 900er) insofern alle Ehre machte weil sie mindestens genauso alt war.

Der Blade sagte immer: " Mei Heitl woar scho in Stalingrad es Wirschteln. Die kennt in Sepp persönlich" (anmerk.: Josef Dietrich, genannt Sepp, Divisionskommandeur 6. SS-Panzerdivision)

War natürlich Quatsch, die Jacke war vielleicht woanders aber sicher net an der Wolga.

Na egal, mit der Lederhaut, also quasi unverwundbar, hockte ich beim Ledernen hinten drauf und erfreute mich am wirklich traumhaften Klang der Marving. Ich drehte mich um und sah den Bladen mit der schwarzen Sonnenbrille und dem typischen Grinsen im Gesicht. Er fuhr in etwa 10m hinter uns und neben ihm war die zweite Z-1000 mit dem Fonso unterwegs.

Fonso hatte auch die typische, leicht proletoide Kawa-haltung, die Haxen weit abgespreizt, leicht nach vorne gebückt und war ebenfalls mit tiefschwarzem Brillenmaterial ausgestattet. Ein fette, speckige, alte Lederjacke hatte er an. Am Buckel stand groß „Fuck The World“ und „Speed Limits Suck“. Soviel zu seiner Grundeinstellung.

Unser Weg führte uns zum Tichy im 10. Hieb wo wir erst einmal die Geräte einparkten.

"I mechat a Cassata" sagte der Blade "weu die hot net sovü Kalorien hehehehehe"

"Wannst wüst gib i da a poar Watschen, weu die hom überhaupt kane Kalorien, hahahaha" meinte der Lederne bester Laune.

"Es hobts olle zwa an Poscher! Owa wos si neckt des liebt sich. Wiss ma eh" sagte Fonso und grinste mit seinen verfaulten Zähnen übers ganze Gesicht.

Der Lederne prackte dem Bladen die flache Hand zwischen die Schulterblätter das es nur so knallte: "Stimmt eh blader, du bist da beste Hawara wos gibt auf dera wöd und wannst a bisserl schlanker warast und Tutteln hättst tät i di heiraten...."

Der Dicke sagte nur: "Ahhuu hearst du Trottel du bleda hau net hi auf mi....... i geh ma jetzn a Eis hoin, kummts Buam"

Wenige Minuten später standen wir so um die Motorräder herum schleckten an unseren Eiskugeln und sahen eigentlich total harmlos aus. Der Pfandler hielt einen Vortrag wie orsch der Tichy ist weil er keine Cassata hatte und das ihn die Eierbären gern haben könnten weil ohne Cassata ist das ja kein richtiger Eissalon sondern "..a Eiersalon".

Bis auf den Bladen waren alle zufrieden. Das änderte sich aber als der Fonso meinte: "I glaub i miassat donn dringend tanken, weu auf da Lax (Laxenburger Strasse) hot’s scho amoi gruckelt." Er öffnete den Tankdeckel , schaute in den Tank hinein und wackelte mit dem Motorrad hin und her.

"I glaub weit kumm i nimma. I hör netamoi mehr wos plätschern."

Der Dicke stampfte herbei, schleckte am Pistazieneis und sagte: "Loss mi amoi schauen, i sog da wia weit dasd nu kummst."

Genau wie der Dicke sich über den Tank der Fonso-Z-1000 beugte, beschloss die Pistazieneiskugel an der er schleckte sich endgültig von der nicht zu ihr passen wollenden Vanilleeiskugel zu trennen und fiel aus dem Stanitzel.

Sie streifte die Wampe vom Dicken und wurde von dort quasi per Vorbande direkt in den Tank der Z-1000 befördert. Das "Eeeh Scheisse!!!" vom Bladen gemischt mit einem eigentlich nicht zu beschreibenden Blick vom Fonso verursachte, dass ich fast gemeinsam mit dem Ledernen zu brüllen begann.

Lachen konnte man das nicht nennen. Der Lederne und ich wir sind total weg gebrochen und konnten gar nicht mehr aufhören. Echt arg. Das Leiwande war, das der Dicke von unserem Gelächter quasi angesteckt wurde und bei seiner Beschwichtigung a la : " Du...mhpf....du Fonso...hahahahaha, hearts auf zum lochn es Pfeifenstiera,...du Fonso mir tuat des echt...hahahaha… lad..haha..oba des woar wirkli net mei Obsicht..." nicht wirklich total ernst wirkte und letztendlich völlig die Kontrolle verlor und auch nur noch brüllte.

Fonso saß auf der Z, den Tankdeckel in der Hand und schaute nur. Er sagte nichts, er schaute nur so in die Runde. Die Lippem zusammengepresst.

Inzwischen standen schon Leute um uns herum die nicht wussten warum sich da zwei Dürre und ein Blader völlig abhauten. Mir rannen die Tränen runter und wir konnten wirklich minutenlang nicht mehr aufhören. Selbst die Beruhigungsphase wurde von weiteren Lachkrämpfen unsererseits unterbrochen.

Endlich fasste sich der Dicke und sagte: "Ehrlich Fonso, mia tuat des lad...." und musste schon wieder lachen.

Leute bitte glaubt mir, wir haben sicher 20 Minuten lang gedacht wir brechen völlig weg. Man kann sich da nimmer beherrschen.

Letztendlich haben wir es aber doch noch geschafft. Der Fonso war ziemlich sauer und schnauzte den Dicken an: "Du bledes Orschloch in Essig und Öl, wennst du so groß waradst wiast deppat bist kunntest de Amiflagge am Mond mim freien Auge erkennen. Des Zeig vapickt ma jo in gonzn Murl du Voitrottel. Und jetzt schleich di weu sunst vagiss i mi."

"Na geh Oida jetzt scheiss di net au weng dera Eiskugel, mia foahn jetzn glei tanken und passt. Des tuat dein Beckel scho nix, do konnst sicha sein" meinte der Lederne und "I zohi da di Höfte vom Sprudel Fonso" gab der Dicke seinen Senf dazu.

Der Fonso beruhigte sich aber eh schnell – wie wir meinten – und wir fuhren gleich die Laxenburger ein Stück stadteinwärts um zu Tanken.

Fonso stellte sich zur Zapfsäule und wir anderen parkten ein Stück weiter vorne an der Seite. Ich zündete mir eine der gefürchteten Gauloises an und aus dem Augenwinkel sah ich wie der Fonso den Kübel, der zum Reinigen der PKW-Scheiben da stand mit hektischen Handgriffen am Heck vom bladen Pfandler seiner Z-900 befestigte.

Der Blade merkte genau gar nix obwohl er eh am Bock hockte aber sich mit dem Ledernen über seine Chancen bei der Gabi unterhielt. Die Gabi war ah Nette mit großen...ähm...Augen und die hatte es dem Dicken angetan. Sie hackelte in Mödling in einem Gewandgeschäft.

"Blader i kriag dann des Göd fürn Sprudel vo dia" rief Fonso "foahr vur owa langsam bitte, weu i glaub do is grod de Heh vurbeigfoahrn."

"Paaasst" kam es vom Dicken " i foahr bis auffe zua eh langsam, erst dann auf da 17ena druck i wieda an, am Wienerbergel".

So kam es das der Blade mit einem vollen Scheibenwasserkübel inklusive Schwamm und diesem Scheibenreinigungsschwamm am Stiel auf die Laxenburger abbog. Wir sind hinten nachgefahren und haben uns einen Ast gelacht.

Aber leider nicht lange, denn als der Dicke etwas schwungvoller nach rechts in die Raxstrasse abbog und dabei offensichtlich in den Rückspiegel schaute flog der Kübel samt Inhalt davon und traf das entgegenkommende Taxi mitschiffs. Es machte einen laut hörbaren Klescher als der Kübel aufschlug und eine Dreckwasserfontäne davon spritzte.

All das wäre ja nicht so schlimm gewesen wenn nicht hinter dem Taxler ein neuer Golf (jaja den gabs ab 1975/76) mit zwei Polizisten dahergekommen wäre.

Der Dicke, dem im Gegensatz zu uns nicht einmal im Ansatz klar war was los ist, fuhr rechts ran nachdem er offensichtlich den Klescher gehört hatte.

Als ich abstieg wusste ich das es jetzt sicher nicht so ganz lustig werden würde wie beim Tichy.

Der Taxler hatte praktisch mit der Handbremse umgedreht (ohne Rücksicht auf Verluste) was wieder die Kieberer auf den Plan rief.

Der Taxler sprang mit knallrotem Kopf aus dem Auto, rannte zum Dicken und schrie: "Bist deppat wurn du Voihammer, wüst mi umbringan oder nur mein Benz zsammenhauen?"

Der Blade, der überhaupt net wusste was der Taxler wollte (das war ja das Witzige) brüllte los ohne die spärlichen Handbewegeungen vom Fonso und den verbissene Gesichtsausdruck vom Ledernen zu sehen: "Kumm her du Eier i hau da a poar in die Taxlerpappn du Wirschtl, erklär ma lieber wo’s du augrennt bist Gschissana".

"Hallo, hallo, mässigen sie sich ihnen sie" kam die Stimme unter dem ersten Kappel hervor. "Und sie? Sind sie noch bei Trost?" sprach das zweite Kapperl den Taxler an.

"Der Gfüllte hat irgend a Trumm valurn Herr Inspekta und des is auf mei Auto gflogen, homs eahm net ghert in Poscha?"

"Du host an Poscher du Diesel-Fiaker, vo mein Bock is no nie wos davon gflogen" rief der Dicke mit deutlich sichtbarer Wut.

"Hearns jetzt sans sufurt still weil sonnst tu ich ihnen abmahnen" sagte der Inspektor mit grimmiger Miene.

Ich überlegte mir, dass es eigentlich völlig unproblematisch war, denn welcher Polizist würde einem Taxler glauben, dass auf einem Motorrad ein voller 12-Liter Wasserkübel auf der Sitzbank befestigt war und dann davongeflogen ist?

Ich hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht als eine alte Frau mit Kopftuch daher kam und aufgeregt mit einem Kübel in ihrer rechten Hand wachelte. Ich dachte noch "Pfooo na bitte neeet" und schon wandte sie sich an den Dicken und sagte: "Do hams, des is von ihren Motorradel runtergefallen, i habs genau gesehen".

"Aha.." sagte der Inspektor "gengans Gnädigste bleims a bissel do weu mir wern Ihna ois Zeugin brauchen".

"Ah do schau her du goscherte, blade Kreatur" rief der Taxler "von dein Proletenroller is oiso nix owegfoin du Westentaschenrocker".

Der Dicke, der das Gemüt einer Pitbull-Mama hatte und alles was ihm lieb war – und sein Motorrad war ihm sehr lieb – mit aller Macht und äußerster Entschlossenheit verteidigte griff zwischen dem einen Kieberer und der Alten mit dem Kübel durch, packte den Taxler beim Ausschnitt seiner Stoffjacke und zog ihn mit enormer Geschwindigkeit ungefähr einen Zentimeter vor sein vor Wut völlig irr ausschauendes Gesicht und drückte nur ein: "I moch di meier du Kasziagel" heraus. Der Dicke bewegte sich unerwartet behende und kinematisch-taktisch richtig, denn während seine Linke den Taxler wieder blitzartig von sich wegschob ohne die Jacke auszulassen holte er mit seinem rechten Arm weit aus. Für den Taxler war ja nur gut das einer der beiden Kieberer den Dicken an der Schlaghand packte, weil den Hammer hätte er net so leicht überstanden.

Der Taxler bekam sozusagen – der Dicke hatte das was man damals Urgewalt nannte – einen Kieberer statt der rechten Faust in die Pfeiffe und torkelte einen Schritt nach hinten. Als sich beide Polizisten dann auf den Dicken stürzten sah ich wie der spitze Stiefel (vom Csuka aus der Judengasse) ziemlich heftig im Arsch vom Taxler einschlug.

Das war der Moment wo ich die Strassenseite wechselte und dem Treiben aus der Ferne zusah. Mein Vater hätte mich getötet wenn er mich hätte schon wieder von einem Kommissariat abholen müssen.

Ich sah nur zwei Polizisten, jeweils an einem Arm vom Bladen hängen die wie beim Ringelspielfahren herumgedreht wurden. Eine alte Frau die keifend davon rannte und einen Kübel schwang und den Fonso wie er dem Taxler gerade die Faust in die Magengrube rammte.

Na was soll ich sagen, Gott sei Dank hat sich der Dicke irgendwie wieder unter Kontrolle bekommen und letztendlich ist die Sache dann doch noch ohne Gerichtsverhandlung und vor allem ohne Vorstrafe abgegangen. Der Dicke musste dem Taxler einen Tausender brennen, was der Fonso zur Hälfte für ihn übernahm.

Der Fonso hat sich für den Tritt entschuldigt und den Schlag abgestritten und das Korpus Delikti, nämlich der Kübel ist samt der Alten nie wieder gesehen worden. Ausserdem musste der Fonso einen Kübel, einen Schwamm und einen Scheibenreiniger kaufen und reuig bei der Tankstelle abgeben.

Zuletzt hat der Blade dem Fonso noch eine 5 minütige Rede gehalten in der er kein Schimpfwort zweimal sagte und nur ein einziges Mal Luft holte.

Aber, ... Freunde waren sie immer noch......und blieben sie auch.

die 70er - days of thunder - part six (copyright steveman)

Gott sei Dank hatte es schon vor Stunden aufgehört zu regnen. Ich stand unten bei der Würschtelhütten beim Quasi- Hintereingang nach Schönbrunn als der Joe seine Z650 einparkte.

"Sers Bursche" sagte er und zündete sich eine ‚Johnny ohne’ an "foahr ma a Runde?"

" I bin ka Sicherheitsfanatiker, an Helm brauch i net aber im ärmellosen Leiberl soll i mi bei Dir hinten auffehocken?" fragte ich den Guten.

Der Joe saugte an der Tschigg und meinte: "Host eh recht Steve, hau di auffe foahr ma zu mir ham und i gib da die Lederhaut von meiner Oiden, bist eh ah Schmoipickta. Handschuach kriagst ah." Das sollte sich rückwirkend als eine der klügsten Entscheidungen meines Lebens herausstellen.

Gesagt getan, nur 20 Minuten später latschte ich aus der Wohnung vom Joe und sah aus wie sein Zwillingsbruder, gleiche Lederjacke, gleiche Handschuhe auch in Jeans und die obligaten Adidas.

"Des erste Stickel kannst eh du foarhn Oida" meinte Joe und liess mein "Bist fett i hob kann Zettel" nicht gelten.

Ich fuhr also mit der Z 650 den Gürtel entlang, der Joe hinten oben und ich fühlte mich wie ein Held. Der Dennis Hopper war an dem Tag mitsamt seinem Easy Rider einfach nur ein Würsterl gegen mich. Ich war ein echter Held. Die Z-650 wurde von MIR pilotiert. Ich war zweifelsohne der Grösste.

Bist du gelähmt, immerhin hockte ich mit 17 Lenzen auf einer Z650 mit der obligaten Marving und scharfen Nockenwellen, offenen Vergasern und sonstigem Zeug. Ich schaute mich in die Auslagenscheiben und ich wusste ich bin einfach ein Sir. Ich freute mich mörder auf das Gesicht vom bladen Pfandler wenn er sah wie ich beim Café Melange die metallisé grüne 650er einparke. Geil.

Ich bog vom Gürtel ab, genau beim Westbahnhof und wand den Zweier über die erste Ampel und dann am Kommissariat das genau neben dem Puff war (ist es übrigens heute auch noch) vorbei. Beim Gas zumachen schoss die 650er das es eine Freude war. "Moch des net in an Tunnö" schrie der Joe "da kriegens an Herzkasperl die 4-rädrigen Offn hahaha..."

Nach wenigen Minuten waren wir am Fuße des grünen Berges angekommen. Dort wo das Schicksal seinen Lauf genommen hat als ich den Joe dort traf.

Naja ich kannte die Strecke, den Green-Mountain (der Grünberg) rauf konnte man voll andrücken und der Radius in die Linkskurve die wieder auf die Gerade rausführte vertrug schon einiges.

Bin das ja vorher immer mit meiner violetten wassergekühlten Zapp gefahren. Manche von euch werden sich erinnern können, jedenfalls diejenigen die über 30 sind, das genau 5 Meter nach dem Scheitelpunkt dieser an und für sich schon unguten Kurve (der Scheitel war praktisch die höchste Erhebung) eine Sutten (= anmerk. d. Autors: Rinne, negative Unebenheit in einer Strasse) war die auch das beste Fahrwerk der damaligen Zeit an seine Grenzen herangeführt hätte.

All das wäre auch kein Problem gewesen wenn ich nicht aufgrund des superschönen Wetters vergessen hätte, das es vor gut 3 Stunden heftig geregnet hatte und diese Sutten jede Menge Wasser enthielt. Nicht tief, nein, nein. Aber genug um immer noch nahe dem Scheitelpunkt einen riesigen, nassen Fleck für Stunden zu erhalten.

Das Wasser wurde von den Reifen der durchfahrenden Fahrzeuge gleichmäßig verteilt. Sonst war die Straße staubtrocken.

Ich kann mich noch daran erinnern wie wir mit weit mehr als dem doppelten der erlaubten Geschwindigkeit und brüllender Marving um die Ecke pfiffen. Dann machte es Peng und vor meinen Augen wurde es schlagartig finster. Kleine Kreuze huschten vorbei und ich fühlte eine Wärme in meinen Kopf steigen. Es dauerte ungefähr 3 Wochen bis ich wieder zu mir kam, jedenfalls fühlten sich die 30 Sekunden in denen ich weggetreten war so an.

Ich saß zweifelsohne auf der Farbahn. Irgendwie eigenartig denn ich saß auf der Richtungsfahrbahn die nach Schönbrunn führte quasi in die falsche Richtung. Mir tat nichts weh und ich wusste nicht wer ich bin und wo genau ich war. Es war mir auch egal so wie fast alles andere auch, wäre da bloß nicht die Scheiße in meinem Mund die so komisch schmeckte.

Die beiden grauen Stangen in meinem Gesichtsfeld waren wie sich herausstellte die Beine eines Polizisten. Ich blickte nach oben und sah wie durch ein Fischauge wie sich seine Lippen bewegten als er mir eindringlich etwas sagte.

Ich hörte nichts. Seine Lippen erinnerten mich an einen Goldfisch, dauernd gingen sie auf und zu, aber kein Ton kam aus seinem Mund. Ich konnte absolut nichts hören und sah alles wie durch einen Schleier.

Ansatzlos spuckte und kotzte ich eine ziemliche Menge dunkel roter Flüssigkeit auf die beiden grauen Stangen bevor ich mich wieder abmeldete und in tiefen Schlaf fiel.

Ich wurde dann wieder wach als ein Mensch mit weissem Jackerl und Gummihandschuhen in meinem Mund herumfummelte. Irgendwie war ich schlagartig völlig bei Sinnen, muss an dem Tropf gelegen haben den mir irgendwer in den linken Arm gerammt hatte. Mir tat die Pappen mörderisch weh und ich fragte den Rettungsmenschen was los ist.

"Auf die Goschn seids gfalln und du hast da dabei die Zunge perforiert, des Blut hast gschluckt wiest bewusstlos warst. Schaut nur schlimm aus, mach da kane sorgen des is eh total harmlos. An Kieberer hast von oben bis unten ankotzt mit dein Bluat. Den betreut a Kollegin, hrhrhr, der hat gemeint du gehst übern Jordan, hrhrhr.Owa so schnell löffelst net ab hehe."

"Hure!" dachte ich mir "wo issn da Joe?"

Leider hatte es mich doch schlimmer erwischt als angenommen, das hat sich später rausgestellt, denn ich konnte nicht aufstehen und meine Haxen hatten keinerlei Gefühl. Da war mein Humor schlagartig verflogen. Bitte das nicht. I will meine Haxen bewegen. In diesen bitteren Momenten war mir echt zum heulen. Gut das ich schnell wieder wegkippte.

Naja im Endefffekt wurde meine Birne im Spital in einen Eisenring eingespannt und ich durfte ein paar Tage im Sitzen schlafen. Sehr leiwand, ich kann im Sitzen nicht schlafen und bekam daher Beruhigungsmittel und Schlafpulverln. Der Schädel war in diesen verschissenen Schraubstock gespannt und wurde über ein Drahtseil nach oben gezogen. 3 Tage und eltliche Röntgen und Untersuchungen später bekam ich dann ein Konglomerat aus Gips und Leder, ein richtiges Korsett, dass leider auch den Hals umfasste und meinen Kopf unnatürlich nach hinten drückte.

Meine Birne schaute immer leicht nach oben, so als würde ich zum Hochadel gehören. Meine Füße oder sonstiges konnte ich selber gar nicht sehen. War extrem angenehm damit zu schlafen.

A paar Rückenwirbel waren gesplittert, aber Gott sei dank nix durchgebrochen. Zwei Ripperln waren auch ab und die linke Elle war durch. Nix lebensbedrohliches.

Die Goschen hat mörder weh tan, hab mir die Zunge durchgebissen und konnte nur diese gschissenen Erbsensuppen und anderes Flüssiges essen. Und reden konnt ich auch net. Könnts euch vorstellen, ich und die Pappn halten. Eine Mordsstrafe. Und jeden Tag kam die alte Giftmischerin von Krankenschwester, diese schirche Assel und spülte mein Maul mit einer Flüssigkeit die ich zwischen Hundepische und Salzsäure einordnen würde. Grausam.

Naja den Joe hab ich im Spital wieder gesehen, war mein Bettnachbar. Er hatte den linken Haxen in einem Drahtgestell und der Linke Arm war auch eingegipst. Ein riesiges Pflaster hatte er am Hirn picken.

"Burli hearst hoit ja die Goschn du Trottel. I bin gfoahrn vastehst?" rief er zu mir rüber.

"Was ist los?" fragte ich. "Du Voitrottel" raunte er "die Heh wird kumman und uns fragen was passiert ist, vastehst du Tillo, i bin gfoahrn, vastehst?"

"Ah Jessas jo Joe, pfo danke das du mi net hängan lasst. Danke!" Er verdrehte die Augen und flüsterte: "Ollas hoib so wüd, bin perfekt ohgsichat mei Oide hackelt jo bei da Bundeslända-Vasicherung. Oba ans is ah kloar wenn i in Gips owe kriag hau i da a poor in de Pappn da Urdnung hoiber, eh logo. Hehehehe..."

Gleich vorweg die Sache ging rein versicherungstechnisch problemlos über die Bühne. Den Joe haben die nach 14 Tagen heimgeschickt, aber auf mich warteten zwei Monate Spital.

Ich kann mich noch erinnern wie ich mit meinem Korsett rausgeschlichen bin auf den Gang hab ma a Tschigg angeheizt. Da stand einer der war auch zugegipst von oben bis unten. Der hat auch geraucht.

"Bist deppat oida" flüsterte ich "wos isn dia passiat?" "Eh nix" flüsterte er zurück "I bin von an Schammerl gfoin."

"Von an Schammerl? Wia hoch woar denn des?" fragte ich ungläubig.

"Nojo eh nur 40 zanti. Der Schas woar dos i noch hint in Swimming Pool gfoin bin, der woar lah und is ans fuzzg tiaf, hahahahaha..."

"Scheiss mich an" dachte ich nur und konnte es fast net glauben. Naja mit dem Typen ging ich dann jede Nacht heimlich pofeln. So lang bis uns erwischt haben. Ab da pofelte ich beim Fenster raus, das war einfacher.

Eines Abends entschied ich das ich nicht mehr Lulu ins Topferl machen wollte. Die Schwester kam, schaute ungläubig in den Topf. "Na Bursche was is, nix Pipi heute? Willst a Cocacola und a Crispi (Anmerk. des Autors, Crispi war eine Schoko mit so reisartigen Krümeln drauf, die liebt eich damals, gibt s heute nimmer.) Oder liaba an Einlauf hahaha..."

"Du blöde, schirche Sau" dachte ich mir und raunzte: "Na i nimma i geh aufrecht schiffen, I wü nimma in den Topf lullen"

"Na probierst es halt wia a Mann, kumm i hüf da auf." lachte sie.

"Die hat doch tatsächlich irgendeiner geschnackselt die schirche Ratte" dachte ich mir, weil mir ihre Freundlichkeit sehr suspekt vorkam. Das ist so wie wenn dir am Zentralfriedhof a alter Mann sei Geldbörsel schenken will. Seltsam halt.

Voll stolz watschelte ich mit meinem superfeschen Nachthemd aufs Klo. Dort bin ich draufgekommen, dass ich wegen dem geschissenen Leder/Gips-Korsett nicht in der Lage war das Ziel zu sehen geschweige denn mein bestes Stück. Naja das konnte ich fühlen, aber wie sollte ich denn das Ziel treffen ohne es zu sehen.

Ich machte also eine Schätzung, neigte meinen Oberkörper nach vor, da sah ich sie: die Muschel. Nur in der Haltung hätte ich ja nie... na ihr wisst schon. Na ja dann hab ich halt nochmals geschätzt. Zwei Schritte rückwärts und Feuer frei.

Nach dieser Aktion durfte ich das Zimmer nicht mehr verlassen. Sehr peinlich. Die alte Giftmischerin von Nachtschwester hat mich zur Schnecke gemacht, weil ich das Häusel geflutet habe hehehehe.....

Na ja, wenigstens hab ich es versucht. Der Topf wurde zum Kameraden für weitere Wochen. Is ja total peinlich, wenn alle Zimmerkameraden so tun als ob sie nix merken. Das habe ich gehasst.

Endlich war der Tag meiner Freilassung gekommen, ich hatte einen Haufen Zettel und Röntgenbilder mit als ich beim Portal des Krankenhauses rausmarschierte. Und wer stand da? Unpackbar die Crew begrüßte mich mit wildem Geheul. Obwohl ich selbst kein Motorradel hatte haben die mich aufgenommen, ich war gerührt. Das Ganze hatte aber auch mit meinen damals guten Fähigkeiten beim Schrauben zu tun.

"Ma Burschn, i gfrei mi voi das ihr mi hoits. Wo isn da Joe die oide Haut?" fragte ich. "Na Oida, Du wirst es net glaum, der hoit si grad sei neichs Eisen, und bes is a ah net auf di, weu er hot sogn ma versicherungsmäßig an vurteu erzielt, hahaha" sprach der blade Pfandler und fand das total lustig.

"Kumm hupf auffe, i fiahr di ham" sagte der Lederne und ich folgte seiner Aufforderung. War ein tolles Gefühl wieder Benzin zu schnuppern und ich werde diese Heimfahrt nie vergessen. Der Lederne nahm Rücksicht auf mich, a erneute Brezn mit Schlag auf die Wirbelsäule wäre ja fatal gewesen. Zu Hause angekommen sagte er: "Sche dasd wieda do bist Steve, gfreit mi ehrlich, kummst hoit ins Melange oder zum Pagani nach Mödling wannst wieder a poar Kilo aufgefressen host. Schaust jo aus wia a leich so eidirrt."

Das waren halt Kameraden, da konnte man sich schon freuen wenn man die als Freunde hatte. Meine Eltern sahen das zwar völlig anders :-) aber was soll’s....... für mich waren sie damals wie Helden.

die 70er - days of thunder - part seven (copyright steveman)

Die Vibrationen fuhren über den Lenker in meine Finger und erzeugten bei mir eine Gänsehaut. Ich zupfte am Gasgriff und die Drehzalmessernadel, die in diesem so formschönen, verchromten Gehäuse wohnte, welches ein Markenzeichen der Z-900 und Z-1000 war, schnellte nach oben. Aus der Marving kam Gebrüll. Herrlich! So derart schön ich kann es heute noch hören.

Ich schaute rüber zum Feuer an dem der Lederne, der Blade und der Fonso saßen, ihre Bierflascheln in Händen. Die selbstgebaute Metallplatte überm Feuer rauchte vom Saft der aus den Kottelettes rann. Die Burschen waren bester Stimmung. Aus den selbstgebauten Lautsprechern dröhnte "Whole Lotta Love" von Led Zeppelin.

Die Kawa unter mir wäre mein größter Wunsch gewesen, war aber für mich finanziell unerreichbar, ich war Lehrling und die anderen hackelten schon für richtiges Geld, nicht für 385 Alpensteine pro Woche.

Unzählige Kilometer bin ich mit den verschiedensten Zweirädern gefahren, von der Postler MV über die Sissy bis hin zur 250er Puchetten. Ja sogar eine Malanca (oder so ähnlich hieß die) habe ich bewegt. Immer illegal und ohne Führerschein, ganz klar. Auch eine Z-650 habe ich völlig aufgearbeitet, damals am grünen Berg. Ihr erinnert Euch an die letzte Geschichte.

Fonso’s 1000er brummelte unter mir vor sich hin und ich hockte in Kampfhaltung oben, in Gedanken brannte ich gerade diverse Größen aus der Gegend her. Mit einem Seufzer stellte ich den im Geiste ablaufenden Film ab, schaltete den Murl der 1000er aus, schnappte mir ein Bierflaschel und hockte mich zu den anderen.

Der Blade war gerade wieder dabei Geschichten aus den großen Kriegen zu erzählen. Er hatte diese mehr oder weniger seit frühester Jugend vom Großvater und Vater intravenös bekommen und es war für mich beeindruckend, dass er nahezu jede Division, jeden Helden und jede größere Schlacht kannte.

Gott sei Dank wurde irgendwann das Thema gewechselt und es ging wieder um Dinge die mich interessierten. Hauptsächlich waren das Motorräder und die Trixi, die kleine Schwester von Fonso’s Freundin.

"Na Stevie" sagte Fonso "hättest a gerne a Kawa, gell?"

"Sicher, i mach eh in Schein nächstes Jahr dann kauf i ma a ane, wenn i die Kohin zsammbring" antwortete ich.

"Des is es gresste Problem" sagte der Blade und rieb dazu mit Daumen und Zeigefinger aneinader "die gschissene Marie die ma se schwa vadina muass."

"Was hast da denn du schwa erorbeit du Viech? De Marie fian Bock host dein deppaten Grossvoda ohgschwafelt. Des anziche wos da du schwa erorbeit host is dei blade Wampen, hehehehe" meinte der Lederne.

"Schimpf net am Grossvodan du Eierschädel, der woar in Verdön (Anmerkung des Autors: Verdun in Frankreich, eine der blutigsten Schlachten im ersten Weltkrieg) dabei und hat dena Franzmänner in Orsch ausghaut."

"Eh wurscht , scheiss auf die Franzosen, de kennan jo netamoi gscheide Motorradeln baun, die Koffern." sagte der Lederne

"Stimmt genau" meinte Fonso "is eh komisch dos de klanen gschlitzen Oaschmandeln so guate Geräte wie mei Kawa bauen kennen. I frog mi eh wieso des so is. Bei uns kriagst a Puchetten mit 24 PS. Ah so a Schas weu des hot mei Butzi auf an Häfen. Gö Steve, wos manst?"

"Na geht echt guat dei Beckl, glaub i." sagte ich und nahm noch einen Schluck vom Schwechater.

"Du glaubst? Wos hast du glaubst, des was a jeda das unsere Kawasetten die schnösten san, hehehe... foahr a Runderl mit meiner Tausenda wannst mogst! Owa legs net zasmm und wanns di brocken daunn kenn i di net, hahahaha..."

Dieses Angebot vom Fonso konnte ich nicht ausschlagen und so nahm das Unglück seinen Lauf.

Die 1000er unter mir schrie wie von Sinnen als ich den 3er ausdrehte und bei der Baustelle zu Europas angeblich größtem Einkaufscenter (SCS) vorbeipresste, man bohrte dort allerdings noch in der Erde herum. Irgendwie war ich völlig auf Adrenalin. Z-1000!!! A Wahnsinn, a Viech, unbeschreiblich.

Ich fuhr auf einer 1000er. Ich!!!! In meinem Kopf spielte es ununterbrochen Radar Love von Golden Earring..."I´m drivin` all night, my hands wet on the wheel.. da dadadadadaaa.." sang ich im Geist. Ich bog von der B17 rechts Richtung Enzersdorf und Mödling ab und trieb die Kawa möglichst geräuschvoll Richtung Bahnbrücke.

Bei der Ampel hielt ich an. Klar das ich auf der Pole stand. Ich schaute nach links, da blieb gerade ein Mercedes stehen. Neben dem Fahrer saß eine brünette Schönheit und ich atmetet heftig ein und hielt die Luft an als sie mich anschaute. Hehehe, wie ein Spatz im Winter plusterte ich mich auf. Ich der böse Bub auf der dicken 1000er... "Was is Mitzi? Brauchst an richtig Harten? Hehehe" dachte ich so bei mir.

Bei grün riss ich die 1000er mit leicht slidendem Hinterrad weg und ich sah wie die Passanten mich deppert anschauten wegen dem Wirbel den die Marving machte. Ja genau das wollte ich. Das war leiwand. Yeah!

Mein Weg führte mich quer durch Mödling über den Hauptplatz in Richtung Hauptstrasse nach Enzersdorf und Perchtoldsdorf. Beim Wirtshaus neben dem Renaulthändler (Piwetz hiess der Dodel, gibt’s heut auch nimmer) bog ich rechts ab, fetzte am Friedhof vorbei über den Bahnübergang und gab dann ordentlich Gas. Im Garten beim Nordpolwirten hats den Leuten die Tschiwaberln vom Teller gefegt als ich vorbeimörderte.

Beim Kloster zangelte ich die 1000er zusammen, bog rechts ab und drehte den Zweier in Richtung Südstadt aus.

Die Eltern der Kinder die dort am Freizeitgelände spielten winkten mir freundlich zu. Nette Leute dachte ich mir, bis ich sah das da ein Mann stand der mit geballter Faust winkte. "Leck mi du Eier" dachte ich mir und fuhr fröhlich weiter. Mir ging es unfassbar gut. Ich fühlte mich wie ein Sieger.

Von der Südstadt aus fuhr ich in Richtung Wien, die Strasse verlief parallel zur B17. Tief gebückt flog ich am ÖAMTC-Verkehrsübungsplatz vorbei, das war eine Mördergerade (dort sind heute a paar Kreisverkehre, das ganze liegt hinter der 2Rad-Börse Süd) und ich liess die Kawa fliegen wie nie zuvor. Tränen schossen aus meinen Augen, der Fahrtwind war ein Teufel.

Da ich ja net wirklich fahren konnte, wie auch ohne Übung, drückte ich halt auf den Geraden an wie ein Dodel und fuhr die Kurven nur so schnell ich mich traute, also eher langsam.

Mein Weg führte mich auf diversen Schleichwegerln bis nach Inzersdorf. Dort drehte ich um und fuhr auf der B17 Richtung Stadtauswärts wieder zurück zum Garten vom Fonso und dachte daran eventuell noch ein Kotelett zu verzwicken .

Da sah ich ihn!!! Ein Bulle!!!

"Scheiße verdammte" dachte ich mir. Der Kieberer der gut 40 Meter entfernt am Strassenrand stand war keine Fußstreife, denn dann hätte ich ihm freundlich gewunken und wäre davon gefahren. Gut der Fonso wäre a bisserl in Not geraten aber alles net so wild. Diese graue Figur aber hatte einen VW-Käfer dabei, ich konnte ihn 15m weiter stehen sehen.

Wie auf Kommando hob er die Hand und deutete mir rechts ran zu fahren. " Oh Fuck!" dachte ich nur noch, wurde langsamer und bremste direkt auf ihn zu. Als ich ungefähr 5 Meter weg war liess ich den ersten Gang einrasten und riss den Gasgriff auf Attacke. Die Z brüllte auf, der Bulle hüpfte nach rechts das Hinterradel driftete nach links. Das war gut weil ich den Rutscher gleich nach rechts in die Ketzergasse ausritt und ohne Rücksicht auf Verluste anstoffte.

Ich hatte also gute 80 bis 100 Meter Vorsprung bevor der Bulle den Käfer erreichte. Bis er ihn angestartet hatte und losgefahren war hatte ich wahrscheinlich gut 250 Meter Vorsprung.

"Hehehe du Orsch" dachte ich mir "mich kriegst du nie du Dodel". Ich zangelte die Kawa vollstens zusammen, hinten und vorne was ich konnte und bog rechtwinkelig zwischen eine VW-Pritsche und einen Opel-Blitz-LKW ein die links parkten. Es war aber kein VW-Käfer zu hören und es kam auch keiner vorbei. Irgendwie machte mich das ganz nervös weil ich ja den Feind nicht sehen konnte. Nach einer ewig langen Minute entschied ich mich abzuwarten und rauchte mir eine Gauloise an. Nachdem nach gut 5 – 10 Minuten nix passierte startete ich die Z wieder an und fuhr die Ketzergasse in Richtung B17 zurück. Langsam und meine Augen waren offen wie ein Bodenradar.

Keine hundert Meter von der Kreuzung sah ich ihn rechts stehen den Bullen-Buckel, ich war noch 50 Meter weit entfernt, bremste, schaltete zurück scherte nach rechts aus um ansatzlos nach links umzudrehen. Der Käfer, wie im Ballet, machte das gleiche wie ich er scherte von ganz rechts aus um ebenfalls umzudrehen, wir standen beide quer zur Fahrbahn. Noch im Rollen sah ich den Kieberer wie er mich deppert anschaute. Ich konzentrierte mich darauf in einem Zug umdrehen zu können und als ich nach links schaute sah ich einen zweiten Bullen keinen Meter mehr von mir entfernt auf mich zustürmen. "Scheiße, jetzt bist es" dachte ich mir und keine Sekunde später packte mich der Kieberer am Arm, der zweite war innerhalb von Sekunden auch herbei und hielt sich an meinem anderen Arm fest.

"Host glaubt Bursche" keuchte er "jetzn homma di". Ich sagte gar nichts ich dachte krampfhaft nach wie ich mich möglichst schadlos aus der Affäre zog.

"So der Herr, Papiere, Führerschein aber rasch" meinte der Ältere der beiden.

"Hab ich leider nicht" sagte ich leise. Ich stand neben der Kawa und überlegte einfach davon zu rennen, aber die Säcke hätten mich sicher erwischt, gab auch keine Quergasse oder sonstiges. "Den Führerschein her du Rowdy!!!" herrschte mich der Altkieberer an.

"Ich hab keinen!" sagte ich leicht verzweifelt.

Der junge Kieberer schaute mich an und zog die Worte in die Länge: "Host kan? Oder host kan miiit?"

Ich versuchte genauso deppert wie er die Worte in die länge zu ziehen und sagte: "I hooob kaaan miiit,.... weuuu i goar kaaan hooob."

Der Ältere wurde fuchsteufelswild und plärrte: "Woooos, bist du scho gonz deppat worden du Gsindel du öländigs du foahrst ohne Deckel? Franz hearst hast des gheat der foahrt ohne Deckel der Rotza. Und dann flücht er ah no. Na Burschi du gehst ins Häfn hearst bist du wahnsinnig wurden?"

Ich sagte nichts und dachte nur verzweifelt an den Fonso. Der wird sich schon Sorgen machen.

Der junge Kieberer schob sein Kappel nach hinten wie der John Wayne und meinte: "Wie kummstn dann zu dera Maschin?"

Ich blickte zum anderen Kieberer, von dem ich wusste das er das größere Arschloch war und flüsterte etwas.

"I vasteh nix, wos host gsogt? Red lauda hearst" herrschte mich der Junge an.

"Gstessn hob i’s, zu deutsch g-e-s-t-o-h-l-e-n hab ich’s" sagte ich und dachte mir dabei das es die einzige Möglichkeit war zu verhindern das der Fonso dank seiner Vorstrafen die volle Länge ausfasst und vielleicht sein Schein abgeben muss.

"Wooos???!!! schrie der Alte "Franz gimma die Handschön, hoit eahm fest! Du Vabrecher du dreckiga i hau di glei nieda, hoits mäu, wehe dir hearst. Sowas des gibt’s ja net. Du Falott. A Wauhnsinn mei ertser Fluchtvasuch. An Fluchtvasuch vastehhst? Wiederstand gegen uns, gegen die Stootsgwoit du Vabrecha!"

Der Altkieberer zuckte völlig aus und ich hoffte inständig das ihn der Schlag treffen würde weil er noch dazu a total feuchte Aussprache hatte und es sich anfühlte als wäre ein Nieselregen. Er sagte mir ich soll das Maul halten obwohl ich gar nichts sagte. Sehr eigenartig. Ich war übrigens der erste Dieb den die Flasche in über 20 Dienstjahren gefangen hatte, drum war er auch so aufgeregt.

Naja ich bin dann 20 Minuten sinnlos am Posten gesessen bis der einzig gscheite Kieberer gekommen ist und gesagt hat: "Na gut Bursche, dann fahr ma amal zum Herrn Bauer (Anmerkg. des Autors, des ist der Fonso) nach Hause und schau ma ob er den Diebstahl schon bemerkt hat." Er sagte das mit einem Augenzwinkern und einem feinen Schmunzeln.

"Mh..." dachte ich "der ist heller als die beiden Volltrottel die mich geschnappt haben. Den hat das sicher gewundert wieso ich die Reim mitsamt dem Zündschlüssel gestohlen hatte...."

Ich hatte ja angegeben, dass der Zündschlüssel steckte, was hätt’ ich denn sagen sollen, ich mein so deppert waren die auch wieder nicht. Ich hockte hinten im Käfer das rechte Handgelenk mit Handschellen an die Halteschlaufe gefesselt. So deppert waren die damals. Der Oberkieberer saß rechts vorne und der Schreihals fuhr.

"Wast" begann der Oberbulle "I kenn eich Dodeln, i was ganz genau das der Bauer dir die Reim geborgt hat. I bin ja net auf der Nudelsuppen dahergschwommen, der Bauer ist ja kein Unbekannter bei uns. Na sag, hab i net recht?" Ich dachte mir nur: "Leck mi am Orsch" und sagte nichts.

Der Käfer hielt vorm Gartenzaun und die beiden Kappeln stiegen aus und ich konnte sehen wie der Schreihals sich übern Zaun lehnte und irgendwas sagte. Den Bladen und den Fonso konnte ich auch sehen. Was sie sagten hörte ich nicht.

Jeden falls fuhren wir zurück zum Posten, wo ich nocheinmal befragt den gleichen Schmäh erzählte. Der Oberkieber sagte: "Na wie Du meinst, vielleicht sagt uns ja dein Freunderl wie es wirklich war und dann gnade dir Gott."

Ich machte mir darüber aber keine Sorgen denn der Fonso war hart wie Gusseisen der erzählt denen das ich mir die Reibe einfach genommen habe und fertig. Ich mein schliesslich war ich bei der Grillerei dabei.

"So" sagte der Oberkieberer während er mir die Handschellen abnahm "und jetzt schleich di, du hörst von uns." Ich dachte ich träume, liebte mich der Mann oder hatte er vergessen das ich vor dem Gesetz ein Minderjähriger war und er meine Eltern hätte verständigen müssen?

Ich hatte Glück, weil mein Vater war eh im Ausland und Mama hat nicht so hart zugeschlagen hehehe.

Klar hatten die längst daheim angerufen ich wusste es nur nicht. Ich wusste auch nicht das mein Vater keineswegs im Ausland war.

"Koarl!!!" schrie der cholerische Altkieberer "des is oba net dei Ernst das du den Vabrecha gehen losst. Der muss do bleim in Gewahrsam der flieht doch der Falott der ölendige!!! Der muß in U-Haft!!"

"Geh kumm Kollege" sagte der Oberkieberer "wegen so aner Bagatelle kann i den Trottel do net einsperren oda bist du so bled das du des wirklich net weißt." "Jo oba.... na gut Du bist der Chef wirst es scho wissen" und dann mein Grinsen sehend "Und du loch net so deppat sonst hau i da a poor Watschen owe du Vabrecha."

Unpackbar der Typ war total kopfkrank. Beim rausgehen raunte der Oberkieberer: "Du hoist die Pappn über des wos da i jetzt sog. Nimm des net zu ernst da Kollege is a bissel nervös wos Motorradelfohra betrifft. Du vastehst? Oiso, daunn schleich di du Koffer!"

Naja die Geschichte endete so, dass ich mit Hilfe von Fonso’s Anwalt ohne Probleme davon kam, ich habe eine ordentliche Strafe wegen "Unbefugter Inbetriebnahme eines Kraftfahrzeuges" und wegen "Fahren ohne Lenkerberechtigung" bekommen und fertig. Des Weiteren – und das war schmerzhaftest – hat man bei der BH Mödling einen Eintrag gemacht, der verhinderte das ich mit 18 den A-Schein hätte machen können.

Ja, heute wäre ich sicher vorbestraft, der Schreibulle wäre aber auch in ernsten Schwierigkeiten. Aber damals? Naja , da war halt alles nicht so ganz eng. Ich meine wer glaubt das mir die Aktion keinen Ärger eingebracht hat der irrt. Die Begeisterung meiner Eltern hielt sich in engen Grenzen.

Der Grund warum meine linke Backe nach diversen Schreiben der BH-Mödling immer rot war ist einfach erklärt. Mein Vater war Rechtshänder....

die 70er - days of thunder - part eight (copyright steveman)

"Geh gimma an Fetzen" sagte der Blade und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

"Rudel hearst, lass mi her da, du mochst des nur hin und dann kann i wieder umadumscheissen. A klane Ratschen und a 11er Nuß brauch ich" sagte ich und krabbelte unter die 900er um den Devil-Auspuff wieder festzschrauben. Die Kawa stand aufgepackelt da und die Kupplungstrümmer lagen daneben.

Als ich den Puffer festgezogen hatte drückte ich dem Dicken die Ratsche in die Hand und sagte: "So Rudel jetzt bau ma dei Rennkupplung ein, dann isses vorbei mit der Rutscherei".

Der Dicke verschwand aus dem Schuppen und ich konnte hören wie er ‚I am Rockn’Roll Lover’ summend im benachbarten Gartenhäusel herumrumorte.

Eine Minute später war er wieder da und hielt triumphierend einen Karton in Händen. "Scheiss mi an" sagte er voller Ehrfurcht "stö da vur des Packl ist übern großen Teich geflogen, a Wahnsinn oder?"

"Najo, mir is eigentlich wurscht wie weit’s gflogen is, wichtig ist was drinnen is" meinte ich emotionslos.

"Do steht spetschl Ratzing-Klutsch for Kawasaki Z-900" las der Dicke in mörderischem Englisch.

"Oida hearst des hast Resing-Klatsch net Klutsch, des is Englisch, gib her des Packl" motzte ich und nahm ihm das heilige Paket ab.

Die Kupplung die sich darin befand sah ganz genauso aus wie das Serienteil. Es war ein kompletter Satz mit allem was dazugehörte und natürlich auch mit Federn und Scheiben und so Zeug.

Der Dicke wurde sofort unlocker: "San de deppat oder wos, des schaut jo ah net ondast aus wia des originale Zeigs. Pfoo wenn des net geht bin i owa sauer!!"

"Tua net jammern, des Zeigl is sicha vom Feinsten. Weu um den Preis muass des hinhauen, schau da amal de Federn an, die san deutlich stärker" sagte ich und der Dicke entspannte sich.

Er begann wieder ‚I am Rock’nRoll Lover’ zu summen und suchte im Regal nach einer Kasette. Ich hörte wie er die Kasette in den Rekorder schob und aus dem selbstgebauten Lautsprecher ausnahmsweise einmal etwas rasududelte was ich noch nicht kannte. Es war ein brandneuer Song von einer Band namens Heart. Er hieß Barracuda. Gefiel mir gut und beflügelte mich bei der Arbeit.

Der Dicke fungierte als Lehrling und reichte mir das Werkzeug. Von Zeit zu Zeit plärrte er, synchron zum Kasettenplayer "Barra – Cuuudaaa" grinste mich an und sagte: "A Wauhnsinn de Scheim oda?"

Die Kupplung war schnell montiert und der Dicke verschwand in der Gartenhütte um das Motoröl zu holen.

Nachdem das Öl eingefüllt war schob er die Kawa behutsam aus dem Schuppen, hockte sich drauf und startete sie zum Probelauf. Dabei schaute er drein wie der Zeremonienmeister vorm Höhepunkt des Abends.

Die Kawa brabbelte - per Choker am Laufen gehalten - vor sich hin.

Ich ging auf die rechte Seite zupfte am Gasgriff und schob den Choker zurück. Der Dicke nickte wohlwollend während wir beide dem Klang lauschten. Ich zupfte noch ein paar mal und meinte dann: "Fohr amoi a wirklich langsame Runde ohne Volllast, ich will ma des anhören wenn der Murl woarm is, okay?"

"Paaasst!" grinste der Dicke und rollte vom Hof. Ich hörte deutlich, dass er sehr vorsichtig hochdrehte. Ich habe ihm mindestens 1000 mal gesagt, dass man einen kalten Motor nicht tritt und der Dicke war da immer vorsichtig.

Eine halbe ‚Smart Export’ (wir nannten die ja Black Panther) später war er wieder da und sagte: "Oiso i merk fost kann Unterschied. I hobs owa umanandtragen und bin net augstofft. Die Kupplung geht um a Eckn schwarer zum ziagn, is des normal?"

"Sicha, muasst rechnen das die Kupplungsfedern jo an hechan Aupressdruck ham. Is net nur die Belagmischung allanich sondern eben beides zsamm. Vastehst? Des gheat scho so" sagte ich während ich die Kupplung mehrmals zog und wieder ausließ. Das Motorgeräusch änderte sich um ein, zwei Nuancen bei gezogener Kupplung. Alles bestens soweit.

"Okay Dicker, scheint alles tutti zum sein, gib’s ihr amal ordentlich. Dann probierst es noamoi und zwar schaltest in 4 Gang und rollst nur mit 2000/min umdaum, dann reisst die Pippen am Anschlag und hurchst ob’s no durchrutscht oder ob da Drahzeiger schnölla wird ois da Bock".

Erneut rollte er vom Hof und diesmal war die Geräuschentwicklung schon deutlich größer. Ich konnte hören wie er den zweier allergemeinstens auswand. Die Gasse war eng und das Echo das dort entstand war – eh klar bei dem Auspuff – wirklich teuflisch. Es dauerte eine ganze Weile bis ich nichts mehr hörte.

Wenige Minuten später rollte der Dicke an, er grinste über das ganze Gesicht und die üblichen Tränen (wegen dem Fahrtwind) rannen über seine Backen.

"Steve hearst ehrlich, bist deppat des geht mörder. Des schnoizt eine beim Kuppeln des mechst net glaum. Des Schwammige, i was net wia i des beschreiben soll, des is nimma. Hot sie vurher so eigenartig angfühlt so ois ob a Leistung in die Kupplung rinnt ondast kann i da des net erklären".

"Olles kloar Rudel. Du merkst jo goar net wann die wache Serienkupplung a bissel schlupft und des is jetzt weg. Des is scho a guates Trumm. Des kummt jo ah aus der amerikanischen Rennszene" sagte ich.

"I mechat jetzn noamoi gengan Ledernen sei 2-Takt-Sau antreten, weu mit dera Kupplung, dem Kampfstoff (Anmerk. d. Autors: ein geheim gemixter Rennsprit aus der Dragster Szene) und an zusätzlichen Geheimrezept muass des zum Derbiegen sei." raunzte der Dicke.

"Oida hearst wast eh wos bein letztn Hazerl gengan Ledernen passiert is. Auf da Pappn bist glegen und die Kawa woar ah ganz scheh bedient." warf ich ein.

"Steve hearst, vastehst des net, de vaorschen mi immer die Eier, oba mei Neina is de schnöhste und des wird nun ein fia ollemoi bewiesen, schau wos i no bestöht hob." sprach er aufgeregt und fischte einen Karton hervor.

In dem Karton war eine Rennkette ein Ritzel und ein Kranzel.

"Monchs moi is kürzer doch bessa wie länger hahahahahaha..." peckte sich der Dicke ab und ich verstand sofort was er meinte. Ein Zahnderl weniger, ein Zahnderl mehr fertig ist der ultimative 2-Takter-Schreck.

Während ich mich daran machte bei der Z-900 das Hinterrad auszubauen um gleich den neuen Kettensatz zu montieren verschwand der Dicke mit der Sissy – das war so ein blaues Schürzenmoped und keine Hase – in Richtung Fonso um sich ein Kettentrenn- und Vernietwerkzeug zu leihen. Kurz nachdem ich die alte Kette abgeflext hatte erschien der Dicke und strahlte übers ganze Gesicht: "Sodale, do hamma des Trumm, kennst di eh aus damit?"

"Na ka Ahnung wie des funktioniert, i bin nämli a Trottl" sagte ich und der Dicke haute sich darüber voll ab.

Nach gut eineinhalb Stunden war die ganze Geschichte erledigt und die neue Kette glänzte silbern. Der Blade füllte wie üblich ein Flascherl seines geheimen Dragstertreibstoffes ein, startete die Kawa und sprach voll freudiger Erwartung: "So, owa jetzt bin i echt gspannt wia des ohhebt mit der kurzen Übasetzung."

Der Dicke legte den ersten Gang ein und fuhr recht zivil von dannen um nach drei Minuten wieder zurückzukommen. Er schaute mich an und sagte: "So, woarm is es Baby, jetzt schau genau, weu jetzt heb’ i’s amoi weg dos poscht, i hob scho gspiat das des jetzt bessa geht."

Er zupfte einmal kurz und die Devil brüllte auf, mit einem "Klack!" rastete der Einser ein, der Blade drehte den Gasgriff auf und liess bei schreienden 6000 Umdrehungen die Kupplung zügig kommen während er den Gasgriff auf anschlag drehte.

Trotz des enormen Gewichtes das am Hinterrad lastete fetzte die Kawa unter infernalischem Brüllen und einen schwarzen Strich zeichnend davon. Das Hinterrad versuchte verzweifelt Grip zu bekommen und es sah total leiwand aus wie der Dicke quasi quer wegpresste. Gerade als das Hinterrad heftig versuchte das Vorderrad zu überholen und der Dicke mehr oder weniger voll gegenlenkte hob das Vorderrad ab.

"Scheiss mich an" dachte ich mir "hoffentlich derreitet der Blade des." Aber der Dicke war ein harter Hund am Eisen und legte während er verzweifelt versuchte von der Hausmauer wegzukommen den zweiten Gang nach, den Gasgriff voll offen. Das Vorderradel hatte wieder Bodenkontakt und auch das Hinterrad gab seine Versuche das Vorderrad zu überholen auf, dann entschwand er aus dem Sichtfeld. Zurück blieb eine Staubwolke die sich langsam senkte und der Geruch von Sprengstoff. "Bist du deppat" dachte ich "der Blade prügelt des Viech wia a Geisteslaberl. Des hebt owa scho mördermäßig ab. Serwas Gschäft!"

Eine Weile später rollte der Dicke auf den Hof. Er schwang sich vom Eisen wischte ein zerquetschtes Insekt aus seinem linken Augenwinkel, macht einen Schritt auf mich zu packte mich und drückte mich an sich, dazu rief er: "Steve hearst du oida Wixa, i scheiss mi au, des geht richtig. Na des geht, bist du gelähmt. I scheiss mi au des hot si auszoiht, des geht mörder... die Sau (Anmerkg. d. Auotors: die Sau war des Ledernen 750er Kawasaki) ist des Todes hehehe...."

"Loss mi los du Poidl du dadruckst mi jo" keuchte ich und befreite mich aus der Umklammerung des Dicken.

"Steve hearst des hebt im dreier die Frontwoizn von da Strossn wia nix, des is unbeschreibli wie des geht." jubelte er.

"Jo is eh guat jetzt beruhig di hoit amoi. Warad jo a Gurkn wann des mit olle Modifikationen und den Knödel wos’d do scho einepudert host net auschiabt."meinte ich und war froh das ich wieder halbwegs Luft bekam. Das das Heben des Vorderrades auch etwas mit dem Körpergewicht des Bladen zu tun hatte und weniger mit der Leistung behielt ich aber dann doch für mich....

"Kumm Oida hau di auffe, mir foahrn zum Ledernen" sagte er und machte die Schuppentüre zu.

"Oba net deppat sei gö hehehe..." meinte ich, weil ich wusste wenn der Dicke erst in Fahrt ist dann geht’s scho mächtig dahin...

Welch Schicksalhafter Tag dies noch werden sollte, davon wussten wir alle noch nichts. Dazu aber mehr beim nächsten Mal.

die 70er - days of thunder - part nine (copyright steveman)

Wir rollten über die 17er und ich muss sagen, die 9er vom Pfandler schob sogar bei Halbgas mächtig an und war teuflisch kurz übersetzt. Sozusagen nichts für die Urlaubsfahrt. Und immerhin hockten wir zu zweit oben. Meine 65 Kilogramm spielten dabei aber eine untergeordnete Rolle. Der Blade hatte ohne Übertreibung sicher über 110 Kg. Andrerseits verlieh das Gewicht dem Pfandler die Möglichkeit nahezu Schlupffrei zu beschleunigen. Gut, jetzt mit der ultrakurzen Übersetzung und der hart zupackenden Rennkupplung brachte sogar der Dicke das Hinterrad zum durchdrehen.

Als wir beim Ledernen einbogen sah ich bereits die Zweitakt-Kawasaki die auf einem selbstgebauten Motorradheber ruhte. Kette und Seitendeckel so wie der Tank waren abgebaut und der Lederne kniete in einem blauen Overall davor und hantierte herum. Überall lag Werkzeug verstreut.

"Sers Oida" sagte ich und der Lederne antwortete ohne sich umzudrehen: "Monchs moi geht ma die Sau am Orsch. Is scho wieda hinig des Gräubel".

Eine Typische Begrüßung des Ledernen, aus der man seinen zerütteten Gemütszustand sofort erkennen konnte.

"Wos hots denn?" fragte der Dicke und der Lederne drehte sich um, fischte eine Zigarette hervor, steckte sie an und sog hektisch daran. Den Rauch ausblasend kratzte er sich mit öligen Fingern am Hinterkopf und meinte: "Des wirst net glaum, i was net wos hot die Kraxn, auspringan tuats net. Sie mocht kann Murrer und i find eigentlich kann Grund dafia. Scheisskrampen vadaummta!"

"Vielleicht is ka Sprudel im Tank..." sinnierte der Pfandler. Der Lederne schaute mich an nickte mit dem Kopf in die Richtung wo der Blade stand und sagte: "Sog eahm wenn a deppat is prack i eahm min 10-Kilohammer ane auf sei Wachbirn".

Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und der Dicke gab nur ein: "I woit da jo nur höfn du Orschal" von sich.

Irgendwie lustig das Ganze. Der Blade meinte es eigentlich nie böse, traf aber oft den brach liegenden Nerv seiner Freunde.

"Wenn i eh scho ois zaleg hearst, i werd no deppat. Gott sei Dank kummt eh der Kuttl her, der ist ein Wissender wos Zwatakta betrifft. I bin am End mit mein Latein. Amoi hob i an Funken daunn wieda net. Woher soll i wissen wos woran schuid is? Und daunn kummst du Flaschlpracker daher und manst i hob kann Sprudel im Tank" raunzte der Lederne.

"Häferl eintrickerts hearst, i übaleg ja nua wos sei kunnt. Glaubst i tät die vaorschn wenn i eh siach das du afoch am End bist mit dein Latein. I bin wia a SS’ler. I hoit zu dia solang i aufrecht steh. Heil Lederna! Hehehehe... kam es vom Dicken und ich fragte mich ob der nicht wirklich ein bisserl einen Pascher hatte.

"Nana Rudel, i was eh du bist mei bester Hawara" entgegnete der Lederne "Derfst mein Grant net ernst nehma, wast eh wias is wenn der Scheisshaufen spinnt. Dabei hätt i da heit in Orsch ausghaut wia an Lehrbuam mit deiner brustschwochen Drecks-Neina, hahahaha..."

"Klans Wirschtl hearst. Mei Neina is ka Dreckshaufen. Mei Neina is a Religion. Des is die Mocht an die i glaub Du zwataktvaseichter Eierbär. Die Neina ist das Werkzeug der Mächtigen, des eisen des Herrn vastehst. Mei Religion hast Z-900 und der Rest is vielleicht gonz liab owa a Schas" zelebrierte Meister Pfandler und war kaum zu stoppen als er fortfuhr "Wos isn bessa? Ha? Die Kruckn do? A Schas is des. Des kaunn ja nua Grod foahrn der stinkerte Ölbrenna. An jeden Z-900-Foahrer zahts in Oasch zsamm wenn er den Stinkerten Hauf siecht. Und waunns jetzt noamoi iba mei Neina schimpfts zuck i aus". Sprachs stampfte ein: "Geht ma scho am Oasch de blede Rederei...." murmlend zu seiner Neuner, hockte sich drauf und schmollte.

Der Kuttl, inzwischen vollkommen von seiner Kollision mit der Elster genesen, rollte wenig später ein. Lässig schwang er sich von der völlig wieder hergerichteten und in Tiefblau-Metallic lackierten CB 750, ging auf den Ledernen zu und meinet: "Grias eich, eh kloa, hehe, Schaskawa nixe laufen weil is Klumpat hehehehe..."

"Wenn mir net so guate Haberer waraden, tät i da amoi a bissel was dazöhn über die gschissanan Honda’s. Radio hearn und Fernsehn is ned Eichas gö? Weu sunst wisserts ihr Schwammerln besser bescheid. A Zwatakter reisst euch die Kinderärsche auf. Dafia issa a bissal haglich. Hobts scho amoi den Namen Kork Ballington gheat es Dodeln? Der foahrt mit seiner Kawa KR 250 die gesamte Weltelite in Grund und Boden. Wödmasta vastehst. Wödmasta auf Kawasaki. Net auf an gschissenen-4-takta oder ana Orschlochhonda" meinte der Lederne hoch emotionell.

"Jaja i kenn den Ballington, der is scho superguat hot jo ah in England und in Holland glaub i in da 3-fuffzga-klass gwunna..." konnte ich bestätigen.

"Waunn i ma zwa Kerzenkabeln ohklemm und die linke Haund am Oasch binden loss bin i imma no schnölla wie des wos du do ois Motorradel bezeichnest. Honda! Waunn i des scho her... Koffer hearst" tönte es aus Richtung Pfandler-neunhunderter.

"Mir is des wurscht es Kawasakitillos, Totsoch is, der Kraxn do rennt net. Und es is a Orschlochkawa, eh logo" meinte Kutti der inzwischen in den Eingeweiden der 750er -2Takt-Kawa herumwerkte.

Wenige Minuten später wischte sich der Kuttel ritualartig seine Hände ab und meinte bestegelaunt: "Bring in Tank Lederstrumpf, i glaub i was scho wo i hingreifen muss...und du Steve gimma a Tschigg , ane von deine stinkerten Goloarsch, hahaha...".

Nachdem er eine meiner Gauloises geraucht hatte und die Kawa mehr oder weniger zusammengebaut war forderte er den Ledernen auf die Sau zu starten. Und siehe da nach dem zweiten Versuch lief die Kawa als ob es nie ein Problem gegeben hätte. Der Kuttl war scho aner der sich gut auskannte mit den Zweitaktern, wieso ist mir immer noch ein Rätsel.

"Oida hearst des gibt’s jo net? Wieso rennt den die Kraxen jetzt?" meinte der Lederne und schaute ziemlich ratlos aus seinem öligen Overall.

"Schau Schatzi" sagte der Kuttel mit geschwellter Brust, "wenn die Kraxn net auspringt tuat ma zwa Sochn kontrolliern. Erstens ob’s an Sprudel kriagt und zweitens ob’s an Funkn hot. Allanich is des net so anfoch weu autreten und Kabel hoiten und schauen da kriagst a bissel an Bugl, hahaha. Na ob und zua hots kan Funkn ghobt, do schau da des an, oft geht genau do es Kabel owe oda hot wia in den Foi kann guaten Kontakt, dann host kann Funken mehr. Die Zündung is haglich bei dena Kraxn, brauchst da ja nur auschaun die Konstruktion, durch die Vibrationen fliagt ois davo... monchs moi a des ane oder ondare Kabl von da Zündung, hrhrhr..." meinte der Kutti weiter und war sehr stolz die Kawa zum Laufen gebracht zu haben.

"Pfoo Oida i donk da sche, i bin da wos schuidig" sagte der Lederne und molk die Kawa das es ordentlich aus den Auspuffen rauchte.

"Najo" sagte der Blade "vaehrta Hr. Reiter, dann konn i ihnen ja hochoffiziell wieder dazu auffordern gegen die stärkste Zed-Nein wo gibt anzutreten, hehe"

"Damitst wieda auf die Pappn fliagst Du Wirschtel?" grinste der Lederne.

"Trottel hearst Du bist ma eingefoahn du Orsch sunst war i eh vurbeikumman an der Oiden Kropftaum in da Südstadt. Des manst jo oda?" raunzte der Blade und begann grantig zu werden.

"Na Rudel, scheiss di net au, woar net so gmant" lenkte der Lederne ein, der wusste das er da beim Bladen einen wunden Punkt getroffen hat. "Oba I foahr gegen di wann imma du willst. Es wird ma a Genuss sei di zum ohstaum hahahaha.."

"Du Aumasn auf Radln, daunn trittst hoit gegen mi an, und zwoar von da HTL in Mödling iba die Weinstrossn bis nach Gumpoids (Anmerk. d. Autors: Gumpoldskirchen)" sagte der Blade aggressiv.

"Na Oida, sicha net durtn" meinte der Lederne, wohlwissend das der Blade sehr gut im Kurvengewühl war und das er gegen das bessere Fahrwerk der Pfandler-Z-900 mit der völlig serienmäßigen 2Takt-750er Kawa fahrwerkstechnisch keinen Stich machen würde. "Foahr ma lieber vom VW-Tandler (Stipschitz) in Mödling weg bis zur Kreizung in da Südstadt, da sand net sovü Kurven".

"Nix, nix, durtn san ma zvü Kiebara, mir foahrn afoch heite wenn ma auf a Wirschtl san beim Wiafe [Anmerkg.d Autors: der ‚Wiafe’ (Würfel) war der Besitzer der Würstelbude am Südtirolerplatz] unser Rennen am Girtl, do is scheh zum Foahrn und Fluchtwege gibt’s a gnua" entgegnete der Pfandler.

"Paaast!!" kam es vom Ledernen der damit begann die Zweitaktende in die Garage zu schieben und sein Werkzeug aufzuräumen. "In aner hoiben Stund bin i kampfbereit. Mir hoin si a Pivo und dann seids herbrennt. In Fonso ruaf i a no aun".

Knapp eine stunde später fuhr die Crew bestehend aus Ledernen, Kuttl, Fonso, dem Pfandlerbladen und meiner Wenigkeit am Gürtel entlang um bei der Würschtelhütten am Südtirolerplatz einzukehren. Es war ein sommerlicher Freitag Abend, eines schicksalhaften Tages über den ich aber heute mordsmäßig lachen kann.

Der Würfel (so nannten wir ihn weil er definitiv genau so breit wie hoch war, ein unheimlich fetter Kerl, aber schwer in Ordnung) kredenzte uns eine seiner besten Kreationen "a Woidviatler Dirre mit Zwiefal, Pfefferoni und an Siassen".

"Ma de is ehrlich guat de Woidviatla" sagte der Pfandler schmatzend "geh Blada gimma nu a Bier".

"Des gfoit ma Rudel, du Gfüllter sogst Balda zu mia hahaha, des gfoit ma. Najo eigentli bist jo schwarer wia i host da des scho amoi überlegt?" kam es aus den Tiefen der Würschtelbude.

"Des scho, owa i bin fü gresser wia du und schena sowieso, hahahaha. Scheiss di net au is eh nur Theata und jetzt reich ma den Glaswecken grosser Meister hehehehe... I muss mi stärken, weil heute wird die stärkste Z-900 den miesen Ölbrenna des Herren Reiter auspeitschen wie den sprichwörtlichen Hund" entgegenete der Pfandler und zwinkerte mit den Augen in meine Richtung.

Der Lederne schaute den Bladen an, dann drehte er sich zum Würschtelbudenhaberer und meinte: "Wast, du muasst wissen der Rudel foahrt seit neichasten mit an Rennsprit aus der Dragsterszene. Des Zeig stinkt bein Puffer ausse wia a oida Schas. Und weil der Blade des Zeig a ständig eiotmet hots eahm nämli die vurletzte Gehrinwindung a scho weggabrennt. Und jetzt stöll scho amoi a Flascherl vom Siegerwasser für mi bereit und fürn Rudel host hoffentli eh gnua Servietten dabei damit a sich die Tränen wegwischen kann".

"Orschal hearst" sagte der Dicke mit zusammengekniffenen Augen "heute reiss i da in Popsch auf, konnst sicha sein. Ausserdem wos laberst umadum? Kummst Leiteln foahr ma i wü eich wana sehng hahahaha".

"Deppata du wirst glaum die Sau hot Pfiffn waun’s mi an dia vorbeireisst". Meinte der Fonso und fügte ein "Leistungsgewicht is ollas!" an.

Naja er war schon ziemlich dünn und sicher der Leichteste. Aber wenn ich ehrlich bin gegen die Pfandler- Neuner hatten weder er noch der Kuttl oder der Lederne eine Chance. Einzig die verhasste Zweitakt_Kawa vom Ledernen war in der Lage die 9er vom Dicken zu biegen. Aber nur auf gerader Strecke.......

Sich den schwarzen Halbschalenhelm überstülpend meinte der Pfandler: "Na dann zeigst ma’s hoit du Burscherl!" und der Kuttl sagte nur: "Mir is wurscht, is die Grode lang gnua seids herbrennt, wenn net dann net. Ausserdem was damma Redn, foahr ma".

Mit Donnergrollen entfernte sich die Crew von der Würschtelbude. Ihr Weg führte Sie bis zu jener Kreuzung die vor der Kreuzung Gürtel mit Prinz-Eugen-Straße war. Die Kreuzung mit der Prinz-Eugen-Strasse konnte voll genommen werden, da damals die Ampel dort auf gelb blinkend geschaltet war (wie jeden Freitag nach 17.00 Uhr). Ab da war zu dieser Zeit der Gürtel Ampelfrei bis nach dem Südtiroler Platz. Dort wo man heute noch nach rechts runter in die Wiedner Hauptstrasse runterfährt.

Ideal war die Würschtelbude wo ich mich befand insofern, dass sie genau vis a vis der legendären Südtirolerplatz- Unterführung war. Dieser kleine Tunnel der unterm Platz durchführte (und heute noch existent ist) hatte die Eigenheit auf kurzer Strecke einen enormen Niveauunterschied zu bieten. Im Klartext, es ging mördersteil runter und mördersteil wieder bergauf. Das hatte den Effekt, dass es die Fahrzeuge die schnell fuhren regelrecht am Tiefpunkt zusammenkomprimierte und sie Tunnelausgang wieder auf die Strasse spuckte. Zusätzlich, das kam bei Marving-Auspuffanlagen ganz enorm zum Tragen, hallte es in der Unterführung mörderisch. Das wirkte wie ein Monsterverstärker und der Wirbel war unglaublich.

Leider konnte man von der Würschtelhütte die Tunneleinfahrt bzw. Abfahrt nicht sehen und die Ausfahrt auch nicht besonders. Man stellte sich als Zuseher also am besten auf die andere Seite des Gürtels, oder besser gesagt begann 30 Meter nach dem Tunnel eine begrünte bauliche Abtrennung zwischen der rechten Gürtelfahrspur und einer Nebenfahrbahn. Genau von dort sah man optimal auf die Tunnelausfahrt und ans Ende der Geraden die quasi bei der nächsten Ampel endete. Klar das ich mich dorthin begab und gespannt wartete wer in Führung liegend aus dem Tunnel kommen würde. Diesmal fuhren ja Kutti und Fonso den Heat mit, was besondere Klangresonanz aus dem Tunnel versprach.

Nach einer guten Zigarettenlänge, ich rauchte mir gerade den zweiten Tschigg an, konnte ich in der Ferne ein Grollen mehr erahnen als hören. Sekunden später war klar: die Truppe ist im Anflug.

Der Zweitakter war nicht zu hören, dafür aber der Devilauspuff vom Pfandlerbladen, der irgendwie die erste geige im Quartett des Teufels spielte. Als die Burschen in den Tunnel abtauchten war es als ob die Frequenzen sich überlagern und die Erde zum Schwingen bringen. Absolut unbeschreiblich und bei gutem Wind hat man das sicher noch 10 Kilometer entfernt gehört. Infernalisches gebrüll von Mraving, Devil und Co.

Bruchteile von Sekunden später war eine heftige Explosion zu hören. Kein Knall, nein, nein, eine richtige Detonation die aus dem Tunnel kam. Ich konnte Licht flackern sehen und dann ging alles sehr schnell.

Der Tunnelausgang spuckte die Burschen in einem wahnwitzigen Tempo aus. Der Lederne war eindeutig eine Motorradlänge vorne und hing tief gebückt überm Lenker. Der Pfandler war hinter ihm völlig aufgerichtet und versuchte irgendwie verzweifelt Tempo raus zu nehmen.

Seine Kawa war nicht zu sehen, es sah aus als ob er auf einer Rauchwolke ritt aus der ein Drache sein Feuer auf die Verfolger spieh. Fonso und Kuttel pressten am Bladen vorbei, einer links, einer rechts, gerade so ohne ihn abzuschießen. Ein Wahnsinn das war knapp!

Ja der Blade brannte!!! Einfach irr!

Aus seinem Auspuff und oberhalb des Motors waren eindeutig Flammen zu sehen. Die Devil verstummte und sofort waren auch die Flammen wieder aus. Der Dicke kämpfte mit dem Mut der Verzweiflung. Ich sah dann das Bremslicht aufleuchten und die 9er legte sich blitzartig auf die linke Seite und streute den Dicken ab, der sich überschlagend hinterher rollte. Ich war wie gelähmt und hab mich ordentlich erschrocken.

Die 9er schlitterte in Richtung rechten Fahrbahnrand, fing sich am Randstein, flog mit einem enormen Schepperer gut drei Meter hoch in die Luft durch die auf diesem Seitenstreifen gepflanzten Sträucher und schlug in einem dort geparkten Opel Kadett ein.

Im Laufen sah ich das der Dicke schon wieder auf den Beinen war und sich durch den restlichen Pflanzenbewuchs des Grünstreifens auf die Nebenfahrbahn wo die 9er im Kadett steckte wühlte.

Kurz bevor ich bei der Kawa ankam hörte ich ein "Ploff!" und zeitgleich begann die Kawa lichterloh zu brennen. Der Dicke schrie irgendwas, das ich nicht verstand und begann wie ein Geistesgestörter im Trennstreifen Grasziegel, Erde und Schotter mit bloßen Händen an sich zu reißen und auf die Kawa zu werfen. (Wenn ich heute daran denke könnte ich mich abbrüllen, aber damals war ich irgendwie nicht in der Lage darüber richtig zu lachen.)

Dort angekommen stand ich fassungslos und schaute nur auf die brennende Kawa. Der Dicke riss sich die legendäre Lederjacke vom alten Sepp vom Körper und begann damit auf die Flammen zu schlagen. Ich tat mit meiner Lederhaut das gleiche, aber das nutzte genau nichts.

Nach einer Weile brannte der Kadett von der Kawa entfacht auch lichterloh. Sogar der Dicke sah ein das es einfach keinen Sinn hatte. So stand er den Kopf gesenkt und völlig verzweifelt vor der Kawa, in der Rechten die rauchende Lederhaut, in der linken den schwarzen Helm und schaute zu wie seine geliebte Z-900 verbrutzelte. Es war ein trauriges Bild. Der Blade, die zerfetzten Jeans, die aufgeschürften, dreckigen Hände…

Die Anderen waren inzwischen auch zurück und als sie den Dicken sahen hörten sie auf zu laufen, wohl erkennend, dass kein Versuch zu löschen die Kawa gerettet hätte.

All das hat übrigens keine 3 Minuten gedauert.

Der Lederne sah den Bladen an und ich kann euch sagen, das ist jedem von uns wirklich nahe gegangen wie der Dicke mit ganz belegter Stimme: "Burschen bitte sogts ma das i tram, mei 9er is tot. Vabrennt und i schau zua und hüf ihr net und konn nix mochen" sagte.

Ich muß ehrlich sagen da hätt ich fast a paar Tränen rausgedrückt. Der Dicke setzte sich a paar Meter entfernt auf den Randstein und legte seinen Kopf in die verschränkten Arme. Seine Jean war total zerrissen und dreckig und er hatte jede Menge großflächige Abschürfungen. Die würden später weh tun, aber im moment tat ihm nur der Anblick der Kawa weh. Irgendwie hat keiner Worte gefunden und so schwiegen wir uns an.

In der Ferne war bereits die Feuerwehr zu hören.

Die Feuerwerker waren voll hektisch und wieselten herum wie Ameisen und löschten in wenigen Sekunden den Brand. Einer von ihnen kam zu uns und fragte ob ma a Rettung auch brauchen, was der Dicke verneinte. Er sei okay. Er meinte nur, dass sich die Feuerwehrleute doch bitte um die Ölspur kümmern sollten die aus dem Tunnel bis zur Einschlagstelle am Randstein führte.

Keine zwei Minuten später kamen auch schon die Herren Polizisten und befragten uns gleich einmal nach den Geschehnissen. Auch ich wurde als Zeuge befragt. Ich gab an was ich gesehen hatte und für mich war die Sache erledigt. Natürlich sagte ich nichts von einem Rennen.

Was wirklich passiert war erfuhr ich erst als sie den Pfanlder fragten und er sagte: "Najo i bin in Tunnö owe gstochn…ähm…oiso owe gfoahrn und unten genau in da Mitten von Tunnö hots an Mörderscheppara gmocht, unbeschreiblich i woar sehr erschrocken und mei Murl is förmlich explodiert. Irgendwie miassn owa Trümma vom Murl in mein Tank oda wos einegschossen hom, weu es Radl hot sofurt zum brenna ohgfongt. Mei Kawa hot brennt vastehst des Inscpekta? Na kloa woit i hoit schnöstens stehbleim, is ja sauhaas wurn auf’d Haxen und de Unterorm und hob vurn und hint voi zsammzangelt ...öh.. oiso hoit gebremst. Owa irgendwia muass von den zrissananen murl Öl auf die Radeln gspritz sein, so wia i bremst hob bin ah scho auf da Pappn glegn...".

Im Prinzip war es wohl tatsächlich so wie der Pfandler sagte. Ein pikantes und ebenso glückliches, ja nahezu unglaubliches Detail am Rande war, dass auf dem Kadett, oder besser was davon über war, keine Kennzeichen waren.

Der Wüschtelstandler, der auch herbeigeeilt war sagte: "Na Herr Inschpekta, der Scheisshaufen steht scho seit a poar Monat doda. Ohne Numman".

Der Polizist drehte sich zu seinem Kollegen um und meinte: "Ah so a Schas da kemma wieda nochfoaschen wer der Fohrzeughoiter is..."

Zum Pfandler gewandt sagt er: "Und sie hearns sie schaun ma net guat aus, i ruaf ihna die Rettung."

"I brauch ka Rettung"“ raunzte der Dicke "i bin eh in urdnung de poar Kratzerln vagengan scho. Mei Kawa is a beun, des tuat weh. Ah so a Schas!"

"Nix do sie foahrn ins Spitoi und ka Widerrred will i hörn. Kann eh einer von ihnere Freund mitfoahrn" sagte der Kieberer streng. Aber grundsätzlich hatte er recht und eine sehr gute Idee war das auch noch, wie sich später herausstellte.

Der ganze Trupp und meine Wenigkeit fuhren also hinter der Rettung nach Meidling ins UKH. Dort wurden die großflächigen Wunden vom Bladen desinfiziert und versorgt. Als er wieder herauskam war seine linke Hand und sein linker Arm eingebunden. Seine Arschbacke und sein linker Haxen übrigens auch, aber das konnte man nicht so genau sehen.

"Rudel hearst i bin froh das du lebst, ehrlich. Und i hoff du host kane Mörderschmerzen" sagte der Lederne.

"Wir baun dei Baby wieda auf Oida, da höf ma da olle, i auf jeden Foi und da kaunnst mi bein Wurt nehma" fügte der Fonso hinzu.

"I hoi da heit no des wos vo da Kawa übrig is mitn Onhänger vo mein Nochbarn Rudel. Mir zlegn des und daunn schau ma amoi" meldete sich der Kuttel zu Wort.

"Burschen ihr seids a Haumma owa es Beste wisst’s jo no goar net. I scheiss an Kropfn hehehe..." haute sich der Dicke ab.

"Jetzt isser deppat geworden dachte ich so bei mir". "Na geh Rudel, wos is leicht los?" fragte der Lederne.

"Scheiss mi au, hehehe, des glaubts ma nia nicht, de Oide wos ma die Spritzn in Orsch ghaut hot, hot ma an Zettl gem mit aner Adress" strahlte der Blade.

"Ja und, was fia a Adress" fragte ich.

"Na vo an Haberer dens auf die Goschn ghaut hot, a Bekannter von dera Schwester, soi a neiner-Kawa sei, angeblich goar net so vü hin und den sei Voda täts fost herschenken, da miass ma hin Burschen, weu die kauf i den glei oh wanns guat is" triumphierte der Blade.

Am Nachmittag holten wir gemeinsam mit dem Kuttel seinen Anhänger die angebrannte Zet-900 und führten sie zum Pfandler nach Hause. Der Blade selbst war nicht dabei, denn seine riesigen Abschürfungen taten enorm weh und er blieb daheim weil er gar nimmer gescheit gehen konnte. Die Schürfwunde auf der Arschbacke war, wie er selber sagte, die Hölle.

Nachdem wir die Kawa abgeliefert hatten machten wir uns noch aus, dass wir irgendwann an einem der nächsten Wochenenden mit dem Wiederaufbau der Z beginnen wollten und ließen den Dicken mit seinen Schmerzen alleine.

Ein paar Tage später suchten wir die Adresse auf, welche der Blade von der krankenschwester bekommen hatte. So begann ein legendärer Wiederaufbau, mit vielen langen, langen Nächten im Schuppen mit meiner Crew.

Doch das ist eine andere Geschichte..

die 70er - days of thunder - part ten (copyright steveman)

„Geh Oida hearst mochst a bisserl des Fenster auf“ beschwerte sich der Kuttll „ weu da nebelts jo wia in aner Gaskammer.“

„Net auscheissen“ meinte der Pfanlder, der es sich am Beifahrersitz des Ford 17M gemütlich gemacht hatte und bester Laune war. „I bin jo scho so neigierich wos fia a Kropfn des is wos der Hawara vascheppat. I denk ma hoit i werd ma des net leisten kennan. Owa bis meine Abschürfungen am Oasch vaheut sand wir i die Koin scho aufstön. Wos manst du Lederna?“

„Wos soi i sogn Rudel? Du bist a horte Sau weu noch den Knolla noamoi ois neich mochn und ibahaupt noamoi aufsteigen des find i leiwand. Wegen da Marie werds scho zsammkumman schätz i!“ tat der Lederne seine Meinung Kund und legte per Lenkradschaltung den nächsten Gang ein. Hinten am 17M hing noch der Anhänger den ich springen hören konnte. Umdrehen konnte ich mich ja nicht weil ich zwischen Fonso und dem net gerade schlanken Kuttel eingeklemmt war. Trotzdem war ich gut gelaunt und meinte: „Du Rudel, mir werden auf jeden Foi die Nockenwöhn, den Antriebssatz und die Kupplung aus deiner Feuerleich ausbauen und in die neiche 9er implantieren. Wenn ma eh scho a Grossprojekt starten daunn reissma glei ois auseinander und passt!“

„Stevie hearst, sicha nehma die guaten Teu wieda mit in den neichen oiden Neina-Murl. Dermoi moch i eahm jo so stork dos es Hinterradl in Asphoit aufstöht, hehehe…“ sagte der Pfandler und fummelte eine Schachtel Hobby aus der legendären Lederjacke.

„Und von mir kriagst an speziellen flüssigen Raketentreibstoff damitst no schnölla bist!“ meinte der Fonso mit einem gemeinen Grinsen im Gesicht.

„Geh sei deppat daham!“ kam es vom Dicken zurück „Mir reicht die Explosion von mein Baby im Tunnö in Wean bis aun mei Lebensend. Obwoi an Schub hat der Dragster-Sprit scho brocht, bist du deppat. Owa amoi und nie wieda. Da kannst sicha sein. Bin ja net deppat und spreng ma in neichen Murl ah in die Luft.“

„Gimma amoi den Zettel mit der Adress vo den Wappler“ sagte der Lederne dessen Augen die Strassenschilder absuchten.

Der Dicke reichte den Zettel herüber und der Kuttel sagte: „Do steht ka Adress oman auf den Zettel sondan a Plan, do foahr grod weida bis nach Mayerling. In Mayerling biagst links Richtung Reisenberg oh und daunn samma eh scho doda. A högöbs Haus hot a gsogt da Oide.“

„Na i bin neigrich ob ma heit ibahaupt nu durtn hinkommen, wenn i no long hinter dera Gschissanen nochezuckel.“ gab der Lederne leicht sauer von sich.

„Jo Oida im Helenental gibt’s ka Überhoin, aun dera oiden Schochtel in den gschissanen Hitlabugl kaunnst bis Sattelbach hintnachfoahrn. Da kummt daunn a Meglichkeit wo’sd sogar mit den brustschwochen Fordkrampen und den Hänger vurbeikummst.“ fügte der Dicke hinzu und erntete gleich ein: „Des is ka Krampen der Ford!“ vom Ledernen.

„Is eh guat Lederna, mir wissen eh das ohne den Ford kaner noch Reisenberg foahrt hehehehe…“ haute sich der Kuttel ab. Der Ford war eine Leihgabe des Ledernen hochverehrten Onkels und den Hänger hatte der Blade beim Stadtgärtner von Mödling geliehen.

Für den Fall das der Preis deutlich unter 15.000 schilling sein sollte.

Ich dachte mir meinen Teil, hielt aber meinen Mund weil ich dem Bladen net die Freude nehmen wollte. Ich hätte mir um die 15 Hämmer ja a neue Zündapp gekauft, weil die 1977 exakt 17900.- Schilling kostete. Naja und a bisserl verhandeln und um 16500.- hast sie mitnehmen können, die legendäre KS 50 watercooled. Violett eh klar. Wäre das ideale Arbeitsgerät für die nächsten zwei Jahre, also bis zur Kawa.

Nach ungefähr 20 Minuten waren wir endlich in Reisenberg beim beschriebenen Haus angekommen. Der Blade sprang voll Erregung ausm Auto und läutete Sturm bis ein Fenster aufging und ein ca. 55 – 60 Jahre alter Mann fragte was wir wollen.

„Wegen da Kawasaki kummen mir!“ rief der Blade. „Ah jo, i weiss schon“ rief der Mann „Woart a bisserl i kumm scho!“

Ich rauchte mir eine Gauloise an und reichte dem Dicken der nervös herumstieg auch eine. „Ma i bin so gspannt“ sagte er. “Wos manst Steve, wird des wos wern?“

„Sicher wird des wos, mir baun a Mörderradel auf, wirst sehn…“ sagte ich und zweifelte an meinen eigenen Worten.

Der Mann der die Kawa verkaufen wollte kam aus dem Haus und meinte: „ So Burschen, i schwing mi auf mei Mopperl und ihr fahrts ma nach zum Schupfen wo die Reim steht.“

„Wo issen des hearns?“ fragte der Lederne „Is des no weit?“

„Na is eh glei um die Ecken, kummts zahts au i hob wenig Zeit“ sprachs und warf eine MC-50 Puchmopetten an und rauschte davon.

Wir stürmten den 17M und fuhren hinterher. „Klaner Trottel is des“ schnaufte der Lederne „der woart net der Oasch, der gibt afoch Gas!“

„I glaub des is wirkli a Trottl!“ meinte der Blade und rauchte sich schon wieder eine an.

Wir fuhren zurück Richtung Mayerling und bogen dann nach links ab und fuhren bis in die nächste Ortschaft. Bei einem der ersten Häuser blieb der Mann mit seiner MC-50 stehen und wir parkten uns auch ein.

Der Pfandler sprang nervös tschickend aus dem 17M und meinte: „Wos issen eigentli passiert mit dera Kawa?“

„Mei Bua“ sagte der Komiker und schnaufte dabei abfällig, „hot sich des eingeblidet. I hab ihm immer gesagt das des a Gefahr fürs Leben bedeut. Owa er hat es ja net glaum wollen. Beide Arme hat er sich mehrfach gebrochen der Bub. Und solang er bei mir wohnt derf er nimmer mit so an Höllengerät fahren. Sei ganzes Geld is dabei draufgegangen. Er hats ja erst vor an halberten Jahr gekauft und dann hats ihn glei ordentlich heruntergerissen. Und jetzt isses hin des Motorradel!“

„Wos isn des ibahaupt fia a Kawa und wos is denn ois hinich?“ fragte der Fonso

„Najo des is a Z-900 die hat nur 3400Km drauf, owa vurn is scho ziemlich hinig. Die is ja in an VW-Käfer gsteckt.“ antwortete der Mann und sperrte die Türe zu dem Schuppen auf.

Drinnen war es dunkel und ich konnte nichts sehen. Licht gab es natürlich keines. Nachdem sich meine Augen an das Dunkel gewöhnt hatten sah ich die Kawa. Sie stand auf dem Seitenständer und war über und über mit Staub bedeckt.

„Des is.“ meinte der Mann und schaute in die Runde.

„Gehngans kenn ma de Reim ausse stöhn ins Freie, weu do siecht ma jo nix.“ bat der Pfandlerblade aufgeregt.

„Jo sicha, miassts es aussezahn.I kaunn net höfn I hobs min Kreiz!“

Mit vereinten Kräften beförderten wir die Z-900 aus dem Schuppen. Da stand sie nun. Das Vorderrad war nach hinten gestaucht, aber meiner Meinung nach gar nicht arg. Die Tauchrohre waren im Arsch, der Scheinwerfer, der Lenker. Der Tank hatte ein paar Kratzer aber dafür war da eine supergeile Höckerbank drauf, eine gekürzte Marshall-Auspuffanlage und zwei nigelnagelneue Koni-Dämpfer. Ein Heckkotflügel Marke ultrakurz. Sah sehr nett aus.

„Wos manst Steve?“ flüsterte der Blade „ is der deppat, des is eh net so hinich wia i glaubt hob“.

„Mh… frog eahm wos a hom mecht dafiar!“ raunte ich.

Völlig überraschend sagte der Lederne: „Mei Bester den kennans ihnen ghoiten den Kropfen, do is hundertpro da Rahmen gstaucht, kummts Burschen des kauf ma net!“.

Der Blade wurde schlagartig leichenblass.

„Woart amoi“ sagte der Mann „sog ma amoi wievü Marie das eich vurgstöht hobts? Immerhin hob i jo von da Vasicherung scho a Knödel gekriegt und die san keineswegs eichara Meinung dos des a Totaler is. Ausserdem is die Reim komplett neich und hot nua 3-ahoib tausend auf da Uhr!“

„Na vagessn’s des!“ meinte der Lederne stur. „Auf geht’s Buam i muass den Ford zruckgeben!“ raunzte er.

„Jetzt woat do amoi du Orschal hearst“ jammerte der Dicke „ i mechat wissen wos der Kropfn kosten soll.“

„Nix do des derfst do net kaufen, des is Schrott und de von dera Vasicherung hom do ka Ahnung, der Rahmen ist auf tausend Fetzen verbogen, jede Wett! Wühst daunn mit so an Scheisshaufen umananderfoahrn?“

„Na was hättst da denn vurgstöht?“ wandte sich der Mann an den Pfandler.

„An Zehner maximal!“ rief der Lederne dazwischen.

„Hahahaha, I glaub du saufst a bisserl Deppata“ sagte der Mann zornig „Oba um 17 Tausender kaunnst es mitnehmen!“

„I hob nur Fuffzehne, de oba glei“ sagte der Blade.

Der Mann drehte sich um, verschwand wortlos im Schuppen.

„Oida hearst, wennst die um an 15er kriagts is des wia Weihnachten, der Gschissene hot do kann Tau, hehe“ raunte der Lederne.

„Du Sautrottel host mi total gschreckt du deppata. S’näxte moi sog ma do vurher wennst so a Gschichtl ohziagst, Hundling du!“ flüsterte der Dicke

Der eigenartige Typ kannm aus dem Schuppen: „Gib her den Fufzehna Dicker, do host die Papierln und an Kaufvertrag, dein Namen musst no eisetzen“ meinte er völlig entspannt.

Der Dicke reichte wortlos die 15 Scheine rüber die der Komiker einsteckte. Er drehte sich wortlos um sprang auf die Puchetten und fuhr von dannen.

„I scheiß an Kropfn“ sagte ich „is der Oide wo augrennt. Der gibt des um an 15er her? Des gibt’s do net! Und du kaufst des ohne das da Murl grennt is?“

„Mir is wurscht, I hob mit den sein Buam gredt der woar leiwand und de rennt hundertpro is nua die Batterie laa“, meinte der Dicke „kummst lod ma’s auf!“

„I pocks net“ sagte der bisher sehr schweigsame Kuttl. „Du Blada,“ meinte der Fonso „ I check da des oh ob die Vasicherung des net do ois Totalen hot durchgeh lossn, weu so deppat kaunn der Oide jo net sein. I kenn da die geeigneten Leit, weu ane vo meine Haserln hackelt eh bei da Bundeslända Vasicherung.“

Der Langen Rede kurzer Sinn, die Versicherung hatte dem Besitzer den vollen Kaufpreis rückerstattet obwohl das Motorrad keineswegs ein Totalschaden war. Natürlich in den Akten der Versicherung war es ein Totaler. Wie wir herausfanden war aber der Mann der uns das Motorrad verhökert hat Verwandt mit dem Chef der Landesdirektion Wien der Bundesländer Versicherungen. Alles klar? Immerhin wohnen heute in Reisenberg gut versteckt im Wald immer noch ein paar von den angeblich Wichtigen. Allen voran einer der größten Idioten die dieses Land je gesehen hat, Ex-Finanzminister Edlinger.

Nachdem des Bladen Neuanschaffung ca. 1 Woche im Schuppen schlummerte trafen wir uns am Wochenende mit Blauzeug und Werkzeug bewaffnet. Im Hof wurde der Griller angeworfen und wir alle, die ganze Truppe, begannen mit den Umbauten.nach einem Probestart um zu sehen wie der Motor klang, wurde die Unfallkawa komplett zerlegt, der Motor, die Gabel und die Schwinge wurden ausgebaut. Im Hof sah es aus wie auf einem Schlachtfest beim Schrotter. Der Kuttel saß in einem Haufen von Elektrik-Kabeln, seine Spezialität.

„Scheiß mi au Burschen. A Wauhnsinn, 6 Stund und die Müh is auf tausend Fetzen zalegt hehehehe….“ freute sich der Pfandler und begann damit den Griller anzuwerfen. „Immerhin“ meinte der Kuttel „ es is ollas zalegt, jetzt beschrift i no die wichtigsten Boizen und Schraufen und die Klanteile, damit daunn ollas wieda zsamm find. I hob a poar Kartons mitbrocht wo ma de teu eilogern kennan.“

„Sodale, I nimm die Gobe mit ham, mei Bruada zalegts daunn und mir kennan neiche Standröhrln bestöhn“ kam es vom Fonso.

„I gib’da meine Messprismen mit, schaust da die Gobeschuach guat aun, des kaunn nix schaden!“ sagte der Lederne und drückte dem Fonso einen kleine Holzkiste (in der sich die Messprismen befanden) in die Hand.

„Heast Fonso, die Schwingan nimm bitte ah glei mit, dei

Bruada soll’s ausmessen und eventunnöh kaunn a glei an Unterzug auschwaßen.“ war mein Beitrag zur Sache.

Nachdem wir eine Unzahl an Kottelettes verzwickt hatten und nur noch Glut im Griller war trennten sich unsere Wege. Ich hatte die Vergaserbatterien von der alten und neuen Z-900 im Rucksack um sie zu zerlegen und gewisse streng geheime Bauteile (Düsen, Nadeln, Federn, Trichter, Siebe, usw.) zu prüfen, zerlegen, reinigen und eventuell in die neueren Vergaser umzubauen. Wegen der Bedüsung führte ich an die 50 Telefonate mit dem Ferdl, der Typ der den Motor machte.

3 Wochen später traf sich die ganze Truppe wieder. Der Rahmen war vermessen und hatte sich als völlig unverbogen herausgestellt. Der Dicke hatte ihn eigenhändig gestrahlt und ein Freund vom Fonso hatte ihm eine hochglänzende, tiefschwarze Farbschicht verpasst. Der Fonso überreichte voller Stolz die Gabel, deren Schuhe ebenfalls tiefschwarz, aber matt lackiert waren und die jetzt auf jeder Seite neue Gleitrohre hatte. Auf jedem Gabelschuh klebte ein fetter knallgelber Michelin-Aufkleber. Der Dicke war verzückt und meinte: „Geile gschicht Oida, ehrlich und dazua um so an leiwanden Preis. I gfrei ma an Haxen aus und woart scho voller Ungeduld auf meine Supergeilen Aluminium-Gablebrucken aus Amerikaland hehehehe….“

Jaja der Dicke machte die Finanzreserven vom Grossvater locker, ohne Zweifel.

„Oida Voda, schau da die fette Schwingen au, na i pocks net“ schrie der Blade als ihm der Fonso die Schwinge überreichte. Ein ur-fettes Teil mit einem Monster-Unterzug zur Verstärkung. Chromglänzend. „Fonso hearst host Du die vachromt? I brunz mi au hearst a Wauhnsinn, erhlich….“ sprudelte der Blade.

„Das Lob gebührt dem Ledernen“ sagte der Fonso und nahm einen Schluck aus der Bierflasche „ denn er hat das fertige Teil beim Lahner verchromen lassen!“

„Und damit Du a Freid host mei Oida kostet dich des ganz genau nix! Weu fia an Habara mocht der Pepperl immer a klane Verchromung!“ sprach der Lederne nicht ohne Stolz und überreichte dem Dicken einen feinen ‚Kerker-Racing’-Aufkleber. „Passt genau auf die Schwingan“ meinte der Lederne und zwinkerte dem Dicken zu.

„Leiteln ihr mochts mi meier. I bin direkt gerührt das ihr ma so höfts. Danke aun eich olle, greifts zua da steht a Kisten Glosweckaln!“ sagte der Pfandler, strich verlegen über seine speckige Lederjacke und fummelte ein packerl Smart Export hervor. Er zündete eine an, reichte mir das Packerl und sagte „ Pofl ah eine Steveie, das wos wird aus dia, hehehe…“

„Danke Dicker“ sagte ich „und weilst so lieb bist hab’ ich auch was für Dich!“ und fischte die Vergaserbatterie aus dem Rucksack. „Bestens überarbeitet, alle feinen Teile eingebaut und für dich extra goldene Ansaugtrichter aus Alu mit passenden Sieberln montiert. Nau was manst?“

„Scheiss mi auuu!!! Oida Stevebeidl hearst. Ma bist du deppat, die Trichter allanich miassn jo a Vamögn kost hom. Wos bin i schuidig?“ fragte er und sog heftig an der Black Panther (Smart Export).

„Passt scho Oida host eh boid Geburtstag, des is ans von meine Geschenke an Dich“ sagte ich und dachte voll Schaudern an den Moment zurück wo ich diese Trichter quasi ausgeliehen hatte, ähem. Beim Chladek in Mödling (Anmerkung des Autors: Ein Moped und Motorradhändler den es übrigens heute auch noch gibt) würde ich mich sicherheitshalber die nächsten 3 Monate nicht blicken lassen.

„Am Freitoch gemma dein Murl au Meister des Dragsterbenzins. Wir wern beide komplett zalegen und die Innereien lass ma ah no fein machen. Kurbelwöhn feinwuchten, Pleiel auswiegen und polieren. Die Rennkupplung von deina Oiden bau ma ah ein. Wird scho wern.“ sagte ich voll Vorfreude.

„Ma Oida des kost ma ollas an schen Haufen, I derf goar net drau denken.“ sagte der Dicke und rollte die Augen.

Wenig später kam der Kuttel auch anmaschiert und schwang in seiner Hand einen vollverchromten Kawascheinwerfer, Instrumente und einen Kabelstrang der mit einer Art Netz überzogen war. Habe sowas vorher noch nie gesehen. „Heee wos isn des?“ sagte ich.

„Des Netz kummt ausm Rennsport, mei Bua“ sagte der Kuttel und zeigte den Strang in die Runde. „Ollas vom Feinsten eh logo und der Scheinwerfer is a fein wurn!“

„Kumm Kuttel nimm da a Bia hearst und donk da sche fia de Hockn hearst. Was kriagst’n?“ fragte der Pfandler. „Werma si scho einigen, irgendwann“ meinte der Kuttel und liess den Alustoppel der Bierflasche durch die Luft fliegen.

„Bist deppat Oida, mit dera Neiner wiast meglicha Weise sogoar mei Tausenda vanichten“ sprach der Lederne und sah dabei gar nicht Glücklich aus der Wäsche.

„Do bin i fost sicha hehehehehe!“ freute sich der Pfandler und zauberte aus einem Beutel knallblaue Zündkabel und eine Rennzündspule für die Kawa hervor. Er hielt sie in die Luft und meinte: „Auf das an urdentlichen Funken hot die Scheisskraxen de ölendiche hehehehe…“

Die Kawa wuchs jedes Wochenende und war genau genommen 5 Wochen später fast völlig fertig, nur der Motor fehlte noch. Der lag in Leobersdorf bei einem Freund der sich wirklich auskannte. Der Motor war fertig aber der Blade hatte die Kohle für die Umbauten noch nicht. Es dauerte weiter 4 Wochen bis wir den Motor einbauten und der Dicke war blank wie nie zuvor. Völlig blank. Dafür hatte er einen A4-Zettel auf dem die Arbeiten sauber gelistet waren. Weil ich dem Dicken immer half hat er ihn mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit gezeigt. Neben einem für damalige Zeiten abartigen Preis (meine Zündapp wäre damit locker finanziert gewesen!) stand dort Punkt für Punkt was gemacht wurde.

Motor komplett zerlegt, andere, feingewuchtete Kurbelwelle mit bearbeiteten Kurbelwangen, Ölbohrungen in der Kurbelwelle in Keyhole-Form gebracht (Anmerk. des Autors: wenns wen interessiert dem erkläre ich es gerne) Hauptlager, Pleuellager, 4 Spezial-Kolben plus Bigbore-Kit, Ringsatz, Rennpleuel, Einbau der angelieferten Renn-Nockenwellen, Zylinderkopfbearbeitung, Spezialventile, geänderte Ölpumpe, Neue Ventilfedern, Verdichtung angehoben, Ölkühleranschlüsse hergestellt und Ölkühlerleitungen eingebaut, usw., usw.

„Bist du gelähmt, kein Bemmerl nicht“ sagte ich „was wird der Murl bringen? I man realistisch?“

„Najo der Ferdl, oiso der wos de Orbeiten gmocht hot, mant in Verbindung mit da Zündanlog, dena Vergaserfeinheiten und so miasst’s mindestens 100 bis 105 Horses auf die Heckwoizen druckn. Glaubst dos des meglich is?“ kams vom Bladen.

„Najo, bist deppat 100 Horses is Mörder, ka Frog. Oba wennst rechnest wos in den Murl drinnen steckt miassat des scho meglich sei. Ausserdem i glaub der Ferdl der kennt si wirklich aus oder? Immerhin hob i fuffzg moi mit eahm wegen dera Bedüsung telefoniert. Persönli kenn i den jo net oba des wast eh.“

Der Dicke holte einen alten Zeitungsausschnitt hervor wo ein Foto von irgendeinem Superbiker, ich kann mich nimmer erinnern welcher, abgebildet war und im Text stand dort das der Herr Ferdinand S. in USA herzlich willkommener Motorenmann des privaten Rennteams XY war.

„Ka Schas wos der Ferdl scho ollas gmocht hot gö?“ grinste er.

„Na wird scho passen, red ma net, schrauf man eine den Teifesmurl!“ trieb ich den Dicken zur Eile an.

Ungefähr 4 Stunden später war der Motor eingebaut, aber wir trauten uns den eigentlich ohne dem Beisein des Ferdls net starten. Am nächsten Tag, als ich wieder zum Dicken kam hantierte der Herr Ferdl bereits am Motor. „So Herrschaften“ sagte er feierlich „jetzt werma des Baby amoi aureissen!“.

Keine 15 Sekunden später brabbelte die Zett am Stand vor sich hin, noch lief sie am Choke und der Ferdl legte seine linke Hand auf den Tank. Wie ein Zeremonienmeister schob er den Choke zurück und zupfte am Gasgriff. Unglaublich die ungedämpfte Racing-Anlage von Marshall war ausgesprochen kernig im Sound und ich bekam eine Gänsehaut. Der Blade stand daneben und seine Augen glänzten als er den enormen Sound hörte. Der Ferdl molk die Kawa zärtlich und ich schätze sie lief mindestens 25 Minuten, dann schwang er sich wortlos in den Sattel und fuhr mit niedriger Drehzahl aus dem Schuppen und verschwand in den Gassen.

„Ma Stevie, host in Sheriff gheat? Der is ka Bemmerl gö?“ sagte der Dicke und sog heftig an der x-ten Smart Export.

„Wöcha Sheriff?“ fragte ich blöd.

„Na da Marshall, hehehehehehe. Des is bei mir da Sheriff-Puffer. Scheiss mi aun des klingt leiwand.“

Ich schaute den Dicken an und sagte nur: „Oida es is enorm was du für a närrischer Hund bist, hahaha! Optisch gfoit ma owa de marving bessa wenn i ehrlich bin.“

Der dicke knallte mir die Flache Hand auf den Buckel und schrie: „Oida i wia deppat, de Hurenskraxen rennt wieda. I leb wieda wia a richtiga Mensch hehehehe!“

Der Blade war unglaublich gut drauf. Und einen festen Klescher hatte er auch, keine Frage. Aber das machte ihn ja so symphatisch.

Der Ferdl rollte Minuten später auf den Hof und der Dicke sprang ihn förmlich an: „Na und? Wia geht’s? Wie tuats, is eh olles leiwand? Geh sag an Ferdl was tamma weida?“

„Jetzn sei hoid net so nervös Gfüllter, geht eh ollas leiwand. Die Gaserer tamma no synchronisian und daunn kannst es eifoahrn. Geh gimma an Tschigg“ motzte der Ferdl und begann seine mitgebrachten Synchronisationsuhren anzuschliessen. Zum Zündung einstellen hatte er auch ein eigenes Gerät mit. Ungefähr 15 Minuten später war er mit allem fertig.

Die Kawa brabbelte wieder am Stand vor sich hin und ich fragte den Ferdl: „Rennt die net z’schnö? I man des rennt do mit zvü Staundgas oda? Und irgendwia her i die Nockenwöhn ausse…“

„Gut beobachtet hehe. Oba na des gheat scho so, weu schau die Nocken san scho auf der schärfaren Seitn. Da Gaswexel im Leerlauf haut da eigentli net richtig hin. Owa zugunsten vo da Spitzenleistung nimmt ma des scho in Kauf. Scheiss am Leerlauf, oman muass aureissen. Und de Zündung is ja ah ziemlich geändert. Des Geräusch wos du hearst san definitiv de Nocken. De haum a steulere Anlauframpen und des Ventügspü is a gressa, najo und des heart ma hoid.“ erklärte der Motorenguru.

„Wia muass is denn eifoahrn, gibt’s wos zum beochten?“ fragte der Blade

„Najo, imma sche woarmfoahren eh kloar und supa warads hoit wennst es in an Zug eifoahrst weu je weniger Koitstarts desto bessa. Hockst di hoit auffe und foahrst es amoi 500 Meun. Am näxten Toch wieda 500 Meun und passt. Da Steve wexelt da daunn es Öh und in Füta und fertig is de Racing-Gurken. Schau I hob da eh a eigenes Eifoahr-Öh eigfüllt. Des passt scho. Und nochha füllst hoit is beste Öh ei was du für Geld bekommst. Des rechnet si allan scho deswegen weust ja offene Trichter oman host und dadurch der Murl hoit a bissal an Staub ziagt, is owa ka Problem weu Gitter san eh oman.“

„Na und wie hoch derf i’s drahn?“ fragte der Pfandler

„Wenns woarm is de ersten 100 Meun net über 3500, daunn langsam steigern. Ab 500 gibst ihr ruhig ab und zu wirklich voi die Gurkn. Oba hoit imma nur kurz. Drahs eine in Roten und schoit daunn glei zwa Gäng auffe, damit die Drehzoih owekummt. nachn Öhwexel kummst her da kontrollier ma Zündung und Synchronisation noamoi und fertig.“ sprach der Meister.

Ich glaube ich brauche nicht zu sagen, dass pünktlich am Freitag um 15.00 Uhr der Blade bei mir in der Bude auftauchte und mich mit einem ziemlich erledigten Renault 8 abholte, damit ich bei der Kawa den Ölwechsel machen konnte. „Oida des reisst au, dass’di hunterpro voi auscheisst. Des muasst da gem, ob 4000 schnorchelt des durch die offanan Trichta wia deppat, reisst au bist du gelähmt des geht wirkli besser ois je zuvor. Und da Sheriff schreit wia a Sau wenns ehs bein ohstechn schlecht dawischen“ brabbelte der Pfandler voller Erregung.

„Oida hearst wieso hoist mi denn mit an oiden Röno oh? Wen gheat der? Is scho eigfoahrn de Kawasetten?“ fragte ich den Dicken und er erwiderte: „Der Röno gehat meina Kusin, do miassat a Gordini-Murl eine daunn tat er scho gehen. Wuascht. Oida i hob Wazn am Hintan, bist du deppat i bin 1000 Meun in drei Tog gfoahrn. Es neiche Öh und in Füta hob i ollas scho daham. Jetzt wexel ma es Olio, daunn foahr ma mitanander zum Herrn Guru und der soll noamoi nachsynchronisieren. Ollreit?“

„Ollreit, des moch ma!“ sagte ich voller Freude auf die Fahrt nach Leobersdorf.

Als das Öl gewechselt war startete ich die Kawa an und liess sie ein paar Minuten am Stand rennen zwecks Dichtheitskontrolle. Ich betrachtete sie in ihrem Metallisé-schwarzen Kleid und den blitzenden Chromteilen, den schwarzen Standrohren und der goldenen Kette. Ein extrem geiles Gerät mit fetten Speichenfelgen. Die Kurze Sitzbank mit dem Höcker sah einfach nur wunderschön aus. ‚DOHC’ stand am hochglanzpolierten Motordeckel und auf der Schwinge klebten je ein kerker racing und ein Champion Aufkleber.

„Gfoits da?“ las der Dicke meine Gedanken und fügte ein: „Sie is de Schönste weit und breit. I gfrei mi wia a Nockabatzerl driba!“

„Ehrlich Rudel, sie ist die Allerschönste. Wirklich!“ mehr konnte ich dazu nicht sagen.

„So Stevieboy jetzn wix ma des Grät nach Baden umme und dann auf nach Leobersdorf. Wirst sehen, des klingt mörder und geht wia deppat!“ sprach der Glückliche und wir schwangen uns in den Sattel.

Als wir aus Vösendorf draußen waren fuhren wir mit mittlerer Drehzahl hinter einigen Autos nach und ich kann euch sagen der Klang der Kawa war wunderschön. Hatte wirklich etwas das damals wie heute nur scharfe Motoren hatten. Ich kann es schlecht beschreiben, aber es war einfach ein eigenes Gräusch das der Motor machte. Der Dicke trieb die Kawa mit ungefähr hundert über die B17 aber bei der Ampel in Guntramsdorf war rot.

Er hielt an und schaute nach links wo unvermittelt eine CB 750 Four anhielt. Der Fahrer nickte lässig und liess den Motor kurz aufheulen. Es sollte wohl heissen: „So ihr zwei Scheisser, jetzt reiss ich euch den Arsch auf!“ Ich zweifelte ob die 9er die 750er derpacken konnte, denn der Blade war ein Schwergewicht und ich hatte nochmals zusätzliche 65 Kg.

Der Dicke drehte den Gasgriff ein paar mal zurück und liess, kaum das es gelb wurde die Kupplung einfach losschnalzen und riss den Gasgriff auf! Stirb du Wixer!!!

Bist du gelähmt? Die Kawa hob unter mörderischem Gebrüll von der Ampel weg, die CB noch neben uns wurde wie an einer Schnur zurückgezogen kaum das der Blade den Zweier eingeworfen hatte. Ich drehte mich um und sah den Hondareiter tief gebückt über den Lenker am Hinterrad schnüffeln. Von Sekunde zu Sekunde wurde er kleiner. Die Kawa schob unter einem mörderischen Schnorcheln aus den 4 offenen Trichtern vorwärts als gäbe es kein Morgen. Beim Hasenöhrl (Anmerkung des Autors: Ein Wirt und Raststation auf der B 17 im Raum Guntramsdorf) ging der Dicke vom Gas und unter einem enormen Knall fetzte eine gut meterlange Stichflamme aus der Marshall-Anlage das es eine Freude war. Ungefähr hundert Meter nach dem Hasenöhrl war die nächste Ampel und natürlich wieder rot. Ein paar Sekunden nachdem wir angehalten hatten tauchte wieder die CB 750 auf. Der Fahrer blickte grimmig unter seinem blauen, mit einem weissen Streifen versehenen Helm hervor. Er würdigte uns keines Blickes sondern lehnte sich weit nach vor und brachte den Motor auf Drehzahl. Der Dicke hielt auch den Gasgriff so, dass die Drehzal bei 3500 stand. Als es gelb wurde pfiff die CB 750 samt Reiter davon. Der Dicke gab grade soviel Stoff wie notwendig war um einen halben Meter hinter dem Hondareiter zu bleiben. Ich sah links am Dicken vorbei auf die Lange Gerade die nach Traiskirchen hinen führte und dachte mir, dass das was der Blade vorhatte wohl beim besten Willen zu zweit auf dem Bock nicht realisierbar war.

Doch ich irrte, denn wir saugten uns inzwischen im 3. Gang unaufhaltsam an den Hondamenschen heran. Der Pfandler wand die Zett aus das es unpackbar war, die Marshall schrie wie irr und ich schielte auf den Drehzahlmesser dessen Nadel tief im roten Bereich stand als er den Vierer reinklopfte. Wir zogen mit enormem und durch Windschatten gestützten Overshoot an der Honda vorbei. Wahnsinn! Als der Blade den Fünfer reinklopfte drehte ich mich um, da war die CB gut 40 Meter hinten. Das Ortsschild flog auf uns zu und der Dicke drehte den Hahn ab und bremste die Kawa mit einem guten Hunderter ins Ortsgebiet hinein.

Ich klopfte dem Bladen freudig auf den Buckel. Er Riss die linke vom Lenker und reckte zweimal die Faust in den Himmel. Das hiess bei ihm so ungefähr „Fuck you all!“.

Die Honda schoss an uns vorbei und der Dicke salutierte kurz mit der linken an den Kopf was soviel hiess wie „Passt Oida, a poar Knöderl wirst no brauchen und bis boid!“

An der nächsten Ampel, der Hondareiter war rechts abgebogen drehte sich der Dicke, dem einige Tränen aus den Augen rannen um und sagte: „No wos manst geht des guat? Hehehehehe!“

„Oida i scheiss an Kropfn, zu zweit a Simahoiber Honda ohstaum is ka Schas. Bist du deppat des schreit. Ma des is wirklich a Renngerät!“ sprudelte es aus mir heraus.

„Des geht mächtig hehehehe. Stöh da vua i warad allan gwesen und hätt um 40 kilo weniger, der hätt se augschissen hahahaha!“ sprachs und fuhr los.

„Unglaublich wie das Ding geht“ dachte ich bei mir. Der Ferdl hatte da wohl wirklich einen auch für heutige Maßstäbe starken Motor gebaut, der eigentlich in ein Superbike gehörte. Die 9er schob wirklich heftig vorwärts und natürlich hatte die kurze Übersetzung ihren Anteil daran, aber in dem Motor waren sicher nur die feinsten Teile.

Der Dicke liess es aber in Hinsicht auf ein langes Motorleben wieder ruhig angehen und wir fuhren so mit 110 über die Bundesstrasse und es war wirklich angenehm, die warme Luft und unter uns das Schnorcheln der Vergaser das sich mit dem kernigen Sound des Marshall Auspuff’s mischte. Besonders schön war die fahrt durch Traiskirchen weil da die Häuser relativ eng beinander standen und das Echo so schön hallte.

In Leobersdorf angekommen läuteten wir den Ferdl raus, der kauend aus dem Haus kam und nur: „Eh kloar grod wenn i beim Essen bin kummts daher.“ sagte.

„Scheiss di net au Oida brauchst eh nix fressen oda wüst leicht so ausschauen wia i?“ frotzelte der Dicke.

„Rudel hearst, du oida Trottel, sei net goar so bled hearst, hahahaha….“ haute sich der Herr der Motoren ab.

Es dauerte rund 40 Minuten bis der Ferdl mit allem fertig war und meinte: „So jetzt foahr i no a klans Rundal und dann is ollas erledigt. Zündung, Gaserei passt und es Öl hob i a nochgschaut.“ Er schwang sich auf die Z-900 und fetzte davon als wären tausend Gläubiger hinter ihm her. Wir standen an der Hauptstraße und sahen und hörten wie der Ferdl volles Rohr die lange Gerade nach Hirtenberg hinunterfegte. Heute ist da ja leider ein geschwindigkeitshemmender Kreisverkehr, aber damals war das eine lange Gerade von Leobersdorf bis nach Hirtenberg. Keine zwei Minuten später rauschte Meister Ferdinand wieder in Richtung Leobersdorf zurück und fetzte mit gut 170 Sachen ins Orstgebiet und an uns vorbei. Als er vom Gas ging schnalzten ein paar Flammen aus der Renntröte und ich begann innerlich zu sabbern.

Kurz darauf parkte sich der Ferdl bei uns ein, stellte die Kawa ab und meinte: „Gfüllter des hamma olles guat gmocht, weu die geht sehr guat. Wirkli.“ Er wischte sich die Tränen aus den Augen klopfte dem Bladen auf die Schulter und sagte: „Ans vo de Radeln wo’s da vielleicht do an Höm aufsetzen soittast!“

„An Höm brauch i nur bei an Hazerl ansunsten is des wos fia Eierbärn, hehehehe!“ war des Dicken festgesetzte Meinung und er setzte fort: „Sag wie is des mit den Feier ausn Puffer, i bin wos Feier betrifft a wengerl gschreckt, wast eh dos mei oide Z brennt hot…?“

„Nana, net auscheissen, des passt scho so, is nur a bisserl a unverbrannter Sprudel der si im heissen Auspuff entzündet, des mochts eh net dauernd. Des is weu dei Habara gern a bisserl fetter ohstimmt…“ sagte der Ferdl und deutete dabei mit der Zigarette in der Rechten auf mich.

Ich zündete eine meiner geliebten Gauloises an und blies genüsslich den Rauch aus bevor ich sagte: „Wos wüst damit sogn? Manst das zu fett is?“

„Möglicher weise is des…“ meinte er und fügte an: „Des mocht oba nix, außer eben a bisserl a Feier… i schlog vua mia drahn amoi de Kerzn ausse.“

„Vo mia aus gern, wirst sehng des passt, i hob sogoar die innern zwa Vagaser a haucherl fetter eidüst wia die Äußeren!“ sagte ich stolz.

„Wozu’n des?“ fragte der Blade

„Weu die innern Häfn net so guat gekühlt wern. Gibst denen a bisserl a fettares Gmisch und passt. Weu des sorgt a fia a bissal a Abkühlung.“ erklärte der Ferdl dem Dicken.

„Oiso des hob i no nia gheat!“ meinte der.

„Is ja wurscht Oida“ sagte ich „ es ist auf jeden Foi a so!“

In der Zwischenzeit hatte der Ferdl die Kerzen heraussen und hielt sie mir unter die Nase. „Nau bitte! A gleichmäßige braune Foarb. Okay a bisser heller kunntens sein damit’s des vurgschriebene Rehbraun ham, oba die wern sicha no hölla wenn er a längere Streckn voigas foahrt.“ sagte ich stolz.

„Na host eh woahr Burli!“ sagte der Ferdl und klopfte mir auf die Schulter. „Hätt i ma net docht dos aner in dein oiter si scho recht guat auskennt, wos manst du Blader?“ grinste der Ferdl

„Du Orschal, der Stevie is scho vom Foch des kaunn i da sogn!“ meinte der Dicke und zwinkerte mir zu.

„Na guat Maunda, daunn geh i ma jetzn wieda mei Gulasch aufwarma, foahrts vursichtig und mir sehng si wennst es restliche Knedl bringst. D’Ehre!“ sprachs und verschwand im Haus.

Der Blade und ich wir fuhren zurück nach Vösendorf und bogen gleich einmal zum Ledernen ein. Dort waren Kuttel, Fonso und eine ziemlich geil gestyltes Mädel anwesend. „D’Ehre Buam!“ rief der Lederne. „Lasst’s mi bitte die Kawa glei amoi anschauen!“

„Bist deppat de is sche. Des liegt sicher an mein super Scheinwerfer den was ich dir geschenkt hab oder?“ foppte der Kuttel

„Ma Rudel de is wirkli schen worn! Na und wia geht’s?“ sagte der Lederne.

Bevor der Dicke was sagen konnte meinte der Fonso: „Na wia a ohbundene Knackwurscht geht’s mit den Gfüllten drauf, hahahaha…!“

„Trottl deppata hearst! De Zetten geht wia die Hölle und dei Tausender saug’ i ei wia a Kindamoped, da höfen da deine gschissanen Koiben oda wos’d do einebaut host ah nix. De Zett is eicher Tod! Außederm bin i grod amoi 1100 Kilometa gfoahrn damit. Richtig frei wird der Murl erst bei 3000, da kennts eich daunn glei a poar Ausreden zrechtlegen es Wirschtaln!“

„Schnopp net glei ei Blader“ sagte der Lederne „ und des is übrigens die Trixi a Bekaunnte vo mia!“

„D’Ehre!“ sagten der Blade und ich fast gleichzeitig. „Grias eich!“ kam’s zurück. Geile Schnitte dachte ich mir und der Blade hat wohl ähnliches gedacht. Wie der Lederne zu dem Hasen kam war uns völlig unklar.

„Siehst Trixi“ sagte der Lederne „ der Blade do is mei besta Haberer, der is schwa in Urdnung. Da anziche Föhler den er hot is, dass er mit seiner Zett mei Sau net herbrennen kann. Denn die Sau ist schnell und wenn daunn no so a Mörderpilot wia i oben sitzt daunn kaunn de schnöhste Zett ah net vurbei, hahahahaha….“

Bevor der Blade, der eine rote Birne bekam was sagen konnte warf ich ein: „Na Oida an deiner Stöh tät i oba zwamoi de Pappn hoiden. Amoi weu da Rudel foahrtechnisch eich olle herricht und zum zweiten Moi geht de Zett wirklich mörderisch und wenn der Ferdl des ah sogt daunn hast des wos, weu der sogt des net so leicht!“

„Scheisserl moch di do net lächerlich“ ätzte der Lederne „mog jo sein dos da Blade guat foahrt oba auf da Grodn is gegen die Sau afoch ka Kraut gwochsn. Mi feut des scho au das ihr des net eisehng woits!“

„Najo, kamert auf an Versuch an, wos manst Du Fonso?“ sagte der Kuttel und setzte die Bierflasche an seine Lippen.

„Na geh!“ motzte der Fonso „da Dicke hot se grod erscht eibaut und jetzt woits eahm scho wieda runinieren hahahaha…!“

„Es klanen Orschaln, es geht’s ma am Zaga. I sog nur: Freitoch treff ma si und daunn moch ma’s uns aus. Ihr werds sehng die geht wie de Höll und i birn eich her wia die Hund!“

„Na du bist aber ein Wilder!“ piepste Trixi ausm Hintergrund.

„Pappn hoiden!“ war alles was der Blade sagte, er drehte sich um und stapfte mit geballten Fäusten wütend davon.

„Pfiat eich bis am Freitoch!“ sagte ich und zwinkerte den anderen zu. „Grias eich und net auscheissen!“ kam es Chorartig von der Crew, die wusste das des Rudels Ärger bald verflogen sein würde. Er nahm halt alles was seine Zett betraf völlig persönlich.

Der Dicke führte mich nach Hause und sagte: „Dermoi Stevie, dermoi sans echt im Orsch de Dodeln. Und i vasprich da, daunn gib i a Ruah. Vielleicht hehehe…“

„Na i muss sagen, i bin dermoi a überzeugt das es die Sau net derpackt, oba es warad a Bledsinn wennst da dei Super-Zett meier mochst wegen de Dodeln. Überleg da amoi wievü Knedl du allanich dem Ferdl no schuidig bist. Wennst die Zett jetzt noamoi himochst Oida daunn kannst von da Bahnbruckn (Anmerkg. d. Autors: eine Brücke in Mödling die Über die Südbahngleise führt) auf de Storkstromleitungen brunzen oder da glei die Kugl gem!“ versuchte ich den Dicken von seinem Vorhaben abzubringen.

„Wenn i net so schwa warad! Ah so a Schas.Waßt wos Steve, du foahrst, weu du host 60 Kilo oisa Nossa. Des moch ma. Genau!“ teilte er mir seine völlig Idiotische idee mit auf die ich umgehend „Niemois Rudel, sorry i foahr sicha net, bist narrisch, denk do amoi noch…“ erwiederte.

Der Dicke sah auch ein, dass dies zu nichts führen konnte. Wir verabschiedeten uns und wie ich heute weiß fuhr der Dicke umgehend in die Garage um sich auf den bevorstehenden Heat vorzubereiten.

Diesmal – soviel kann ich Euch verraten – nahm alles einen viel weniger unangenehmen Verlauf und der Dicke hat seine Zett am Leben gelassen. Aber das ist eine Geschichte die ich Euch ein anders mal erzählen werde.

die 70er - days of thunder - part eleven (copyright steveman)

 

im schuppen war es wegen der hitze draussen ziemlich stickig. die türe war zu und durch die staubigen fenster fiel nur wenig licht in den raum. im glasklaren schwarz der z-900 spiegelten sich die fenster und das licht wieder. der dicke saß auf der werkbank und schaute auf das wohl wichtigste stück technik in seinem leben. die pfandler-kawasaki z-900.
ich stand so da und liess meine augen über die 900er streichen, die nach dem wiederaufbau schöner und stärker als je zuvor war. die marshall anlage war inzwischen einem renntauglichen konglomerat aus kerker-krümmer und marving endrohr gewichen. im vollverchromten scheinwerfer spiegelte sich der kopf vom bladen wie eine verzerrte weichbirne wieder und ich musste schmunzeln.
der dicke stierdelte aus seiner geliebten lederjacke – ihr wisst, die aus dem zweiten weltkrieg, die in sepp dietrich’s 6ter ss-panzerdivision dienst geleistet hatte – eine kleine gebogene flasche, schraubte den mit einem kettchen an der falsche befestigten verschluß ab nahm einen einen schluck, hustete und grunzte: „wuaaahh, aaaahh. bist du deppat a so a gift hearst. hehehe. mogst a an hocker stevie mei bua?“

„na danke, aber mit an tschick kannst mi beglücken“ sagte ich und der dicke heizet mir eine black panther an und reichte sie mir. er rauchte sich auch eine an und fragte: „ wos schätzt stevie, derbrenn i de zwataktsau von ledernen dermoi?“ hundertprozentig sicher war ich mir und antwortete mit einem: „eh logo!“

der dicke rutschte von der werkbank und drehte an dem alten schwarzen flügelschalter und mit einem knarzenden geräusch ging das licht aus einer verstaubten 40er-birne an. die Z war schon wirklich ein klasses eisen. überhaupt die vom pfandler. da steckte soviel arbeit und geld drinnen. für die damalige zeit eigentlich kaum vorstellbar. ich musste daran denken wie wir mit der Z dem honda fahrer in guntramsdorf über den arsch gefahren sind. kein wimmerl, der blade mit seinem übergewicht und ich mit meinen 60 kilo waren um welten schneller als der cb 75pilot obwohl der alleine am bock hockte. und auch die feuerrote, in der schweiz getunte egli-kawa eines in der südstadt wohnenden typen hätte nicht die geringste chance gehabt.

der pfandler kramte eine kasette aus einer lade, schob sie in den recorder den er mit einem überdimensionalen riesenlautsprecher ausgestattet hatte. sozusagen super-mono. aus dem lautsprecher fetzte highway star von deep purple:

Nobody gonna take my car
I'm gonna race it to the ground
Nobody gonna beat my car
It's gonna break the speed of sound
Oh it's a killing machine
It's got everything
Like a driving power
Big fat tyres and everything
I love it and I need it, I bleed it
Yeah it's a mad hurricane
Alright!, hold tight, I'm a highway star

“ I’m a hihgway staaaarrr” grölte der dicke und nahm noch einen schluck aus dem bäucherlwärmer.
„scho guat de pörpl oda?“ „ja schon, aber i muss sagen seit der ritchie blackmore die band verlassen hat wird die musi immer souliger und des is orsch. highwaystar is ja scho ur oid des hams 71 rausbracht. dabei war die stormbringer wirklich ned schlecht, aber den blackmore hats ang’feut. der is jetzt weg und hat rainbow gegründet.“ meinte ich unglücklich. klar, ich war ein fan der besetzung ohne nick simper und mit blackmore. egal, später wurde ich sowieso bekennender david coverdale (whitesnake) fan.

„jo nix is wie’s amoi woar“ sagte der blade, riss die schuppentüre auf und schnippte den tschikstummel hinaus. das grelle licht blendete meine augen. ich war immer schon empfindlich auf helles licht. der pfandler setzte seine überlässigen schwarzen sonnenbrillen auf und dachte trotz 30 grad im schatten nicht daran die lederjacke auszuziehen. „oida, des is mei zweite haut hearst“ pflegte er zu sagen „die is durchblutet die jacken, waunn i de ausziag is des wie waunnst ma de haut oziagst, hahahaha“. unter der jacke trug er ein schwarzes t-shirt, damals hat man einfach „leiberl“ dazu gesagt, mit den den gesichtern von emerson, lake & palmer aufgedruckt.
hatte er bei einem konzert in der wiener stadthalle gekauft. „carl palmer ist der beste drummer da wöd es schneebrunza!“ hörte ich des öfteren wenn die crew motzte weil der gfüllte zum 97igsten mal „hoedown“ spielte und dabei den konzertsprecher nachahmte und aus voller kehle in die runde plärrte: „welcome back my friends to the show that nerver ends, ladies and gentleman, emerson, lake and palmeeeeeeeeerrr.“

„schieb ausse de kraxen“ sagte ich und schob den selbstgeschweissten pfandler-z900-ständer zurecht. ein aus dünnem stahlrohr geschweisstes werk, das perfekt unter den motor der z900 passte. der dicke schob das baby heraus und minuten später war die ‚schwarze macht’ wie sie der blade auch manchmal nannte, aufgebockt. vor dem großen heat musste noch öl gewechselt werden und bevor der pfandler schauen konnte rann das alte öl schon in den aufgeschgnittenen benzinkanister. „woooa des is oba sche schwoarz. des muss a schas sei des öh!“ motzte er.
„des is ka schas des öh. des muass so schwoaz sei. wenns ned schwoaz is daunn is a schas!“ sagte ich während ich den ölfilter demontierte.
„wieso?“ fragte der blade.
„na weu a schwoaz öh in dreck in schwebe hält, drum is jo ah schwoaz. waunns ned schwoaz is, schauts zwoa sche aus oba in dreck lossts in dein murl. do pickt der gaunze schwoaze scheissdreck daunn in dein öhwandl.“
„echt? des hob i goar ned gwusst hehehe, na oida du bist a professor hearst“ meinter der dicke und rauchte mir noch eine black panther an.
wir standen so da und rauchten und warteten das alles öl aus der ölwanne tropfte. „glaubst is no irgendwos notwendig wos ma verbessern kunnten? i muass murgen die zwataktsau unbedingt schlogn“ sagte er sorgenvoll und ich meinte: „oida hearst du host die schnöhste Z-900 wo gibt. mit den gerät birnst olles wos ka professionelles tuning hot. überleg do amoi wie vü orbeit der herr aus leobersdorf mit den murl ghobt hot. der is rennprofi gwesen vastehst? des geht eh wie die hölle…“

„jo eh!! owa i bin ja so schwa, des is a nochteu. najo ondraseits is der murl wirklich a mocht hehe…“ sprachs und verschwand im schuppen.

ich drehte die ölschraube ein, montierte den ölfilter und füllte das teure bel-ray ein. als der dicke wieder aus dem schuppen kam war ich bereits fertig. „so oida, neix öh, neicha öhfüta, olles paletti. da kaunn nix schiefgehen.“ sagte ich und startete die Z-900 deren motor mit lautem brabbeln den dienst aufnahm.
ich liess den motor laufen und zupfte ab und zu am gasgriff was die Z mit einem röhren aus der gekürzten und nach oben verlegten marving quittierte das es eine freude war. der motor drehte vermutlich wegen der erleichterten kurbelwelle und den feingewuchteten teilen turbinenartig und vor allem bemerkenswert schnell hoch. ich kontrollierte filter und ölschraube auf dichtigkeit und zupfte erneut am hahn.

„drah den scheisshaufen oh du trottel!“ tönte es aus dem ersten stock des hauses. ich schaute nach oben und sah das blöde gesicht von irgendeinem ausgefressenen typen. bevor ich was sagen konnte schrie der pfandler schon: „schnauzeee!!! du gschissana!!! sunst kumm i auffe und planier di!!! mir san glei fertig und jetzt kräu unter dein stan zruck!!!

„i ruaf jetzt die heh, du blade sau!“ rief der mann zurück und verschwand. ich drehte 4-mal wirklich heftig am gasgriff. aus der kombinierten kerker-marving-anlage, natürlich ohne dämpferelement, brüllte es bösartigst. dann stellte ich den motor ab, wir entfernten den ständer, und schoben die kawa in den schuppen zurück.
als die gendarmen kamen waren wir schon im schuppen und die türe war verriegelt. die herren schauten deppert und verschwanden wieder.

„okay oida, oiso morgen haust den ledernen in die pfanne und mach da kane sorgen, fahrerisch bist sowieso da beste!“ versuchte ich den dicken aufzubauen. „wos nutzt ma des fahrerische auf da groden. übern weinberg traut sie da lederne eh ned autreten, weu in die kurven sans olle planiert de wappler. owa da zwatakta geht waunn a ins bandel draht scho mächtig.“ sorgte sich der pfandler.

„du muasst bein wegfoahrn, do wo da zwatakta enorm vü drehzoih braucht um gscheit wegzukommen scho meta mochn. obwohl i glaub gegen dein murl hot da zwatakta von ledernen ah im oberen und mittleren drehzoihbereich ka leiberl. so i reiss jetz oh, mir treffen si murgen um zehne. pfiart di rudel.“ sagte ich und der dicke salutierte und meinte nur: „sieg heil, kawa! hehe“.



am nächsten tag erschien ich pünktlich beim pfandler, die kawa lehnte blitzblank auf ihrem gekürzten seitenständer. sie sah einfach nur böse und hübsch aus. sozusagen eine zeta-jones auf rädern. geil. der legitime vorfahre der heutigen z-1000.

der dicke kam aus dem schuppen, die ur-alte lederjacke blitzblank geputzt, schwarze jeans und übermächtige, schwarze cross-stiefel mit silbernen schnallen. schwarze handschuhe mit nieten an den handinnenflächen, den mattschwarzen halbschalen-helm mit schwarzem schirmchen auf dem kopf und die bösen schwarzen, sonnenbrillen. ich muss zugeben er sah „echt oarg“ beeindruckend aus. das schwarz liess ihn schlanker und mächtiger zugleich erscheinen. wenn der dicke mit helm fuhr war das schon ein zeichen das er es ernst meinte. normaler weise „san höme wos fia oarscherln“ war seine meinung. die handschuhe und die stiefel bedeuteten, dass er heute alles geben würde, wirklich alles um die kawa als erster über die linie zu bringen. die zweitaktsau vom ledernen beim beschleunigen herzubrennen war gleichbedeutend mit einem gewaltigen sieg. weiters würden alle den pfandler zwischen scheibbs und nebraska als schnellsten mann der zeit kennen.

er hockte sich auf die kawa legte die arme auf den superbikelenker, betätigte rituell die vorderbremse, checkte die hinterbremse, federte die überarbeitete gabel ein und aus, warf einen blick auf die umgebaute und verchromte schwinge. dann nickte er und deute mit seinem kopf nach hinten, was „steig auf!“ bedeutete. während ich mich hinterm dicken nieder liess startete er den motor und liess ihn warmlaufen. mit geradezu zärtlichen gasstössen wärmte er den motor an. ein ritual. seit er den teuren motor hatte befolgte er die anweisungen die ihm der ferdl (der hatte den motor getuned) gegeben hatte minutiös. der dicke griff immer wieder auf den linken motordeckel und auf den panzerschlauch der zum ölkühler führte. nach einer weile liess er den ersten gang mit einem satten ‚klack’ einrasten. die rennkette übertrug die kraft des motors auf das vergrößerte kettenblatt und wir rollten los in richtung ohrwaschl (ohrwaschl hiess bei uns eine raststation in guntramsdorf auf der triester bundesstrasse. der echte name war „raststation hasenöhrl“).
der dicke bog von vösendorf auf die B17 und drückte einmal kurz im zweier an. die kawa produzierte trotz des hohen gewichts das der pfandler und ich gemeinsam hatten einen enormem schub. das war für die damalige zeit schon beachtlich. als wir beim hasenöhrl ankamen standen dort schon massig viele leute und motorräder. ich sah den kuttel mit der honda, den fonso samt kawa, den ledernen mit der zweitakt-750er, die geile gretl und einen haufen anderer leute mit motorrädern die ich gar nicht kannte. offensichtlich hatte der lederne wieder einmal alle die er kannte informiert. selten war so eine grosse gruppe zusammengetroffen. ich sah einige z-1000, ein paar suzukis, ja sogar eine norton commando und andere geile geräte.
ich stieg ab und schüttelte dem kuttel und den anderen die hände. der pfandler schwang sich aus dem sattel, zog seine lederjacke nach unten und hob gebieterisch die rechte hand. er erinnerte mich ein wenig an den hermann göring aber das hätte ich mich nicht sagen getraut. der dicke machte definitiv eindruck auf die umstehenden und seine kawa war sowieso der optische star. dagegen hatte die zweitaksau vom ledernen nichts zu bieten. rein gar nichts. das die meisten kohlen der pfandler-Z eigentlich im motor steckten wusste ausser mir und dem rudel kaum einer.

„sers rudel mei schatzi“ sagte der lederne lässig „gekommen um wieder eine niederlage einzustecken? hehehe“.
„sers lederna oids haus. hehe, du deppata die schwoarze Z wird di vernichten du doimerl“ erwiderte der dicke.
eigentlich waren die beiden wirklich die besten freunde, aber wenns um den speed ging dann war da schon so etwas wie heftige rivalität zu spüren. nicht nur eimal hat dies zu mehrwöchiger funkstille zwischen dem ledernen und dem rudel geführt. aber der rudel war ein guter verlierer. musste er auch sein weil er noch nie gegen des ledernen 750er gewonnen hatte. alle anderen hat er zumindest ab und zu geschlagen, wobei meist sein gewichtsmanko und der damit verbundene hohe luftwiederstand schuld waren das er zweiter wurde. außerdem heizte niemand mit dem dicken wenn es irgendwo kurvig wurde. da war er unüberwindbar. ein ausnahmekönner. aber halt ein blader. der lederne selbst hat eigentlich gegen den dicken mit dem zweitakter immer gewonnen und mit seiner 4-takt-kawa z-1000 ebenfalls. er neigte dazu den dicken deswegen zu necken.

heute war es überhaupt ganz schlimm weil die gretl auch da war. und ich sage es ganz ehrlich, es ist jahre her aber wenn ich an dieses mädel denke wird mir immer noch anders. so eine figur habe ich persönlich nur einmal im leben gesehen, endlos lange haxen, schlank und eine -wohlgemerkt völlig echte – oberweite die sagenhaft war. der dicke sagte immer: „oida i wird deppat, des is a hos, da kriegst a herndl in da hosen, hehe…“ und ganz unrecht hatte er damit nicht. die gretl war zu dem zeitpunkt nicht vergeben und es fand ein mörderisches wettbraten statt an dem sich der blade aber nicht beteiligte. „hob eh ka schaus i orme sau!“ aber keiner wollte vor der gretl a verlierer sein.

die gruppe trat zusammen und es wurde ausgemacht wie der heat gefahren wurde. einmal in richtung neustadt, start auf der anhöhe in guntramsdorf direkt beim poschinger (das war ein schrotthändler und autoverwerter, den gibt’s heute noch). ende des heats 100 meter vorm ortsanfang traiskirchen. einmal vom ortsanfang traiskirchen richtung guntramsdorf bis rauf zur anhöhe (die übrigens im ortsgebiet lag, was den burschen aber völlig wurscht war). da genau in der mitte eine ampel mit der kreuzung nach gumpoldskirchen und pfaffstätten lag, wurde das startzeichen mittels umgebauter bundesbahn-warn-lampe, welche der fonso einem öbb’ler geklaut hatte, von der ampel aus gegeben. es war genau berechnet wann der starter das signal gab, sodass die fahrer bei grün über die kreuzung pfefferten. ich glaube es ist nicht notwendig zu sagen, dass auch die meisten damaligen motorräder vor oder bei der ampel ihren topspeed erreichten. bei start und ziel standen jeweils zwei als kontrolleure fungierende freunde die start und zielankunft überwachten. weiters war es in der regel möglich bis zu 4 heats zu fahren bevor die gendarmerie eintraf.

„hoid ma die dam stevie“ sagte der dicke und nahm einen kräftigen schluck aus seinem baucherlwärmer.
„scheiss da ned ins hemd, wennst du die burschen heit ned birnst daunn was i ned…“ meinte ich und der pfandler brachte es sofort auf den punkt: „ned die burschen, in ledernen muass i birnen!“
„oiso hau eahm in orsch aus und vergiss ned das du di vierebeigst und floch wia a schnitzel obenhockst. lutsch die gobebruckn oh!“ gab ich ihm mit auf den weg.

die Z fegte davon in richtung auto poschinger und ich konnte das wummern lange hören. auch die anderen machten sich auf den weg zur startlinie und das blecherne geschnarre vom ledernen seiner zweitakt-kawa war deutlich heraus zu hören. ein paar minuten später standen gut 10 motorräder am start. unten bei der ampel hatte wohl der starter mit einem kurzen blinken signalisiert das in wenigen sekunden die lampe anging denn oben am hügel schwoll das geräusch mächtig an. da wurden die motoren gemolken wie schweizer milchkühe und ich hoffte inständig das der dicke das tat was wir soviele male besprochen hatten, nämlich die drehzahl konstant zu halten und eben nicht zu melken und die kupplung so kommen zu lassen das möglichst nur leichter schlupf am hinterrad entstand.
kaum zu ende gedacht brüllte es am hügel oben los das man in der hohen warte geglaubt hat es ist ein erdbeben der stärke 4 auf der richterskala. ich kannte ausser der zweitakt-kawa kein einziges motorrad mit serienauspufftopf.

ich sah die motorräder aus der ferne herankommen. die geräusche waren wirklich enorm. ich konnte noch nicht sehen was los war, auch fuhr damals keine sau mit licht. aber ich konnte im geräuschinferno die killer-Z vom bladen herausbrüllen hören, da war es definitv dieses blecherne, absolut unpackbare brüllen das nur astreine rennmotoren in verbindung mit der kerker/marving-anlage produzierten. ein paar sekunden später konnte ich sehen, dass der lederne mit der 750er-2-takt-kawa führte und der pfandler dahinter lag. genau 100m bevor die truppe am ohrwaschelwirten (wo ich stand) vorbeifegte sah ich wie der dicke ausscherte und das unglaubliche geschah. genau dort wo die 2takt-kawa am stäkrsten war und am besten anschob (3 gang oberer drehzahlbereich) stach der dicke aus dem windschatten. er hing auf der Z tief über den lenker gebückt. sein kopf war mit den ellenbogen auf einer höhe. „der lutscht echt an der gabelbrücke“ dachte ich und jubelte innerlich. ein kurzes aufheulen lies mich erkennen das der dicke ohne auch nur einen millimeter vom gas zu gehen mit nur einem viertel gezogener kupplung die vierte hineinklopfte. war schon gut das wir den getrieberädern eine kur verpasst hatten und dazu eine leichte hinterdrehung. der blade schoß am ledernen förmlich vorbei und ging deutlich sichtbar in führung. ich ertappte mich wie ich laut „ leeeiiiiiwaaaaaand“ schreiend in die luft sprang und schon sah ich die truppe nur noch von hinten. die pfandler-neuner (die ja eigentlich, hehe, mehr als 1000 kubik hatte,) übertönte alles und kenner haben aus dem diabolischen gebrüll drehzahlen gehört die damals kaum eine serien-900er auch nur im ansatz länger als 10 sekunden ausgehalten hätte.

dann schwoll das geräusch abrupt ab, die burschen hatten das ziel erreicht und drehten ab. ich sah eine hellorangene stichflamme für ein paar sekunden, sie erlosch und dann züngelte es noch ein paar mal rot bevor ich endgültig nichts mehr sehen konnte. es vergingen ca. 2 minuten bis sich die truppe am ortsbeginn von traiskirchen neu formierte und der starter an der ampel das signal zum zweiten heat gab. diesmal hörte ich vom start nichts, zu weit waren die motorräder entfernt.
es dauerte aber kaum 10 sekunden und das geräusch der herannahenden kräder schwoll zu einer bösartigen klangwolke an. eine von mir aber sehr verehrte bösartigkeit. zu meiner wirklich von herzen kommenden, großen freude war der dicke diesmal bereits weit in führung und hatte locker 6 motorradlängen vorsprung vorm ledernen. ich freute mich wie ein schneekönig. der pfandler gab wirklich alles und presste seinen körper ans motorrad wie einen pfannkuchen. er knallte die gänge ohne gaslupfer hinein und machte meter um meter in richtung ziel. dann hörte ich einen einen knall und sah wieder eine hellorange stichflamme und ein kleine züngelndes nachflämmen aus seinem auspuff und der zweite heat war gewonnen.


wenige minuten später, es wurden noch die freunde von der ampel und die start bzw. ziel-richter abgeholt standen alle wieder beim hasenöhrl am parkplatz.
der dicke sprang vom bock stürmte auf mich zu und drückte mich an sich und schrie mir ins rechte ohrwaschel: „stevieeeee du oider saubeidel, heheheheeeeeee!“
„auaaaa hearrst rudel loss mi do aus hahaha…“ musste ich herauspressen und klopfte dem bladen mit den händen auf den lederbewährten buckel.
„die pfandler zetten is die macht!!!!!!!“ brüllte er in richtung der gruppe und reckte die rechte faust in die höhe.
danach zog er fast ritualartig die handschuhe aus, klemmte sie unter den arm und öffnete die lederjacke, ihr wisst schon die aus dem großen krieg, und heizte sich eine seiner berüchtigten black panther an. ich steckte mir auch eine an und mein blick wanderte zum ledernen und der stand mit einem verbissnen gesicht bei seiner zweitaktsau. „bin neugierig welche und ob er ausreden für die beiden deutlichen niederlagen parat hat“ dachte ich so bei mir.

„oider rudel hearst“ begann der lederne „des is nimmer normal wie des ohhebt. i scheiss an kropfen. i bin bein erschten moi voi guat wegkommen und die sau geht besser wie jemois zuvor und trotzdem hob i ka wirkliche schaus ghobt. bist deppat oida des flämmt ausn auspuff sowas hob i no ned gsehng. i hob ah bein zweiten moi ka schaus ghobt. des is unmeglich wie des auschiabt. bitte loss mi aumoi prowieren die zetten. i gratulier da blada, du bist zua zeit unschlogboar!“ er hielt dem pfandler die hand hin und der zog den ledernen heran und umarmte ihn und klopfte auf seinen rücken: „kloar kaunnst es probieren, do host in schlissel!“

die augen vom dicken leuchteten als der lederne die Z mit verhaltener bis mittlerer drehzahl in richtung poschinger bewegte. „bist deppat des höllert owa wirkli mächtig hehehe!“ sagte der dicke mehr zu sich selbst, aber die andern nickten zustimmend. „a waunsinn wie des flämmt“ meinte der fonso und sah den kuttel an der ein „echt woah ka schas!“ anfügte und sich die tränen aus den augen wischte weil er ohne helm unterwegs war.

der lederne prügelte die Z mit höchsten drehzahlen den berg hinunter musste aber bei der ampel abdrehen und peng!! da waren sie wieder die flämmchen aus dem auspuff. das sah wirklich sehr schön aus, leider gibt’s sowas heute fast nicht mehr. das hatte etwas hocherotisches.
der lederne drehte an der ampel um und kam zurück. er stieg ab und meinte: „na serwas oida, in dem murl wohnt jo a teife. oba ned so a klaner liaba sondern a richtig besa. scheiss mi au rudel des geht jo wie deppat. und des geht eigentli überoi guat. unten, mitte und gaunz ohm. i wü jetzt ned wissen wos do drinnen is“ sprachs und warf mir einen listigen blick zu.

„i bin unschuidig“ sagte ich sofort. „hehehehe, daung da steve dos du mi mit den tüpen zsammenbrocht host. i werd zwoar no drei joahr an den kredit kiefeln owa mia is wuascht“ sagte der blade und klopfte auf meine schulter. „daung da schen dos’d mi einereitest du sacklpicka“ sagte ich und floh vor dem „du flohbeidel!!!!“ schreienden ledernen.

nachdem über die zwei heizerln alles besprochen war schrie der lederne lauthals: „hurchts amoi zua es eier!!!! heit auf’d nocht find a mörder-festl bein fonso statt. de trangeln zoih i. olle. und da rudel is da ehrengost und kriagt in vuasitz. jetzt warads no wichtig doss ihr olle wos zum beissen mitbringts. kotletten, wirschtln und den gaunzen schas wos ma zun grühn braucht. den grüller leicht uns ah da fonso.“

die ankündigung wurde mit grossem jubel bergüßt und wir hockten uns alle beim wirten auf ein paar trangeln hin. es wurde benzin ohne ende gequatscht.

als der pfandler einmal verschwand um einem dringenden bedürfnis nachzukommen sprach mich der lederne an und sagte: „steve, heit auf’d nocht tan mir in bladen ehren. du musst uns höfn.“
„was teits eahm? ehren?“ fragte ich. „jo du doim, weu a so vabissen kämft und endlich da schnöhste is. mir schenken eahm a echtes eisanes kreiz mit aner ketten fian hois und von aner echten mützen von aner panzereinheit den totensschädel. do hob i scho a klammern aulöten lossn damit er si’s an de jackn steckn konn!“ raunte der lederne

„wau, a mörder idee hearst oba des totenschädel obzeichen is vabten, des wissts eh.“ erwiderte ich. „drauf gschissn und aus. du muasst uns de urkunde schreim, weu mir san z’bled und uns foit ka text ei. schau mir hom scho a pergamentortige papier-rolle organisiert. tätst des fia uns mochn?“ flüsterte er. „jo eh kloa gib her, i schreibs daham mit schwoarzer tusch und i pick a schens randel auf, da foit ma scho wos ei.“ sagte ich und steckte das papier unter meine jacke.


am abend dann, als alle bereits gut gegessen und einige biere gekippt hatten stand der lederne von den zuvor aufgestellten heruigenbankeln auf und klopfte mit seinem messer an sein krügerl. „leitln bitte hurchts ma amoi zwa minuten zua und hoits eicha pappn!“
tatsächlich wurde es leiser wengleich auch nicht still.

„oiso freunde der gasradeln. heute is a besonderer tog fia mi und ah fia a poar ondare, weu i mecht heit wos über an freind vo mia sogn. und zwoar iba mein besten freind und kawatreiber den oiden rudel!“
der blade pfandler wurde schlagartig bleich, weil er damit ned gerechnet hatte.
„geh rudel stöh di amoi do her und hurch mia und den stevie a bisserl zua.“ forderte der lederne den dicken auf, der sich anfangs wehrte aber letztendlich mehr oder weniger zum ledernen nach vor geschoben wurde.
„oida rudel du mein liebster gegner auf dem gasrad, weu du so a hortnäckiger kerl bist, hom mir uns fia di wos ausdocht. und zwor wird da der stevie jetzt a urkunde übergeben, aber vorher wird er’s vorlesen und wehe es unterbrechts eahm. fong au stevie!“ sprach der lederne mit seltsam ernster stimme.

„also“ sagte ich und entfaltete die urkunde „lieber rudel, i les dir jetzt wos vor und du bist stat so long wos i red. ehrenurkunde. diese urkunde bestätigt dem herrn rudolf pfandler der absolut hartnäckigste, wildeste und schnellste Z-900-treiber der umgebung zu sein und soll ihn ehren da er auch in zeiten der totalen vernichtung seiner geliebten Z-900 niemals aufgegeben hat. für besonders heldenhaften versuch die brennende Z mit bloßen händen zu löschen verleihen wir dir das eiserne kreuz erster klasse und den originalen totenkopf von der schirmmütze eines offizieres der totenkopfdivison. gezeichnet: deine freunde lederner, fonso, kuttel und steve!“

bevor der dicke, der wirklich und ohne flunkern sehr gerührt war, auch nur irgendetwas sagen konnte hatte ihm der lederne schon das eiserne kreuz von kuttels opa umgehängt. anschliessend befestigten wir den totenkopf am linken kragenspiegel der pfandler lederhaut. sah mörder aus. [(anmerkung des autors: wenngleich auch dieses der SS zugehörige abzeichen verboten war, erlaubeich mir darauf hinzuweisen, dass es in unserem verwendungszweck nichts mit rassismus zu tun hatte sondern lediglich dem ‚bösen’ aussehen diente!)]

der rudel war total gerührt und konnte nichts sagen. ich glaube sogar mich erinnern zu können eine träne in seinem linken auge gesehen zu haben, aber das war sicher vom rauch der zigarette die er sich eiligst angesteckt hatte.
„so rudel, da hast die urkunde, die hängst dir auf und des eiserne kreuz hängst dazu!“ sagte ich und überreichte die urkunde.
„de urkunde“, sagte der pfandler mit recht dünner stimme, „häng i ma über de harpfen und des eiserne kreiz ah. bist deppat es sads jo wirkli a poar eierbären hehehehe… mah der totenschädel is a wauhnsinn. der is mörder. so an hot da sepp dietrich ah am kappe ghobt hehe. den trog i in ehren freunde und i daunk eich recht sche. i was goar ned wos i sogen soll“, er kramte seinen baucherlwärmer hervor hob ihn hochund schrie „ auf eich, es himmelhunde!“

der abend wurde lange, richtig lange. und es war eines meiner letzten erlebnisse mit der crew. dem einen oder anderen wir beim lesen die gänsehaut gekommen sein, denn wir waren aus heutiger sicht ziemlich verrückt. wie auch immer man das sehen mag, für mich war es eine schöne zeit.

tja freunde, der letzte schwank von meiner crew, die sich hiermit von euch verabschiedet.

liebe gruesse
vom pfandler, vom ledernen, vom kuttel , vom fonso
und von mir

eurem
steveman

 

 

 

Kurzgeschichten aus der früheren Mopedszene - Days of Glory - part one  (copyright steveman)

Heee  das is ja warm da!“ dachte der junge Feldhase als er sich auf den schwarzen Asphalt schmiegte und in die aufgehende Sonne blickte. Es war noch kühl und auf der Lichtung neben der Strasse war das Grün der Wiesen nur schemenhaft zu erkennen, denn es lag Bodennebel wie Zuckerwatte in der grünen Senke. Die Vögel zwitscherten schon wie verrückt und sonst war kaum ein Geräusch zu hören.

Ungefähr 10km vom Ort des geschehens warf der Branntner Hannes grade seine GSXR 1100 an. Brabbelnd lief der 4-zylinder mit Chokehilfe während der Hannes seinen Helm aufsetzte und die Handschuhe über die klammen Finger stülpte. Mit dem lederbewährten Unterarm wischte er die Feuchtigkeit vom Sitz und stieg auf. Er zupfte am Gasgriff und der Yoshimura-Anlage entwich ein Donnergrollen. „Orschpartie!“ dachte der Hannes „sollt’s ruhig auch was davon haben es faulen Hund es!“ und er gab noch ein paarmal kurz Gas das die Suzuki bellte wie ein getretener Münsterländer. In den umliegenden Häusern des Dorfes wusste man nun, dass der „deppate Branntnerbua“ sich auf den Weg in die Hacken machte.

Der Hannes schob den Choke zurück und mit einem „Klack!“ legte er den Einser ein und liess die Suzuki mit moderater Drehzahl auf die Strasse rollen. Der Luft-Ölgekühlte 1100er-Treibsatz den er mit speziellem 20-50er-Öl befüllt hatte benötigte doch eine Weile um warm zu werden. Die Arias-Kolben mit speziellem Kolbenhemd und die anderen feinen Teile im mächtigen 1100er wurden immer behutsam warmgefahren bevor es zum Inferno der Höchstdrehzahl kam.

Der Hase schmiegte sich eng an den warmen Asphalt, der die Wärme des Vortages offensichtlich gespeichert hatte. Subjektiv natürlich, denn auch der Asphalt war saukalt aber halt doch fühlbar wärmer als die feuchten Wiesen. Ein oder zwei Grad vielleicht. Freund Feldhase kniff die Augen zusammen. In der Ferne schwoll ein erst fast nicht zu hörendes Heulen zu einem nunmehr deutlichen Röhren an. Immer wieder hörte man das Auf- und Abschwellen des Geräusches.

De Hannes wand gerade den Zweier der Yoshi-Suzuki aus wie ein nasses Handtuch und klopfte aus der bergab rechts den Dreier hinein um auf die in die Senke führende Gerade ordentlich Schwung mitzunehmen.

Freund Hase war schlagartig ganz wach, starrte in den sich rasend schnell nähernden Scheinwerfer der branntner’schen Suzuki und entschloss sich blitzartig aufzustehen.

Der Hannes kam eigentlich nur noch dazu den Gasgriff auf Null zu stellen, für’s Lenken oder Bremsen fehlte einfach die Zeit. Einer Sprechblase gleich bildete sich in seinem Kopf ein furchtbar lauter aber doch völlig unhörbarer Schrei, der von der hinteren Schädelwand wie ein Echo reflektiert wurde. „FUUUUUUUCK!!!!!“

Der Hase beschloss loszurennen und bekam in der Sekunde das wunderbare Muster des damals obligaten Dunlop D204 Sportmax ins Fell gestanzt. Als die Hasenseele gerade den Hasenkörper – oder sagen wir besser das was davon übrig blieb – verließ war der Hannes schon gut 25 Meter weiter und versuchte die schlingernde Suzuki einzufangen.

Die drei Radfahrer genossen den kühlen Morgen und ihre Körper waren schon von den vorangegangenen Kilometern durchwärmt. Mit den nach unten gebogenen Lenkern und den bunten Dressen, eines davon von Colnago,  sahen sie recht schnittig aus. Wie üblich fuhren sie nebeneinander und unterhielten sich schnaufend über den Giro’d Italia. Plötzlich vernahmen sie ein singendes Geräusch, welches durch die Kette einer sich schnell nähernden, aber aufgrund gezogener Kupplung im Leerlauf drehenden und daher relativ leisen Yoshimura-Suzuki verursacht wurde.

Der wegen der Hasenkollison auf die Gegenfahrbahn gekommene Hannes sah die drei Radler, konnte aber nur wieder innerlich schreien und nichts wirksames tun. Die drei Pseudo-Rennfahrer spritzten wie wild auseinander und verteilten ihre Körper und Räder ungleichmäßig in den Gräben links und rechts von der Strasse. Ein lustig anmutendes Bild wie zwischen verbogenen Papierdünnen Felgen und davonfliegenden Kapperln und Trinkflaschen die Herren Radrennfahrer herumkugelten.

Der Hannes beschloss nun genug Fahrstabilität erreicht zu haben um die Kupplung wieder auszulassen und die Drosselklappen auf „Habt Acht!“ zu stellen. Die Suzie brüllte auf und schoß davon. Den Radfahrern ist Gott sei Dank nichts passiert, aber sie fluchten wie wild und fuchtelten herum. Völlig sinnlos.

„Orschpartie!“ dachte der Branntner „was foahren’s a nebeneinander de Dodeln. Gut a bissi weit drüben war i schon, aber wärens korrekt am Rand gfohrn war es sich locker ausgangen“.

Der Branntner stand an der Werkbank und feilte an einem Bremsexzenter herum als der Meister kam. „Stöll da vur Hauns, do hot a Motorradelfoahrer drei Radlfoahrer zsammgführt, de ham mi aufghoiten und gebeten das i die Vafolgung aufnimm. Du wast jo nix davon? Sogn ma rein zuföllich?“

Aber der Hannes wusste ehrlich nichts davon, weswegen die Geschicht ungeklärt blieb.

Übrigens gab es bei einem der Radfahrer an diesem Abend frischen Hasen.

Kurzgeschichten aus der früheren Mopedszene - Days of Glory - part two  (copyright steveman)

Die Landschaft flog in irrwitzigem Tempo vorbei. Der Hannes legte die 1100er Suzuki mit Vehemenz in die Kurven und konnte ganz leicht an die vor ihm fahrende ZZR-1100 aufschließen. „Hehe“ dachte der Hannes „doch ned so des Wahre in den Kurven die Blade Kawa“.

Der Trupperl auf der ZZR sehnte die nächste Gerade herbei, wohl wissend, dass er nur dort der getunten 1100er Suzuki Paroli würde bieten können. Hinter den Beiden brüllte die 1000er Yamaha vom Goggo durch die offene Renntröte. Im Prinzip drei übermäßig laute Boden-Boden Raketen die offensichtlich ihren Spass auf öffentlichen Strassen genossen.

Nach Sollenau kam dann endlich der vom Trupperl ersehnte Streckenteil. Kurz nach dem Kreisverkehr führte der Weg auf Nebenstrassen fernab der B17 in Richtung Wr. Neustadt. Ein mörderisches Stück Straße, mindestens 4 wenn nicht 5 Km völlig gerade. Ungefähr in der Mitte eine Kuppe. Aber keine Kleine.

Der Hannes beschleunigte, genauso wie der Goggo absolut voll aus dem Kreisverkehr heraus wodurch der Trupperl ins Hintertreffen kam und nur als dritter auf die Mördergerade hinaus kam. Er drehte am Hahn von der ZZR und schaltete ohne Kuppeln und mit minimalen Gaslupfern die Gänge durch. Der Zeiger vom Tacho beschleunigte ohne Ende, 200,220,250… Die ZZR sog sich an den beiden anderen vorbei und ging in Führung. Keiner der Herren Rennfahrer hatte aber beim Überfahren der Kuppe jemals mehr als 200 auf der Uhr. Auch dieses Mal drehten sowohl der Hannes als auch der Goggo ab. Dies blieb dem nach vorne orientierten Trupperl allerdings verborgen und er stach mit 270 auf der Uhr auf die Kuppe zu.

Wer die Strecke kennt weiß, dass man bei ca. 200 locker abhebt und ein paar Meter weit hüpft. Nun als der Trupperl erkannte das die Kuppe bei dem Tempo die Freundlichkeit der Berg-Isel-Schanze hatte war es fast zu spät. Mit geschlossenem Hahn und leicht angezupfter Vorderbremse fetzte die Kawa, immer noch gute 240 schnell, über die Kuppe. Keine Frage, das waren mehr als 70 cm Flughöhe. Die Kawa flog also in gut 70cm Höhe dahin. Und weit. Wie weit? Keine Ahnung, aber weit. Blöd nur das die Kawa in Flightmode quasi nicht steuerbar war und daher begann sich eigenmächtig in Richtung Gegenfahrbahn auf den Landeanflug vorzubereiten. Das wäre auch nicht weiter tragisch gewesen wenn nicht genau auf der geplanten Landebahn ein Installateur mit seinem Lieferwagen mit motiviert erscheinendem Tempo entgegen kam.

Als er den Flugkörper sah, wollte er kurz nach links ausweichen, was aber nicht ging denn da kamen ja die Anderen, völlig korrekt auf ihrer Seite daher. Der Installateur beschloss in weniger als 3/1000 Sekunden bei gut 120 das Lenkrad ruckartig nach rechts zu reissen und den alten Renault 4 in die ausgesprochen unebene Wiese zu schmeissen. Der R4 schoß zuerst gerade und dann leicht nach rechtsdriftend durch den Acker,  Fetzen flogen durch die Gegend und der Installateur klammerte sich zwischen herumfliegenden Zollrohren, Polokalteilen und Abflussgensen fest. Der R4 kam dann aber trotz des leichten Drifts wieder gerade und rollte aus. Der Installateur war sicher froh, dass er eine zweite Arbeitshose im Auto hatte.

Zeitgleich zu den erschreckenden Erlebnissen des Installateurs war die Kawa im Landeanflug. Gear down und runter. Mit einem 2 Sekunden-Herzstillstand bemerkte der Trupperl den weissen R4 der auf der Landebahn daherkam aber dann Gott sei Dank gleich in den Acker abbog. Mit Stil, bravo!

Die Kawa legte eine harte Zweipunktlandung hin, die Funken spritzten deutlich sichtbar und die Federelemente schlugen durch das es dem Trupperl fast die Wirbel aus der Säule prellte. Der Trupperl ließ sich aber nichts anmerken, schaltete zurück und beschleunigte wieder um den Vorsprung an den Stadtrand von Neustadt zu halten. Die beiden Anderen, die nach dem Megasprung der ZZR beschlossen den Heat abzubrechen sahen nur wie sich ZZR und Reiter immer weiter entfernten.

Als Goggo und Hannes beim Würschtelstand ankamen, stand der Trupperl schon lässig rauchend, aber deutlich blasser als sonst da und sagte: „No Burschen, wo woarts denn? No a bisserl spazieren gfoahrn?“

„Deppata“ sagte Hannes „ du bist jo ned gaunz dicht. Die Kawa ist mindestens 20 waunn net 30 Meter weit durch die Luft geflogen. Sog amoi wie deppat muass ma sei waunn ma mit 250 über’d Kuppen nagelt? I man du Trottel wohnst jo do oiso kennst des. Wenn des an’ der die Strecken ned kennt passiert sog i jo nix!“

„Ah geh, is eh olles leiwand gangen du Gacker“ meinte der Trupperl trocken. Er fühlte aber eine gewisse Feuchtigkeit im Unterhoserl. Die ZZR-Verkleidung war an der Unterseite auch stark mitgenommen.

Der Installateur wählte ab diesem Tag eine andere Strecke in die Arbei und der Trupperl fuhr weiterhin ziemlich deppert durch die Gegend. Bis zu dem Tag wo er am Heilsamen Brunnen (in der Nähe von Sollenau) die ZZR mit Macht zerstörte. Aber das ist wahrlich eine andere Geschichte.

Kurzgeschichten aus der früheren Mopedszene - Days of Glory - part three  (copyright steveman)

Das Brüllen war absolut unfassbar laut. Vorne der Branntner Hannes mit der Yoshimura-GSXR 1100 und dahinter der  Goofy mit der 750er-GPZ- Kawa, dicht gefolgt von seinem ziemlich behämmerten Bruder mit ebenfalls einer GPZ allerdings mit 900 Kubik. Die drei nagelten von der Hauptstrasse aus in Richtung Burg Liechtenstein als gäbe es kein Morgen.

Der Hannes hatte, auch aufgrund des besseren Fahrwerks, die beiden Kawabrüder fest im Griff. Der Poidl, also der Bruder vom Goofy (der hiess Goofy weil er 46er Schuhgröße hatte) war ein enorm dummer Hund und ich wunderte mich immer wie einer der so saudumm ist  zu einem Führerschein kam. Beachtlich war, dass sich die beiden Brüder beim Fahren bekämpften wie echte  Feinde.

Na jedenfalls fegt die Partie beim Hotel Hotwagner (vis a vis der Burg Liechtenstein, NÖ) vorbei um dann rechts Richtung Gießhübel abzubiegen, weil dort isses lustig. Heut nimmer, aber damals schon.

Über den Gießhübel drüber kamen dann ein paar echt arge Kurven, eine davon, eine langgezogene leicht hängende Bergabrechts mit einer wirklich heftigen Bodenwelle genau am Scheitelpunkt.

Zur gleichen Zeit an der Strecke ging Herr – nennen wir ihn Huber – in seine Garage und holte den Rasenmäher. Mechanisches Trumm. Versteht sich. Man ist ja Sportsmann. Für die jungen Verweichlichten: das war so ein verdammtes Ding das man nur in guter körperlicher Verfassung über den Rasen schieben konnte. Durch die Drehbewegung der Räder wurde über eine Walze ein Quirlförmiges Messer angetrieben. War ur  mühsam hat aber funktioniert, war umweltfreundlichund man konnte sich damit auch nicht das Stromkabel abschneiden. Zumindest nicht das, welches für einen modernen E-mäher gedacht gewesen wäre.

Hr. Huber, der in einem für die Zeit überdimensionalen Luxushaus wohnte, hatte den Garten an der Strassenseite. Das war aber kein Problem, erstens war die Strasse wenig befahren und zweitens war ja eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 50 km/h. Die Kurve die an seinen Garten grenzte war außerdem aufgrund des Vorhandenseins eines Gehsteiges mit gut 1,50 Metern breite und einen Randstein aus grauem Granit der eine Höhe von geschätzten  5 Zentimetern hatte bestens abgetrennt.

Hr. Huber mähte also zuerst entlang dem wunderhübschen ca. kniehohen, weißen Holzlattenzaunes. Er nickte einem seiner Gartenzwerge zu der ihn freundlich anlächelte und eifrig mit seiner Schubkarre hantierte. Nachdem der gute Huber nun entlang des Zaunes gemäht hatte stellte er behutsam das Rehkitz (ebenfalls tote Materie aus dem gleichen Zeug wie die Gartenzwerge) zur Seite und begann den Rest des stattlichen Rasens zu mähen.

Hubers Nachbar, der den angrenzenden Garten sein Eigen nannte hatte die Hände in den Hosentaschen und schaute über den Zaun. „Ich weiß ned“ sagte er „Herr Nachbar ich hör da so ein Geräusch ab und zu. So ein nicht definierbares. Es klingt wie ein Renntourenwagen. Wo kommt das her?“ 

Nun er sollte es alsbald erfahren, denn der gute Nachbar Huber kam nicht mehr dazu die Frage zu beantworten. Davon abgesehen hätte er auch gar nicht gewusst was das Geräusch verursachte.

Also der Branntner kannte die Bergabrechts und drehte in voller Schräglage einfach das Gas langsam zu und der dicke 11er Motor bremste die Suzie ganz ordentlich. Goofy auf der 750er GPZ mit weniger Bremsmoment gesegnet wählte einfach einen etwas größeren Radius um nicht die GPZ in Branntners GSXR zu stecken, was ihn das Leben auch dann gekostet hätte wenn er den Unfall unverletzt überlebt hätte.

Der Hannes war heikel auf sein Motorrad und hatte, obwohl er harmlos aussah, die Kräfte eines Kodiakbären. Für alle die es nicht wissen. Ein Grizzly ist gegen einen Kodiak auch nur ein Gartenzwerg.

Egal, zur Sache. Der dumme Hund von Poidl auf der GPZ 900 der völlig ahnungslos war was die Strecke betraf, interpretierte die Temporeduktion vom Hannes als Schwäche und meinte sein Bruder setze nun zum Überholen an. Vom Ehrgeiz gepackt und erkennend das sein Bruder scheinbar doch nicht überholte stellte er sich an und radierte in aberwitzigem Tempo außen am Goofy vorbei. Sein Vorderrad schob sich gerade am Hinterrad von Hannes’ Yoshimura-Suzie vorbei als die Gruppe auf die Mörderbodenwelle auflief. Alle wurden leicht ausgehoben und simultan nach außen versetzt. Das war nicht so tragisch. Außer für den bereits schwer im Gegenverkehr herumfahrenden Poidl den es weit über die Mittellinie in Schlingerbewegungen in Richtung Randstein beförderte. Er erkannte das sich das alles leider nimmer ausgehen wird.

Zu Deutsch: Poidl musste aufmachen und stach mit heftigem Overspeed in Richtung Huberschen Garten.

Ein göttliches Bild. Der GPZ Vorderreifen zerschellte am scharfkantigen Randstein und die Kawa samt Poidl fuhr am luftlosen Vorderrad - das Hinterrad war ohne zu übertreiben gute 60cm in der Höhe , wohl wegen der Katapultwirkung des Randsteines - frontal durch Hubers Gartenzaun das die weissen Latten nur so durch die Gegend flogen. Der Poldi machte einen Handstand am Lenker. Voll elegant.

Das nun Aufsetzende Hinterrad kam Quer und traf den Gartenzwerg mit voller Wucht. Dadurch wurde dieser gewaltsam von  seiner Scheibtruhe getrennt und stieg in einer steilen Flugbahn auf um mit lautem Krach auf der Veranda von Hubers Nachbar zu zerschellen. Huber beobachtete entsetzt wie die abgetrennte Scheibtruhe des Zwerges einem Schrapnell gleich ausgerechnet in die Versammlung der Zwerge am Blumenbeet vor der Terasse einschlug und dort mit einem Schlag die halbe Zwergenfamilie ausrottete. Rapoff! Volltreffer!

Hubers Nachbar hatte inzwischen den Ernst der Lage erkannt und eine Körperhaltung eingenommen die an eine Katze beim Gacken erinnerte, nur das er noch die Hände über dem Kopf verschränkte. So eine Art halbe Hocke. Köstlich.

Zwischenzeitlich hatte der Poidl die Kawa ausgelassen die sich über den Rasen drehend in die Erde fräste und mit dem Vorderrad das Rehkitz eliminierte. Die Splitter des künstlichen Kitzes prasselten wie Hagel herab. Hubers Nachbar der sich vor der rasend schnell näher kommenden Kawa retten wollte rutschte mit den Holztöffern auf seiner Veranda aus und fiel mächtig aufs Maul. Die Kawa walzte noch eine Garnitur Mahagoni-Gartenmöbel nieder bevor sie den Zaun zum Nachbargrundstück umnietete. Die ebenfalls weißen Latten des Zaunes wurden auf gut 3 Metern Breite ausgerissen und verteilten sich fliegend in den Garten und über den am Boden liegenden Nachbarn.  Der Poidl inzwischen am Rücken rutschend wurde durch ein Gemüsebeet am Ende des Gartens eingebremst. Dabei legte er den frischen, von Fr. Huber mühevoll gepflanzten Häupelsalat frei. Es schaute echt grausam nach einem schweren Bombenttreffer im Gemüsebeet aus.

Zeitgleich hatte die Kawa ihren weg in Richtung Swimmingpool  fortgesetzt, in welchen sie heftig hineinkleschte und sofort auf Grund lief. Die Flutwelle spritzte über den auf der Schnauze liegenden, mit Splittern von Gartenzwergen, künstlichen Rehkitzen und Zaunlatten bedeckten Hubernachbarn.

Danach Stille. Vielleicht 10 Sekunden. Der Poidl wuzelte sich aus dem völlig zerstörten Gemüsebeet, ging zu Hrn. Huber, streckte die  erdige Rechte aus und sagte: „Grüß Sie, Leopold Mayer. Es tuat me echt lad. Scheisse des Gonze. Geh leck, wo isn mei Kawa?“

Herr Huber und Nachbar waren quasi von einer temporären Lähmung der Sprachorgane befallen und konnten nur eigenartig schauen als der Poidl durch den Garten stapfte. Ich will auch nicht näher auf das Gelächter der Anderen eingehen und auf keinen Fall möchte ich hier wiederholen was der Nachbar vom Huber dann doch alles von sich gab. Ich meine 5 Minuten lang absolutes Jugendverbot ohne einmal Luft zu holen ist beachtlich. Und dazu noch in halbem Hochdeutsch.  Der Ölfilm den die gesunkene Kawa im Pool hinterliess war auch nicht von schlechten Eltern.

Werde nie im Leben vergessen was einer der eilig herbeigerufenen Gendarmen zu einem der Feuerwehrleute sagte als er das Ausmaß der Verwüstung sah: „Bist deppat Kollege! Hiroshima zwei in Niederösterreich!!“

Kurzgeschichten aus der früheren Mopedszene - Days of Glory - part four  (copyright steveman)

Von Leobersdorf nach Sollenau und Felixdorf gab es eine Verbindungsstraße die schöner und vor allem kürzer zu fahren war als über die Bundesstraße 17. Von Hirtenberg kommend fuhr man also unter der Autobahn durch, bog die Erste rechts ab und fuhr durch Sollenau in Richtung Neustadt. Nach dem Bahnübergang ging es scharf links weg in Richtung Sollenau. Sehr kurvig, viele Bäume und dazwischen in einer Kurvenkombination der sogenannte heilsame Brunnen oder s’ heusame Brindl wie es von den Leuten genannt wurde. Der Geschichte nach war also das Wasser dieses Brunnens heilsam und man konnte quasi nach dem Konsum dieses Wassers dabei zusehen wie die Gicht und was weiß ich noch was alles nachliess. Jedenfalls war rechts der Straße ein Platz zum Parken und auch ein paar Bankerln usw. sodass eventuelle Besucher in Ruhe Brunnenwasser schöpfen konnten um sich zu heilen.

Nun dieser International wohl unbekannte Platz dürfte aber einem findigen, deutschen Busunternehmer dazu bewogen haben ein paar Pensionisten über den Tisch zu ziehen. Warum? Weil Busunternehmer immer Pensionisten über den Tisch ziehen. Sei es mit Werbefahrten oder sonstigem Zeug. Egal, an diesem ziemlich  warmen Augusttag standen jedenfalls zwei Fahrzeuge an diesem Platz. Ein kleiner Merceds-Bus und eben der deutsche Reisebus.  War kein ganz großer sondern so ein Mittelding.

Der Goggo sog sich im Windschatten an die Trupperl-ZZR-1100 heran und setzte gerade zum Überholen an als das Ortsschild ‚Hirtenberg’ auftauchte. Die Meute, allen voran der Hannes mit der Yoshi-GSXr-1100 beschloß, dass 180 nicht wirklich ein konformes Tempo war und reduzierte auf ortsgebiettaugliche 100 Km/h. So rollte man also durch Hirtenberg, ein übrigens ziemlich langer Ort.

Nach Hirtenberg folgte eine mächtige Gerade die direkt nach Leobersdorf führte. Heute gibt es dort auf der Geraden leider einen Kreisverkehr und ein US-amerikanisches fast food-Restaurant.  Sowas ist der Top-Speed natürlich abträglich, aber heute gibt es wohl auch niemanden mehr der kurz vor dem Ortsschild 250 auf der Uhr stehen hat und sich tierisch darüber freut mit zwei Kilo ins Ortsgebiet zu stechen.

Am Ortsende von Hirtenberg gelang dem Goggo der Move an die Front der Gruppe. Er war die ganze Zeit einen Gang niedriger gefahren um die  92er FZR 1000 beim Beschleunigen in Führung zu bringen. Hundert Meter vor dem Ende des Ortsgebietes hatte er bereits den Gasgriff auf Anschlag gedreht und Hannes und Trupperl taten es ihm gleich.

Meist  wunderten sich Besucher in Hirtenberg immer wo die Knallerei herkam. Das war leicht erklärt, denn nicht unweit von Hirtenberg auf einem kleinen Hügel war ein Schießplatz. Heute war es aber anders, heute wunderten sich die Schützen denn es klang als würden Granaten eines schweren, weittragenden Schiffsgeschützes heranheulen. Soviel zu den Auspuffanlagen der Truppe. DB-Killer gab es nicht. Höchstens Dosenbier-Killer.

In irrwitzigem Tempo stachen die Drei unter der Autobahnbrücke durch und man konnte das Aufheulen der Motoren beim Zurückschalten hören. Alle bremsten hart, musste doch der erste Abzweig nach rechts erwischt werden. Wer daran vorbei fuhr musste sonst nämlich bis zur nächsten Kreuzung vorfahren und einen längeren Weg wählen. Und nur wer zuerst in Sollenau war bekam quasi das Bier von den Verlierern bezahlt. Goggo wurde innen vom Hannes ausgebremst, aber nur weil der zu schnell war und die Hinterbremse beim Einlenken immer noch blockiert hatte und quasi quer in den engen Radius des 90°-Abzweigs stach. Die Truppe fegte mit immer noch schwer strafbarem Tempo durch den Ort und musste beim Bahnübergang anhalten weil der Schranken unten war. Man nutzte also die lange Wartezeit um sich eine Zigarette anzustecken und über die kommenden Sweeper und Bremspunkte zu quatschen.

Ungefähr zur gleichen Zeit als der einige Kilometer vom Heilsammen Brunnen entfernte Bahnschranken sich öffnete ging eine deutsche Pensionistin nahe dem Parkplatz zum Brunnen über die Strasse um irgendwelche Blumen und sonstiges Gemüse auszurupfen. Die Strasse war kaum befahren und es wehte ein angenehmer lauer Wind. Dieser Wind trug ein im entfernten wie Luftschutzsirenen klingendes Geräusch herüber. Gerade als die Dame (wie aus dem Polizeibericht hervorging hiess sie Hilde K. und wohnte in Nürnberg)  zurück zum Parkplatz wollte und sich ziemlich genau auf der Strassenmitte befand, hörte sie dieses Geräusch immer lauter werden. Sie blieb stehen, blickte in die Richtung aus der das Geräusch kam und sah drei Lichtpunkte mit unglaublicher Geschwindigkeit auf sich zufliegen.

Hannes und auch Trupperl hatten sich auf dem ersten geraden Teilstück am Goggo mit alle Gewalt vorbeigepresst als die scharfe, mit Leitplanke versehene Links die in Richtung Brunnen-S führte die Gruppe zur Temporeduktion zwang. Der Trupperl versuchte innen den Hannes auszubremsen, aber die GSXR war auf der Bremse von der ZZR nicht zu biegen und so kam der Hannes auch als erster aus der Ecke, aber der Trupperl schob sich ganz außen neben ihn und die beiden pressten nebeneinander, dritter Gang voll, auf die S-Kombination zu. Das Backsteingebäude neben dem Brunnen war schon zu sehen. Freund Goggo unterdessen stellte sich und die FZR-1000 auf die Gegenfahrbahn um aus der noch kommenden zarten Links eine Gerade zu machen und mit Übertee auf die dann folgende Rechts zuzukommen und eventuell die beiden Anderen am Bremspunkt zu überraschen.

Zeitgleich sahen Hannes und Trupperl das Hindernis in Form von Hilde K. mit weit aufgerissenen Augen mitten auf der Fahrbahn. In der rechten Hand einen Strauss Blumen in der linken eine Plastikwasserflasche. „Uaaaahrrrghh!“ dachte Hannes und presste 20 Zentimeter links an der Alten vorbei und verschwand in der nächsten Kurve. Der Trupperl musste leider voll bremsend mit schlingerndem Bock rechts an Hilde K. vorbei. Es waren wenige Zentimeter. Hilde K. wurde vom Schreck in Kombination mit dem Luftzug der beiden Motorräder auf Ihren Allerwertesten befördert. Der Goggo sah nur eine sich im eingesprungenen Rittberger befindliche Frau in der Luft hängen und war vorbei. Er sah auch für den Bruchteil einer Sekunde aus dem Augenwinkel wie der Trupperl mit beachtlichem Speed über den geschotterten Parkplatz fegte und war dann selbst hinter der nächsten Kurve verschwunden.

Der Trupperl, den das Brems-Ausweichmanöver weit nach rechts befördert hatte,  kämpfte im leichten Schotter des Parkplatzes mit einer sich in Geradeausfahrt befindlichen Kawa die sich immer schräger legte. Es sah aus Sicht der restlichen Pensionisten abenteuerlich aus wie ein in Schräglage daherkommendes Monster von Motorrad versuchte sie zu torpedieren. Die Altspatzen mobiliserten die letzten Kräfte und spritzten trotz morscher Knochen und Gehstock wie wild auseinander. Der Trupperl der inzwischen über 60°  Schräglage drauf hatte trennte sich durch simples Losalssen des Lenkers von der ZZR und flog sich überschlagend in einer gigantsichen Staubwolke zwischen dem deutschen Bus und dem Merceds-Klein-LKW hindurch aus dem Sichtfeld der Pensionisten. Die Kawa schlitterte nun auf der Seite liegend und ebenfalls in eine Staubwolke gehüllt und funkenschlagend in Richtung Piefgonenbus. Mit einem markerschütternden Geräusch knallte die ZZR mit dem Vorderrad voran genau unter das Heck des Busses. Der Bus wurde durch den Hecktreffer ausgehoben und sein linkes Hinterrad hob fast vom Boden ab.

Es folgte eine bedrückende Stille die durch das herannahende Geräusch von einer GSXR und einer FZR beendet wurde.

„Mönsch!“ schrie einer der Pensionisten „ det is ja wie im Kriech!“  „Wat iss denn  passiert?“ fragte ein anderer. „Na jute Nacht wat isn meinem Bus wiederfahren“ rätselte der Chauffeur.

„De Hilde, de Hilde, de Hilde!!!!“ schrie eine der Pensionistinnen „de ham de Hilde niederjefahren. Ruft doch die Rettung Mönsch!“

Der Trupperl kroch auf allen Vieren aus dem Gebüsch, er war über und über mit Staub, Dreck und Geäst bedeckt. Er klopfte völlig sinnlos mit der Rechten den Staub von der linken Schulter und sah fassungslos in die Traube von Pensionisten die sich um den Bus bildete. Auch Hilde K. war inzwischen geborgen und stand völlig unverletzt aber bleich vom Schreck dabei.

„Sads es deppat worden es oiden Kropftauben hearst? Es kennts do ned mittn auf da Strossn umananderlatschen!“ schrie der Trupperl und riss sich den Helm vom Kopf. Mit wütendem Blick, verschwitztem Haupthaar, knallroter Birne und total verdreckt sah er wirklich zum Fürchten aus.

„Mehn Jung du hast wohl nich alle Tatsen im Klavier, du kannst doch nich hier mit Mordstempo aufn Parkplatz fahren!“ meinte der Chauffeur.

„Pappn hoiden hearst“ schnaufte der Trupperl „ de Oide Sumpfhenn do is jo mittn auf da Strossn gstanden hearst du Trottel du deppata! I wollt jo eh grod weidafoahn!“ und deutete auf Hilde K.

„ I hoi die Kieberei sagte der Hannes!“ und ward blitzartig verschwunden.

„ Bist deppat Oida a schena Abgang, scheiss mi au. De Kawa kaunnst untern zuagmochtn Garaschtirl durcheschiam! Na Hauptsoch du bist okay tuat da nix weh?“ fragte der Goggo.

„Naaa mia tuat nix weh!! Oba die Doppel-Zet is im Oasch!! Des tuat ma weh. Soiche Trotteln!“

„Ick glaub mehn Jung dir is ned wohl, ihr köchert da vorbei wie de Narren und dann sauer sein wenn ihr auf de Schnauze fliecht!“ schnarrte einer der Alten

„I wia no wauhnsinnig, i kaunn jo ned de Oiden Leit in’d Pappn haun!“ schrie der Trupperl und schleuderte den Sturzehlm mit voller Wucht auf den Boden  sodass dieser einenhalb Meter hoch zurückprallte. „Hoid mi sunsten hau i de oiden Leid in’d Pappn und sowas tuat ma jo ned!!!!!“

Die älteren Herrschaften zogen es vor sich ein paar Meter zurückzuziehen und ab sofort nichts mehr zu sagen. Trupperl und der Goggo versuchten ohne den geringsten Erfolg die Kawa unter dem Bus hervorzuziehen. Wenige Minuten später traf auch der Hannes ein gefolgt von einem VW-Passat der Gendarmerie. Die Beweisaufnahme gestaltete sich schwierig denn die Pensionisten waren sehr aufgeregt und jeder hatte was dazu zu sagen.

Der langen Rede kurzer Sinn, der Trupperl hatte sich das Schlüsselbein gebrochen und die Kawa war leider ein Totalschaden. Bis die ganze Angelegenheit endlich gerichtlich erledigt war vergingen immerhin 2 Jahre. Deutschland ist weit. Oder eigentlich, Österreich is weit, denn die Pensionisten mussten ja hier vor Gericht antanzen.

Danach bekam der Trupperl seine Kawa ersetzt und auch einen geringen Schmerzensgeldbeitrag. Brauche nicht dazu zu sagen, dass  der Trupperl zu diesem Zeitpunkt bereits eine weitere Maschine vernichtet hatte und ihm das Geld zur Neuanschaffung einer gebrauchten GSXR-1100 sehr recht kam.